Juso Hochschulgruppe Erlangen-Nürnberg zur Panne beim VGN: Semester-Zusatztickets zum Ramschpreis
An zahlreichen Automaten im Gebiet des VGN kam es im Laufe des Montags, 4. April, zu einer Störung im Ticketverkauf. Diese führte dazu, dass Studierende mit Zugang zum Semesterticket das Zusatzticket, welches notwendig ist, um auch unter der Woche tagsüber fahren zu dürfen, anstelle des regulären Preises von 207,00 € für gerade einmal 2,07 € zu erwerben und am Automaten auszudrucken. Ein Fehler des Verkehrsverbundes, der zu weitreichenden Konsequenzen führte: Die Nachricht macht schnell die Runde und rasch bilden sich an den Ticketautomaten vieler Bahnhöfe lange Schlangen, an denen zig Studierende auf ihr ausnehmend günstiges Zusatzticket warten. Erst am Abend wurde der Fehler behoben sodass es nicht mehr möglich ist weitere Spar-Zusatztickets für 2,07 € zu erwerben.
Studierende dürfen nicht für den Fehler des VGN zur Rechenschaft gezogen werden
Rasch machten in sozialen Netzwerken Meldungen über Studierende die Runde, deren Tickets bei Fahrscheinkontrollen nicht akzeptiert wurden. Diese seien aufgefordert worden, 60€ wegen Fahrens mit ungültigem Fahrschein zu zahlen – ein absolutes No-Go, findet die Juso-Hochschulgruppe Erlangen-Nürnberg: „Wenn ich am Fahrscheinautomaten ein Ticket kaufe, gehe ich auch davon aus, dass dieses Ticket gültig ist. Studierende für den eigenen Fehler nun zur Kasse zu bitten, wäre eine absolute Unverschämtheit. Der VGN muss hier bis zu einer endgültigen Klärung Kulanz walten lassen und eventuell schon erhobene Strafen zurückerstatten“, fordert Melina Arnold von der Juso Hochschulgruppe Erlangen-Nürnberg.
Sorgen um massiven Imageverlust für das Semesterticket
„Viele Studierende haben ihren ganzen Nachmittag geopfert, um sich eins der günstigen Tickets zu sichern. Wenn der VGN nun die hart erkämpften Tickets für ungültig erklärt und rückabwickelt, kann dies zu einer immensen Frustration bei den betroffenen Studierenden führen. Das wird sicherlich Auswirkungen auf die 2023 anstehende Urabstimmung über das Semesterticket haben“, erläutert Ioana Bucur, Studentische Vertreterin der Juso Hochschulgruppe an der Philosophischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg.
„Wenn die Abstimmung nicht in einem Fiasko enden soll, sollte man sich auf Seiten des VGN gut überlegen, ob Preiserhöhungen aktuell wirklich eine gute Idee sind. Vielmehr braucht es – gerade angesichts rasant steigender Lebenshaltungskosten – eine Entlastung der Studierenden, die auf einen günstigen und zuverlässigen ÖPNV angewiesen sind“, ergänzt Daniel Odorfer, aktives Mitglied der Juso Hochschulgruppe.
Die Juso Hochschulgruppe sieht gerade im von der Bundesregierung angekündigten 9-Euro-Ticket eine gute Gelegenheit, neue Menschen für öffentliche Mobilität zu begeistern. „Der Ansturm auf die Ticketautomaten zeigt doch, wie sehr die Menschen sich einen günstigen ÖPNV wünschen – was bisher offensichtlich fehlt, ist der politische Wille, das ernsthaft anzugehen. Das muss sich mit den Landtagswahlen im nächsten Jahr ändern“, kritisiert Nils Dörrer, Studentischer Vertreter an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der FAU und Bezirksvorsitzender der Jusos Mittelfranken, und stellt klar, dass die angekündigten Vergünstigungen durch das 9-Euro-Ticket nicht an den Studierenden vorbeigehen dürfen.
Langfristig zum kostenlosen ÖPNV
Bei den Juso-Hochschulgruppen Bayern sieht man in der Panne des VGN einen Anlass, der Debatte um einen kostenlosen Nahverkehr neuen Schwung zu geben: “Die Forderung der SPD-Landtagsfraktion, bereits im Landeshaushalt für 2022 Mittel für den Einstieg in kostenlose Studierenden-, Schüler*innen- und Auszubildenden-Tickets vorzusehen, begrüßen wir sehr”, erläutert Richard Schmidt, für die Jusos im studentischen Konvent der FAU und Landeskoordinator der Juso-Hochschulgruppen Bayern.
Dass der Vorschlag der SPD bei der CSU-geführten Landesregierung auf wenig Gegenliebe stieß, löst hingegen wenig Verwunderung aus. “Die Verkehrspolitik der CSU fußt im Grunde genommen seit Jahrzehnten nur auf einem Grundsatz: ‘Auf keinen Fall ein Tempolimit!’ – während ganze 230 Millionen in einem neuen Autobahnkreuz zwischen Erlangen und Nürnberg versenkt werden, ist für Investitionen in soziale und nachhaltige Mobilität, zum Beispiel durch Einführung eines 365€-Tickets auch für Studierende, wieder mal kein Geld da”, ergänzt Schmidt.
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