Uehlfelder MdL Gabi Schmidt: „Die Teichwirtschaft ist in einer bedrohlichen Lage“
Satzfisch-Mangel macht den Fischerzeugern zusätzlich zu schaffen
Das Ende der Karpfen-Saison 2021/2022 naht – doch naht in den kommenden Jahren schlimmstenfalls auch das Ende der Teichwirtschaft im Aischgrund? Gabi Schmidt, fischereipolitische Sprecherin der Freie Wähler-Landtagsfraktion, sieht die Fischerei derzeit ernsthaft bedroht: „Schon seit Jahren sorgen Kormorane und Biber sowie neuerdings auch Gänsesäger und Fischotter für massive Schäden in unseren Karpfenteichen“, so Schmidt. Doch nun komme ein weiteres, sehr ernstes Problem dazu: „Uns fehlen ganz extrem Satzfische“, erklärt die fischereipolitische Sprecherin. Vielen Teichwirten sei es deshalb nicht möglich, ihre Weiher wie gewohnt nachzubesetzen. Zumindest in den kommenden beiden Jahren werden deshalb auch in den Gaststätten weniger Karpfen auf den Tisch kommen.
„Die Teichwirtschaft ist in einer bedrohlichen Lage“, so Schmidt. Der Satzfischmangel tue nun ein Übriges dazu, den Teichwirten die Freude an ihrem Beruf zu nehmen: „Viele denken ans Aufgeben“, sagt die Abgeordnete. In der Oberpfalz sei die Entwicklung schon weiter vorangeschritten, da seien viele Weiher bereits verfüllt.
Warum in diesem Frühjahr die Satzfische fehlen, ist nicht ganz klar. Die Produzenten gehen jedoch davon aus, dass Vögel den kleinen Fischen den Garaus gemacht und die Mengen der vorhandenen Tiere in den Weiher so drastisch reduziert haben.
Würden jedoch vermehrt Teichwirte ihre Weiher aufgeben und nicht mehr bewirtschaften, hätte das weitreichende Konsequenzen: „Zuerst einmal ganz konkret, weil wir sonntags auf unseren Karpfen verzichten müssen. Als Folge wäre aber auch die Biodiversität an und in unseren Teichen in Gefahr, weil Studien zufolge die hier zu findende Artenvielfalt nur durch die Bewirtschaftung so hoch ist. Und noch etwas dürfen wir nicht vergessen: Die Teiche prägen unsere Landschaft, 2021 wurde die traditionelle Karpfenteichwirtschaft von der Unesco sogar zum immateriellen Kulturerbe erklärt, all das wäre dann bedroht.“
Schmidt plädiert aus diesem Grund erneut für einen rationalen Umgang mit dem Naturschutz: „Naturschutz darf nicht dazu führen, dass eine Art andere Arten verdrängt.“ Man müsse genau hinschauen, welche Arten wirklich noch bedroht seien und welche nicht mehr. Aus diesem Grund initiierte Schmidt beispielsweise auch einen Antrag, dass Bayern sich für die Herabstufung des Schutzstatus des Fischotters einsetzen solle.
Es ist nur allzu offensichtlich: Nach der kurzzeitigen ökologischen Scheinoffensive des Ministerpräsidenten, die allerdings schon nicht substanziell unterfüttert war, bläst die Landesregierung gemeinsam mit ihren Hilfstruppen aus den sie tragenden Parteien und Landtagsfraktionen zum breiten Angriff auf den Natur- und Artenschutz.
Statt Betroffene effektiv bei der Umstellung auf wildtiertolerante Bewirtschaftungsformen zu unterstützen und diese zu bewerben, wird immer häufiger gefordert, das Wild zu bekämpfen, ob Wolf, Gans, Biber, Otter, Kormoran oder jetzt auch Säger.
In früherer Zeit gab es einmal Prämien für das Töten der Spatzen, weil die angeblich die Getreideernte schmälerten. Tatsächlich stellte sich nach starkem Schrumpfen der Population heraus: Jetzt gingen die Ernten wirklich zurück, da mit dem Spatz ein wichtiger Freßfeind der Schadinsekten weitgehend ausgefallen war.
Zwar ist das Beispiel nicht 1:1 auf die aktuelle Situation übertragbar. Aber es zeigt überdeutlich, daß viele „regulierende“ Eingriffe des Menschen kontraproduktiv wirken. Denn über das Zusammenwirken im ökologischen Netzwerk ist noch viel zu wenig bekannt. Bekanntes wird zudem seitens der ökonomischen Interessensvertreter gern ignoriert oder verfälschend verzerrt wiedergegeben.