HC Erlangen unterliegt den Berliner Füchsen
Lange Zeit machte der HC Erlangen dem Tabellendritten das Leben schwer, am Ende setzte sich Berlin durch.
Man musste auch alle Überraschungen gefasst sein vor diesem Sonntagnachmittag in der Arena Nürnberger Versicherung. Natürlich kam da der Tabellendritte auf Champions-League-Kurs ins sonnige Franken, getragen von einer fast schon unheimlichen Erfolgswelle von nur einer Niederlage aus den vergangenen 15 Bundesligaspielen. Eine Mannschaft gespickt mit feiner Klasse und gleichsam wuchtiger Durchsetzungskraft, von Portionen aus Feingeist und Maschinenraum. Aber eben auch die Füchse Berlin, die, wie sogar die Mannschaft ihren Trainer vorher noch informiert hatte, „die vergangenen vier Mal in der Arena nicht gewinnen konnte“, so Jaron Siewert. „Unendlich erleichtert“, so der Füchse-Coach nach dem 25:31 (11:14), sei er daher gewesen, „das spricht für die Heimstärke des HCE genauso wie für den Standort“. Am Ende ein Sieg, der Berlin im Rennen hält im Wettlauf um die Champions-League- Plätze – im Fernduell bezwang der THW Kiel nur hauchdünn mit 28:27 die SG Flensburg-Handewitt.
„Das ist es wohl, was eine Spitzenmannschaft zur Spitzenmannschaft macht“, resümierte hinterher Antonio Metzner abgekämpft. Die Woche über hatte der Erlanger Rückraumspieler mit den Folgen einer Corona-Infektion zu kämpfen, wie neben ihm auch Tim Zechel und Christopher Bissel. Am Donnerstag hatte es dann auch noch den Trainer erwischt, weshalb sein Stellvertreter Olafur Stefansson im Coaching aushelfen musste. „Wir waren dran“, fand auch der ehemalige Weltklasse-Halbrechte, „aber es hat dieses kleine Bisschen gefehlt, um die Füchse vielleicht doch noch an den Rand der Niederlage zu bringen.“ So aber führte der HC Erlangen vor 3764 Zuschauern in 60 Handballminuten letztlich keine einzige Sekunde. Lange Zeit aber war die Mannschaft dafür hauchdünn hinter den Gästen hergerannt, war ihnen auf den Fersen, den Atem des HCE spürte Berlin beinahe ständig im Nacken. Doch das 3:3 bedeutete schon den letzten Gleichstand – zu fahrlässig gingen die Gastgeber mit ihren zum Teil großen Torchancen um, die man sich stark erspielt hatte. Allein zwei Siebenmeter fanden in der Startphase nicht den Weg ins Tor, beide Male war Dejan Milosavljev zur Stelle gewesen. Drei Mal half zudem der Querbalken bei freien Würfen vom Kreis und auch bei einem Tempo-Gegenstoß. „Hier waren wir nicht zwingend genug“, haderte Stefansson hinterher, in der Deckung fehlte dazu der entscheidende Zugriff aus den vergangenen Partien, in denen Erlangen vier von fünf hatte gewinnen können. Vor allem aber auf der Torhüterposition besaß der HCE zunächst wenig Glück – über 5:9 (18.) und 7:10 (21.) konnte sich Berlin einen wichtige Puffer erarbeiten. Der aber bröckelte immer mal wieder, wenn es dem HCE gelang, Bälle zu stehlen und mit Anschlusstreffern die Flamme ans Gas der Halle zu halten: Postwendend zündete das Publikum Stichflammen unters Dach, Erlangen bekam Aufwind, das sonst an diesem Tag durchaus verwundbare Berlin schien dann kurz davor, ins Wanken zu geraten.
„Doch genau dann ist es uns nie gelungen, diesen einen Treffer zum Ausgleich zu machen“, so Metzner. So wankte und schaukelte der riesige Turm, den Berlin in die Schlacht gefahren hatte, vielleicht ganz leicht – aber er fiel nie. Und ein paar Fehlwürfe, Fehlpässe oder Schrittfehler später stand es nicht mehr 10:11, sondern wieder 11:14, nicht mehr 14:15 oder 15:16, sondern wieder 16:20 (44.).Weil Erlangen an diesem Tag auch die Deckung, in der Sebastian Firnhaber fehlte, nicht in den kompromisslosen Aggressivitätsmodus versetzen konnte, blieben die Lücken zu groß für die erhoffte Überraschung. Nutznießer: Mijajlo Marsenic, der am Ende acht Treffer für die Füchse aus der Nahdistanz warf. „Hier haben wir zu einfache Tore kassiert“, fand auch Olafur Stefansson, vor allem gegen Ende, als beim HCE zudem die Kräfte schwanden. Im Stile der Spitzenmannschaft marschierte Berlin nun die entscheidenden Meter davon, der HCE verlor den Windschatten – bis am Ende nach lange Zeit hartem Kampf ein ernüchterndes 25:31 auf dem Würfel stand. Die einzige Überraschung war in der Arena diesmal tatsächlich, dass am Ende alles so kam, wie manche es im Vorfeld vermutet hatten.
HC Erlangen: Ziemer, Ferlin;
Sellin 4, Jaeger 1, Overby, Fäth 1, Büdel 1, Bissel 1, Metzner 4, Link, Jeppsson 7/1, Steinert, Zechel 6.
Füchse Berlin: Milosavljev;
Wiede 1, Holm 7, Andersson 3, Lindberg 3/2, Morros 1, Langhoff 1, Chrintz 1, Matthes 4, Kopljar, Marsenic 8, Drux 2.
Schiedsrichter: Schulze, Tönnies. – Zuschauer: 3764. – Zeitstrafen: 4/5. – Siebenmeter: 1/3 – 2/2.
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