Der Kiebitz brütet im Obermain-Jura

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Der Kiebitz

Welche Herausforderungen der seltene Vogel meistern muss

Eine Hand voll Kiebitz-Pärchen hat sich entschlossen auf Äckern im Landkreis zu brüten. Das Landratsamt Lichtenfels und die Landwirte in der Region arbeiten eng zusammen, um eine erfolgreiche Brut zu ermöglichen. Über das „Wie?“ der Kiebitz-Schutzmaßnahmen berichtet Naturschutzwächter Gerd Glätzer.

Das besonders schlechte Kiebitz-Jahr 2021

Gerd Glätzer ist schon seit knapp drei Jahrzehnten Naturschutzwächter und war im Frühjahr 2021 zur Wiesenbrüterkartierung in den Mainauen auf der Suche nach Nestern unterwegs. Auf den an die Vogelschutzgebiete angrenzenden Ackerflächen wurde er fündig. „Einmal sind wir zum Nest gekommen, da sind die Kiebitze gerade geschlüpft“, erzählt er mit leuchtenden Augen. Der Kiebitz zählt zu den sogenannten Indikatoren von qualitativ hochwertigen Lebensräumen entlang von Fließgewässern. Im Acker ist das Bodennest gut getarnt und bereits ab März werden die vier gelegten Eier für gut drei Wochen bebrütet, ehe die Küken schlüpfen. Insekten, deren Larven, Schnecken und Würmer stillen den Hunger.

Der engagierte Naturschutzwächter Glätzer resümiert den Bruterfolg 2021 als „besonders schlechtes Kiebitz-Jahr“. 2021 hat das wechselhafte Wetter, vor allem der Regen im Frühjahr, dem Kiebitz-Bestand zugesetzt, da ein Teil der Nester mitsamt Eiern fortgespült wurden. Aber auch die Küken hatten es nicht leicht: geschwächt durch wenig Insekten als Nahrungsquelle hatten sie mit der Feuchte und den kühlen Temperaturen zu kämpfen, da sie in den ersten zehn Tagen nach dem Schlüpfen viel Wärme bedürfen.

Hoffnung auf erfreulichen Bruterfolg 2022

Kiebitze kehren häufig jedes Jahr an ihren Geburtsort zurück. „In diesem Jahr sind um die fünf Kiebitz-Pärchen im Brutgeschäft zu beobachten, deren Bruterfolg ausschlaggebend für den Erhalt der Art im gesamten Landkreis ist“, berichtet die Biodiversitätsberaterin Stefanie Gritscher. Um dem Bestandsrückgang entgegen zu wirken, ist die Zusammenarbeit vor Ort zwischen den die Äcker bewirtschaftenden Landwirten, dem Landratsamt Lichtenfels und der Naturschutzwacht wichtig.

Schutzmaßnahmen für den Kiebitz

Generell hilft den brütenden Vögeln im Maintal eine störungsarme Umgebung. Speziell dem Kiebitz helfen bis in den Mai lückig bewachsene Äcker und das Verschonen der Gelege. So machten sich Gerd Glätzer und seine Kollegen auch dieses Jahr auf die Suche nach Kiebitz-Nestern. Von ihm gefundene Nester werden in Absprache mit den Landwirten markiert. So haben die selten gewordenen Kiebitzküken eine Chance zu schlüpfen, da die Maschinen um die Nester herum manövriert werden. Für Landwirt Florian Schütz ist die Rücksichtnahme auf die Nester eine Selbstverständlichkeit, da er in seiner Kindheit die auffälligen Vögel noch häufiger erlebt hat. Da die Nester angepasst an die Bewirtschaftung abgesteckt werden, bedeutet es nur einen minimalen Mehraufwand auf die Kiebitze zu achten. Seitens der Unteren Naturschutzbehörde und Biodiversitätsberatung wird der Einsatz für den Kiebitz honoriert. Wer Kiebitze bzw. Interesse an Kiebitz-Schutzmaßnahmen hat, erhält weitere Informationen bei der Unteren Naturschutzbehörde Lichtenfels:

Für die Wiesenbrüter an die Leine – Unterstützung der Schutzmaßnahmen

Damit die selten gewordenen Vogelarten Ruhe zum Brüten und zur Jungenaufzucht haben, sind ab März bis Ende August im Vogelschutzgebiet „Täler von Oberem Main, Unterer Rodach und Steinach“ die Vierbeiner an der Leine zu führen. Wiederholte Störungen führen im schlimmsten Fall zum Verlassen der Nester. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an all diejenigen, die sich daran halten. „Mit Aufmerksamkeit und Rücksicht ermöglichen Sie den Fortbestand dieser faszinierenden Wiesen- und Feldbrüter in unserem Landkreis“ fügt die Gebietsbetreuerin des Landschaftspflegeverbandes, Frau Miriam Wiblishauser, hinzu.