Landwirtschaftsschule Coburg informiert Studierende über Einkommensalternativen
Diversifizierung: Zusätzliche Standbeine stärken landwirtschaftliche Betriebe
Welche Möglichkeiten gibt es, um den eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zukunftssicher zu machen? Dieser Frage sind die Studierenden der Landwirtschaftsschule Coburg im Rahmen eines Schultags im Sommersemester auf den Grund gegangen. Dabei haben sie in den Landkreisen Kronach und Lichtenfels drei Betriebe besucht. Es wurde deutlich: Wer seine Existenz langfristig stabilisieren will, sollte sich zusätzliche Einkommensalternativen erschließen. Harald Weber, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach: „Die Diversifizierung, also neben der klassischen Landwirtschaft ein zusätzliches Standbein wie zum Beispiel Regionalvermarktung aufzubauen, ist für landwirtschaftliche Betriebe eine sehr gute Möglichkeit, den Betrieb zukunftssicherer zu machen.“
1.585 landwirtschaftliche Betriebe umfasst das Dienstgebiet des AELF Coburg-Kulmbach. Viele davon stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie ihren bestehenden Betriebszweig vergrößern wollen: Knappe Ressourcen wie etwa die Verfügbarkeit von freien landwirtschaftlichen Anbauflächen, überwiegend kleine Flächenstrukturen, aber auch die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft erschweren einen klassischen Erweiterungsschritt. Zusätzliche Standbeine helfen, neue Einkommensmöglichkeiten zu erschließen und so den eigenen Betrieb fortzuführen. Welche Alternativen es gibt, erfuhren die Studierenden der Landwirtschaftsschule Coburg auf einer Exkursion anhand von drei Beispielen aus den Landkreisen Lichtenfels und Kronach.
Betrieb Holl: Eggs-klusiv – Direktvermarktung mit Hofladen und Verkaufsautomaten
Vom Erzeuger ohne Umwege zum Kunden – das Konzept der Direktvermarktung verfolgt der Betrieb Holl aus Michelau (Landkreis Lichtenfels) seit 2016 und hat dafür die Marke „Eggs-klusiv“ geschaffen. Darunter vertreibt die Familie eigene Produkte wie Hühnereier aber auch Erzeugnisse anderer landwirtschaftlicher Kooperationspartner. Der Betrieb hat sich seit Ende 2021 auf die Hühnerhaltung spezialisiert: Die Milchkuhhaltung wurde eingestellt, stattdessen werden rund 1.700 Hühner in vier mobilen Hühnerställen gehalten. Ackerbau wird weiterhin betrieben. Die Produkte werden im eigenen Hofladen, auf Wochenmärkten und in Verkaufsautomaten angeboten. Damit Direktvermarktung funktioniert, ist ein möglichst vielfältiges regionales Angebot wichtig. „Wer plant, in die Direktvermarktung einzusteigen, sollte sich eine Nische suchen. Macht nicht das, was der Nachbar macht“, rät Mitinhaber Simon Holl den Studierenden der Landwirtschaftsschule.
Betrieb Gieger: Urlaub auf dem Bauernhof
Eine völlig andere Form der Hofnutzung lernten die Studierenden auf dem Betrieb Gieger im Lichtenfelser Stadtteil Klosterlangheim kennen. Bereits 1993 hat die Familie mit der Vermietung von Ferienwohnungen begonnen, inzwischen bietet sie 9 Wohnungen mit 40 Betten im Ökonomiehof des ehemaligen Zisterzienserklosters an. Daneben bewirtschaftet sie noch rund 170 Hektar Ackerfläche. „Ferien auf dem Bauernhof“ kann für geeignete Betriebe eine lukrative Einkommensalternative sein, vor allem wenn zusätzliche Attraktionen angeboten werden. So gibt es auf dem Betrieb Gieger z.B. eine Spielscheune, Pony- und Pferdereiten, einen überdachten Spielplatz und Events. Dabei könnte eine Spezialisierung wie Mehrgenerationenzimmer oder Barrierefreiheit eine Nische sein.
Betrieb Hanna: Von Geflügelmast bis Sommerrodelbahn
Dass sich ein landwirtschaftlicher Betrieb in viele Richtungen diversifizieren kann, beweist der Betrieb Hanna in Kronach. Der seit 2003 zertifizierte Biohof bietet gleich mehrere Facetten von Einkommensalternativen. Es werden die Bereiche Direktvermarktung, Gastronomie, Erlebnisbauernhof und Energieerzeugung abgedeckt: Im Wirtshaus werden die Produkte der eigenen Bio-Angusrinder angeboten, die Bio-Hähnchen wachsen im Schatten von Photovoltaik-Anlagen heran und eine Sommerrodelbahn zieht Ausflugstouristen an.
Das AELF fördert und berät: Wann sind Einkommensalternativen sinnvoll?
Für die Studierenden der Landwirtschaftsschule Coburg und deren Lehrkraft Carina Merdian ist nach der Exkursion klar: Landwirtinnen und Landwirte sollten abschätzen, welche Formen von Einkommensalternativen für sie sinnvoll sind. Dabei sollte beachtet werden, dass die Diversifizierung ein zweites Standbein für den landwirtschaftlichen Betrieb ist. Die Alternative sollte zum jeweiligen Hof und zur Persönlichkeit der Betriebsleiter passen und gewinnbringend umzusetzen sein. Dabei ist es notwendig, im Vorfeld das Marktumfeld zu analysieren, um kein Überangebot zu schaffen. Dann kann Diversifizierung Risikostreuung und Zusatzeinkommen für die landwirtschaftlichen Betriebe bedeuten. Mehr als zwei Drittel setzen in Bayern bereits auf zusätzliche Alternativen zur klassischen Landwirtschaft. Bei Förderung und Beratung unterstützt das AELF Coburg-Kulmbach.
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