Brose Bamberg: Robinson-Wahnsinn in den Schlusssekunden

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Brose Bamberg besiegte am 30. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga die BG Göttingen mit 88:87 und verbleibt damit im Rennen um die Playoffplätze. Vor 3.134 Zuschauern war die Partie 70 Sekunden vor Schluss beim Stand von 84:77 eigentlich schon entschieden, doch kamen die Gäste zurück und gingen ihrerseits 6,5 Sekunden vor dem Ende mit drei Punkten in Führung: 84:87. Es folgte ein Wahnsinnsdreier von Justin Robinson, bei dessen Ausführung er zusätzlich gefoult wurde. Er traf mit 2,5 Sekunden Restspielzeit den fälligen Freiwurf und sicherte seinem Team somit einen spektakulären und wichtigen Sieg im Kampf um die Postseason. Bester Bamberger Werfer war Omar Prewitt mit 21 Punkten, Chris Dowe schrammte mit 16 Zählern und acht Rebounds nur knapp an einem Double-Double vorbei.

Oren Amiel: „Manchmal benötigt man einfach Glück. Eigentlich hatten wir das Spiel im Sack, lagen mit sechs Punkten vorne bei noch einer Minute Spielzeit. Dann haben wir falsche Entscheidungen getroffen. Das Spiel muss uns eine Warnung sein. Was uns nach wie vor fehlt ist Konstanz. Daran müssen wir weiter arbeiten. Aber, am Ende des Tages, zählt nur das, was auf der Anzeigetafel steht. Und da steht, dass wir gewonnen haben. Und das dank eines Sensationswurfes von Justin Robinson gewonnen. Ich freue mich für ihn, ich freue mich aber in erster Linie für die Fans, die diesen Sieg verdient haben.“

Brose kam genau so ins Spiel, wie sie sich das vorgenommen hatten: konsequent in der Defense, aggressiv in der Offense. Innerhalb der ersten zweieinhalb Minuten gab es drei Ballgewinne, auch daraus resultierend zehn Punkte (10:0, 3.). Es dauerte über drei Minuten, ehe die Göttinger ihrerseits zum ersten erfolgreichen Wurf kamen. Doch Bamberg hatte das Geschehen weiterhin im Griff, führte Mitte des Viertels nach wie vor zweistellig: 16:5. Die Punkte von Chris Dowe nach etwas mehr als fünf Minuten zum eben 16:5 sollten aber die letzten für eine lange Zeit sein. Plötzlich gelang den Hausherren nämlich nichts mehr. Vorne wollte nichts mehr fallen, in der Verteidigung kamen sie nun ein ums andere Mal den berühmten Schritt zu spät und gestatteten den Gästen so einfache Punkte. Und die nutzten das aus. Bis Ende des Abschnitts legten sie einen 15:0-Lauf aufs Parkett und brachten Brose somit einen Vier-Punkte-Rückstand nach zehn Minuten ein: 16:20.

Der 15:0-Lauf sollte sich viertelübergreifend sogar auf insgesamt 19:0 ausbauen, denn auch die ersten vier Punkte des zweiten Abschnitts gehörten den Göttingern. Chris Dowe war es, der den Offensivfluch nach gut zwölf Minuten mit einem Dreier, dem ersten im Bamberger Spiel, durchbrach. Und spätestens nachdem Dominic Lockhart kurz darauf ebenfalls den Distanzwurf einnetzte, war zum einen das Publikum wieder da, zum anderen Brose wieder auf vier Punkte dran: 25:29. Doch damit nicht genug. Die Hausherren hatten sich wieder in die Partie hineingekämpft, blieben nun weiter aggressiv und kamen durch Akil Mitchell nach 17 Minuten zum erneuten Ausgleich: 34:34. Ein Robinson-Dreier holte kurz darauf sogar die Führung zurück, die auch beim 43:42-Halbzeitstand Bestand hatte. Wermutstropfen allerdings war das Bamberger Foulmanagement, denn Lockhart (3), Sengfelder (3) und Mitchell (4) hatten frühzeitig Probleme.

Nach der Pause hatten sich beide Teams nun gefangen, lange Läufe, wie noch in den ersten beiden Vierteln, blieben auf beiden Seiten aus. Es war ein Spiel auf Augenhöhe zweier Teams, für die es um einiges ging. Die Intensität war hoch, viele, teils auch diskussionswürdige, Pfiffe auf beiden Seiten unterbrachen immer wieder den Spielfluss. Die Folge: Freiwürfe. Und da tat sich Brose schwer. Nach drei Vierteln hatten sie lediglich 14 bei 22 Versuchen getroffen – mehr als ausbaufähig und in knappen Spielen am Ende oftmals mit entscheidend. Ein weiteres Problem auf Bamberger Seite: die Dreier wollten bislang nur sporadisch fallen. Zwar traf Omar Prewitt zwei im dritten Abschnitt, insgesamt lag die Quote bis dato aber lediglich bei 25 Prozent. Und dennoch: die Gastgeber erzielten die letzten fünf Zähler und gingen mit einem Vier-Punkte-Vorsprung ins letzte Viertel: 65:61.

Der Schlussabschnitt sollte es dann nochmals in sich haben. Brose konnte sich zunächst absetzen, ging durch einen 10:0-Lauf nach knapp 33 Minuten mit 75:67 in Führung. Diesen Vorsprung behielten die Hausherren auch in den kommenden Minuten, lagen nach einem Prewitt-Dreier 70 Sekunden vor Schluss immer noch mit soliden sieben Zählern vorne: 84:77. Was dann passierte, kann eigentlich nicht wirklich erklärt werden. Die Bamberger trafen einige falsche Entscheidungen, die die Göttinger gnadenlos bestraften. 17,5 Sekunden vor Ende lag Brose plötzlich wieder in Rückstand, stand es 84:85. Dieser Rückstand sollte 6,5 Sekunden vor Ende nach zwei erfolgreichen Gästefreiwürfen noch auf drei Zähler anwachsen. Der vermeintlich letzte Angriff gehörte allerdings den Gastgebern. Justin Robinson drückte den Dreier ab, traf in den Jubel der 3.134 Fans und wurde dabei noch gefoult. Mit 2,5 Sekunden auf der Uhr verwandelte er den fälligen Freiwurf zum Vier-Punkte-Spiel und der erneuten Bamberger Führung, die auch der Göttinger Notwurf mit ablaufender Spielzeit nicht mehr wegnehmen konnte. Brose Bamberg siegte am Ende mit 88:87 und hält sich damit die Playofftür weiterhin einen Spalt weit offen.

Brose Bamberg:
Dowe 16, Lockhart 3, Prewitt 21, Mitchell 5, Omuvwie dnp, Robinson 13, Geben 6, Ogbe 8, Sengfelder 6, Kyzlink 10