Handball: HC Erlangen verlängert mit Tarek Marschall – und schickt ihn nach Nordhorn

21-jähriger Rückraumspieler soll Spielpraxis sammeln, um im Sommer 2023 nach Erlangen zurückzukehren

Als Tarek Marschall im Sommer 2019 das Elternhaus in Hanau verließ und zum HC Erlangen wechselte, rief nicht nur die große Chance der Handball-Bundesliga, sondern es war auch ein harter Einschnitt im Leben des 18-Jährigen. „Die Mama kocht nicht mehr für mich und ich mache auch meine Wäsche selber“, sagte er damals. Marschall war ehrlich: Er ging auch mit Wehmut nach neun Jahren bei der HSG Hanau, bei der er vor allem in der A-Jugend die komplette Nachwuchs-Bundesliga in Grund und Boden warf: „Die HSG war wie eine zweite Familie für mich.“

Drei Jahre später kann Tarek Marschall nun sehr Ähnliches über den HC Erlangen sagen: Mit der Drittliga-Mannschaft wurde er eben als bester Torschütze souverän Meister, der Rechtshänder trainierte regelmäßig bei den Profis und schnupperte immer wieder Bundesligaluft. „Das macht mich besonders stolz, dass ich schon Minuten in der ersten Liga sammeln konnte“, sagt der heute 21-Jährige. Er brachte es so bereits auf 44 Einsätze und 25 Tore in der stärksten Liga der Welt.

Gerade in der Corona-Saison sammelte der wurfstarke und flinke Rückraumspieler Spielzeit und Anerkennung. „Tarek macht Spaß ohne Ende“, sagt auch Raul Alonso, Sportdirektor und Trainer des HC Erlangen. „Er hat sich toll entwickelt und wurde in kurzer Zeit vom A-Jugendspieler zu einem herausragenden Drittligaspieler.“ Doch das Ziel des HC Erlangen mit Tarek Marschall ist natürlich ein viel größeres: „Wir wollen Tarek weiter heranführen, dass er uns in naher Zukunft in der Bundesligamannschaft weiterhelfen kann“, verrät Raul Alonso. Dafür fehlt Marschall Spielpraxis oberhalb der Dritten Liga, eine gehörige Portion Muskelmasse sowie, wie Alonso sagt, „Abwehrskills“.

All das soll sich Marschall nun in einer Ausleihe für ein Jahr bis 2023 an die HSG Nordhorn-Lingen holen. Gleichzeitig hat der HCE den Vertrag mit dem Nachwuchsspieler bis 30. Juni 2024 verlängert. „Wir wollen Tarek unbedingt längerfristig an uns binden, wir glauben fest an eine gemeinsame, erfolgreiche Zukunft“, sagt HCE-Geschäftsführer Rene Selke.

„Wir wollen trotz der Entfernung engen Kontakt halten und regelmäßig im Austausch mit dem Spieler und den Trainern bleiben“, sagt Raul Alonso. Die HSG Nordhorn kämpft gerade noch um den Aufstieg in die Handball-Bundesliga, doch schon als Spitzenklub der zweiten Liga würde „die Erfahrungen und das Selbstbewusstsein in einer tragenden Rolle in Nordhorn“ (Alonso) Tarek Marschall „ganz sicher auch für den HCE weiterbringen“.

Am Ende des Deals freuen sich deshalb nun alle: Tarek Marschall, weil er mindestens eine Liga höher Spielpraxis sammeln kann, die HSG Nordhorn, weil sie einen starken Nachwuchsspieler sowie „einen tollen Jungen“, wie Alonso sagt, verpflichtet – und der HC Erlangen, weil er Tarek Marschall in guten Händen für seine persönliche handballerische Entwicklung weiß. Die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann, die Marschall beim HCE-Partner Sportland derzeit absolviert, wird er in Nordhorn fortsetzen. Und allzu wehmütig muss er zudem auch nicht sein: Er kehrt ja schon im Sommer 2023 zum HC Erlangen zurück.