Bamberg: Stolpersteine in Gedenken an Siegfried Steinberger
Der jüdische Unternehmer Siegfried Steinberger hatte 1901 den Vorgängerverein 1. FC Bamberg mitgegründet – jetzt wurden zur Erinnerung an seine von den Nazis ermordete Familie im Haingebiet Stolpersteine verlegt. Siegfried Steinberger führte den 1. FC Bamberg nach der Gründung über Jahre hinweg erfolgreich und wurde zum ersten Ehrenmitglied ernannt. Im März 1926 starb er plötzlich und unerwartet bei einem Besuch der Leipziger Messe. Weil Siegfried Steinberger eines natürlichen Todes starb und somit kein Opfer der systematischen Vernichtung der Juden war, sind auf den Stolpersteinen vor dem Haus in der Hainstraße 24 nur die Namen seines Bruders Hugo sowie dessen Ehefrau Else und des Sohns Walter zu lesen. Hugo und Siegfried Steinberger hatten 1919 die Firma H. & S. Steinberger in Bamberg gegründet. 1938 musste die Familie das Unternehmen zwangsverkaufen. Die Nachfolgefirma existiert heute noch: Steba Elektrogeräte GmbH & Co. KG in Strullendorf. Steba steht für (Ste)inberger (Ba)mberg. Hugo Steinberger wurde 1942 in Izbica (Polen) ermordet.
Siegfried Steinbergers Sohn Erwin, der später in die USA ausgewandert ist, erinnert sich an ein großes Fotoporträt seines Vaters, das bis zur Nazizeit im Sitzungszimmer des 1. FC Bamberg hing: „Eines Tages kam Herr Schmaus, der 1926 die Grabrede gehalten hatte, mit dem Bild unter dem Arm zu meiner Mutter und erklärte ihr, dass das Bild nicht mehr im Club hängen dürfe.“ Bis 1933 soll zur Erinnerung an Siegfried Steinberger sogar jedes Jahr ein Fußballspiel stattgefunden haben. Erwin Steinberger besuchte diese Spiele mehrmals zusammen mit seiner Kinderschwester, wie er sagt.
Die Stolpersteine im Hain stehen somit auch für ein Stück der Vereinsgeschichte. Zu Erwin Steinberg, wie Siegfried Steinbergers Sohn seit seiner Einbürgerung in den USA heißt, hatten der 1. FC Bamberg und der FC Eintracht bis in die 2000er Jahre immer wieder Briefkontakt. In den vergangenen Jahren hat der FC Eintracht Bamberg nichts mehr von Erwin Steinberg gehört. Recherchen von Adrian Grodel, Mitarbeiter der Abteilung Kommunikation, ob Erwin noch lebt, blieben leider ergebnislos. Daher freut sich der Verein besonders, dass der leidenschaftliche FCE-Fan Emanuel Gentilucci von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bamberg maßgeblich an der Stolpersteinaktion für die Familie Steinberger beteiligt war. Die Verlegung selbst wurde von der Willy-Aron-Gesellschaft organisiert.
Neueste Kommentare