Junge Union Wunsiedel veranstaltete Diskussionsabend zum Thema „Integrationspolitik“
Die Integrationspolitik gerät durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch in Deutschland wieder mehr in den Fokus. Diesem Thema nahm sich am vergangenen Mittwoch auch der Kreisverband der Jungen Union (JU) Wunsiedel an. Der Kreisvorsitzende Frank-Robert Kilian konnte zur digitalen Veranstaltung neben zahlreichen Teilnehmern auch zwei versierte Referentinnen begrüßen. Die Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung und Landtagsabgeordente aus Bayreuth, Gudrun Brendel-Fischer war der Einladung genauso gefolgt wie die Teilkoordinatorin Migration des bfz Standorts Bayreuth, Lisa-Marie Wetekamp.
Frank-Robert Kilian bedankte sich bei den beiden Referentinnen, die aus der Parlamentspraxis und der täglichen Arbeit im Bereich Integrations- und Sprachkurse berichten konnten. Die Integrationsbeauftrage sei sehr aktiv und brenne für das Thema Integration. „Das sieht man auch daran, dass ich noch nie eine so schnelle Zusage zu einem Fachgespräch bekommen habe, wie von Gudrun Brendel-Fischer“, hob Kilian das Engagement der Landtagsabgeordneten hervor.
Gudrun Brendel-Fischer berichtete von der Migration und Flucht als anhaltenden Zustand, insbesondere durch die Überschneidung mehrerer Krisen gebe es nun neue Herausforderungen.
Aktuell könne man eine sehr große Hilfsbereitschaft bei breiten Teilen der Bevölkerung in Deutschland, aber auch in osteuropäischen Ländern wie Polen oder Ungarn wahrnehmen.
Sie lobte dabei besonders die Ehrenamtlichen, die einen großen Beitrag bei der Hilfe für die ankommenden Ukrainer leisten. Auch die Integrationslotsen erweisen sich in der momentanen Situation wieder als ein wichtiger Faktor in der Integrationsarbeit.
„Die Integrationslotsen leisten hervorragende Arbeit! Deswegen setze ich mich in München für die Verlängerung über das Jahresende 2022 hinaus ein.“, versprach Brendel-Fischer. Die schnelle Hilfe habe jedoch auch ihre Schattenseiten. Aktuell gebe es einige Diskussionen, warum bei Flüchtlingen unterschiedliche behördliche Wege für den Erhalt der Aufenthaltstitel beschritten werden müssten. Insbesondere stoße bei manchen die Erleichterung für die ukrainischen Geflüchteten auf Unverständnis. Dies läge jedoch auch an den gesetzlichen Vorgaben durch die Bundesregierung.
Im Bereich der Aufnahme gab es laut der Integrationsbeauftragten Problemen bei der Registrierung der ankommenden Ukrainerinnen, doch auch hier werden die Herausforderungen mit der Zeit bewältigt. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Kinderbetreuung, hier stellt die Integrationsbeauftragte auch in Aussicht, dass nach den Osterferien erste Lösungen für die Betreuung ukrainischer Kinder umgesetzt sind. Dabei lobte Brendel-Fischer auch, dass diese häufig aus der Ukraine trotz Krieg und Flucht Online-Unterricht von ihren ukrainischen Lehrerinnen und Lehrern bekämen. Ein Zuhörer fragte, wie auf die geringe Impfquote bei den Flüchtlingen reagiert werde, von der häufig zu lesen sei. Gudrun Brendel-Fischer hob in ihrer Antwort hervor, dass selbst die geimpften Geflüchteten häufig nur einem chinesischen Impfstoff geimpft seien. Diese sind in der EU allerdings nicht zugelassen und auch nicht so wirksam wie die zugelassenen Impfstoffe. Auch diese müssten nochmals mit einem in Deutschland zugelassenen Impfstoff geimpft werden. Impfstoff sei genügend vorhanden, aber gerade vor dem Hintergrund einer fehlenden Impfpflicht könne man nur versuchen, die Flüchtlinge zu überzeugen sich impfen zu lassen. Bei der geringen Impfquote sei allerdings nicht sicher, wie viel Erfolg man dabei haben werde. Aufklärungen über die Impfung, auch in Ukrainisch, werde derzeit schon betrieben. Anders stelle sich die Situation bei den Pflichtimpfungen für den Besuch von Kindergärten dar, hier habe man eine Übergangsregelung geschaffen, um den Eltern Zeit für eine notwendige Impfung zu geben. Eine weitere Frage war das Verhältnis zwischen russischstämmigen Deutschen und Ukrainern. Hier konnte die Integrationsbeauftragte berichten, dass es eine große Hilfsbereitschaft gebe und auch viel Übersetzungshilfe geleistet werde.
Im Anschluss berichtete die Teilkoordinatorin Migration des bfz Standorts Bayreuth Lisa-Marie Wetekamp über ihre Arbeit und die Herausforderungen in ihrem Bereich. So berichtete sie, dass viele Fliehende nicht im Ankerzentrum registrieren lassen, da sie fürchten, dass es zu einer bezirksweiten Verteilung von Flüchtlingen kommen könne.
Gerade diejenigen, die bei ihren Verwandten und Bekannten untergebracht sind, wollen verständlicherweise in deren räumlicher Nähe untergebracht werden. In der praktischen Arbeit seien derzeit die langen Vorlaufzeiten problematisch, welche für Sprach- und Integrationskurse benötigt würden. Die Vorgaben durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wären verständlicherweise streng, führten jedoch auch dazu, dass nicht sofort BAMF geförderte Sprachkurse für ukrainische Flüchtlinge angeboten werden könnten. Problematisch sei zudem, dass man nur schwer Lehrkräfte finden könne, insbesondere außerhalb von Großstädten. Die Teilkoordinatorin schloss mit dem Vorschlag, noch einmal bei einem weiteren Termin mit den Beteiligten direkt zu diskutieren. Eine anwesende Deutschlehrkraft appellierte an die Integrationsbeauftragte, sich dafür einzusetzen, dass es auch fortlaufende Integrationsprogramme gibt, die nicht nur auf einen Kurs beschränkt seien. Die Integration könne langfristig nur dann optimal gelingen, wenn auch während einer Berufstätigkeit noch integrierende Maßnahmen besucht würden. So könnte eine nachhaltige Integration gelingen.
Auf die Frage, wie man mit den Erfahrungen im Kontakt mit Geflüchteten umgehe, antwortete Lisa-Marie Wetekamp, dass gerade einzelne Schicksale auf menschlicher Ebene sehr berühren können. Gerade wenn man helfen könne, lasse sich daraus auch viel Kraft für die eigene Arbeit schöpfen. Allerdings müsse man auch stets eine professionelle Haltung bewahren, sonst wäre es nicht möglich den Beruf lange auszuüben. Zum Abschluss fragte der Kreisvorsitzende Frank-Robert Kilian, wie es mit der psychologischen Betreuung, insbesondere bei ukrainischen Geflüchteten aussehe. Je länger der Krieg dauere, desto mehr Flüchtlinge hätten diesen vor ihrer Flucht in ihrer eigenen Stadt selbst erlebt und bräuchten professionelle Hilfe bei der Bewältigung des Erlebten, so Kilian. Die Integrationsbeauftragte stimmte der Einschätzung zu und berichtete, dass für die Betreuung personelle Verstärkung angekündigt sei und sie auch bereits im bayerischen Antrag die sofortige Freigabe der bereits bewilligten Gelder beantragt habe.
Außerdem sollten gerade in den Schulen auch die Schulpsychologen intensiv eingebunden werden und notfalls im Rahmen der Amtshilfe bei den Jugendämtern Kinder und Jugendliche auch außerhalb der Schule betreuen. Nach eineinhalb Stunden intensiven Austauschs und guter Diskussion endete die Veranstaltung. Dabei griff der JU Kreisvorsitzende den Vorschlag der beiden Referentinnen auf und kündigte einen erneuten Austausch zu diesem wichtigen Thema an.
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