Shuttle-Modellregion Oberfranken: Fahrerlose Busse bleiben bis 2024 in Betrieb – neuer Einsatzort in Bad Steben
Oberfranken soll auch weiterhin führend im Bereich autonomes Fahren forschen. Deshalb werden ab Sommer, zusätzlich zu den bestehenden Einsatzgebieten der Stadt Hof und des Landkreises Kronach, auch in der Gemeinde Bad Steben im Landkreis Hof fahrerlose Busse in Betrieb gehen. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) stellt weitere Fördermittel für das Projekt „Shuttle-Modellregion Oberfranken“ (SMO) zur Verfügung, um die Anfang 2020 begonnen Forschungsarbeiten bis Juni 2024 in einem Anschlussprojekt und mit weiter reichender Zielsetzung fortzuführen.
„Mit dem Projekt Shuttle Modellregion Oberfranken haben wir als Landkreis Hof in den letzten Jahren in der Stadt Rehau wesentliche Forschungsbeiträge geleistet und wichtige Erkenntnisse zu dieser bis dato noch neuen Form der Mobilität gewonnen. Nun wollen wir im Rahmen der Fortführung des Projektes in Bad Steben sowie an anderen Standorten neue Ziele definieren und damit neue Erkenntnisse gewinnen“, so Landrat Dr. Oliver Bär. Finanzielle Unterstützung kommt erneut vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, das das die Fortführung des Forschungsprojektes mit über 11 Millionen Euro bezuschussen wird.
„Das ist ein klares Zeichen, dass die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum autonomen Fahren, die hier in Oberfranken seit Jahren mit Erfolg umgesetzt werden, von großer Relevanz sind und die Ergebnisse des SMO-Projektes in vielerlei Hinsicht bundesweit verwertet werden können“, freut sich Jörg Schrepfer, Leiter Fahrassistenzforschung Deutschland, Valeo. Valeo ist Konsortialführer des bisherigen Projektes, wie auch im neuen, „SMO-II“ genannten Projekt. Außerdem betont Schrepfer „die gute, vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit im Projektkonsortium, an die sich nahtlos anknüpfen lässt.“
Nach der Etablierung des Shuttle-Betriebes in den Modellkommunen nimmt das Projektkonsortium nun die KI-unterstützte vollständige Automation in den Fokus. Neben der Umstellung auf einen bedarfsgesteuerten On-Demand-Betrieb durch DB Regio Bus liegt ein wichtiger Fokus darin, zu untersuchen, inwieweit der Shuttle-Betrieb ohne Begleitpersonal fernüberwacht durch die Leitwarte aus der Hofer Innenstadt durchgeführt werden kann. Dafür muss an einer Automatisierung aller Schritte rund um die Fahrt gearbeitet werden – die Belange und Wünsche der Bevölkerung werden dabei durch neue Beteiligungsformate noch besser in das Vorhaben integriert.
Eva Döhla, Oberbürgermeisterin der Stadt Hof, wo bislang die höchsten Fahrgastzahlen verzeichnet werden konnten, freut sich über die Fortführung des Projektes. „Die Hofer Bevölkerung hat die Shuttles und dieses Forschungsprojekt hervorragend angenommen, auf dem weiteren Weg möchten wir die Bevölkerung wieder intensiv mitnehmen.“ Für Döhla ist es zudem wichtig, dass die beteiligten Kommunen auch weiterhin im Bereich zukunftsorientierter ÖPNV in Deutschland führend bleiben – nicht zuletzt durch die in ihrer Form bislang einmalige Hofer Shuttle-Leitwarte.
Wesentlich für die nun angestrebte vollständige Automatisierung sind die Abläufe beim Fahrzeugzugang und Innenraum. Hierfür konnte das SMO-Projekt mit der Firma Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG weitere Kompetenz ins Konsortium holen. „Mit den Unternehmen Valeo und DB haben wir starke Partner an unserer Seite, gleichzeitig zeigt sich mit der Firma REHAU und nun auch Brose einmal mehr die große Industriekompetenz Oberfrankens. Dieses Projekt unterstreicht die Relevanz der oberfränkischen Industrie beim Zukunftsthema Autonomes Fahren und schafft einen attraktiven und zukunftsorientierten Arbeitsmarkt in der Region“, erklärt der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär.
Für Forschungsarbeiten zu den Themen Künstliche Intelligenz und 5G wird zudem die Hochschule Coburg mit mehreren Professuren, unter anderem mit dem in Kronach neu gegründeten Lucas-Cranach-Campus, das Projekt bereichern. „Die enge Zusammenarbeit zwischen unseren Hochschulen und der Industrie gibt vielen jungen Menschen attraktive Zukunftsaussichten hier vor Ort. Es profitiert aber auch unsere Bevölkerung, da der ÖPNV der Zukunft vor unser aller Augen und mit uns zusammen entwickelt und getestet wird. Das erhöht die Attraktivität der Region“ führt der Kronacher Landrat Klaus Löffler aus.
Im neuen SMO-II Projekt wird es mit der Marktgemeinde Bad Steben auch einen neuen Einsatzort für zwei der SMO-Shuttles geben. Bad Steben ersetzt dabei die bisherige Modellkommune Rehau, deren Forschungszeitraum Ende Juni abgeschlossen werden kann. „Während in Rehau der Fokus auf der Sicherheit der Fahrgäste sowie der übrigen Verkehrsteilnehmer, der Kommunikation mit Ampeln und der Überquerung eines Bahnübergangs lag, wollen wir künftig in Bad Steben weitere Anwendungsfälle für die selbstfahrende Busse erproben. Unser Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gesundheitseinrichtungen bedarfsorientiert selbstfahrende Shuttles zum Transport von (Reha-)Gästen, Personal und Materialen im öffentlichen Straßenraum einzusetzen. In Bad Steben können somit gleich mehrere Zukunftsthemen zur ländlichen Mobilität bearbeitet werden“ so Landrat Bär.
Fast alle Partner bleiben im neuen SMO-Projekt an Bord, sodass das Konsortium nun aus vier Unternehmen (Brose, REHAU, Valeo, DB Regio Bus), drei Gebietskörperschaften (Stadt Hof, Landkreis Hof, Landkreis Kronach) und drei Hochschulen (Hochschule Hof, Hochschule Coburg, TU Chemnitz) besteht. Nach der Überführung der Fahrzeuge nach Bad Steben wird es für die Öffentlichkeit Gelegenheit zu einer ersten Besichtigung der Fahrzeuge geben.
Die Arbeiten zum Anschlussprojekt „Shuttle-Modellregion Oberfranken II“ beginnen ab sofort. Die neuen Strecken werden allerdings erst nach dem Projektende des ersten SMO-Projektes in Betrieb genommen.
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