Hightech für den Falterschutz – Spitzenforscher aus Österreich helfen im Landkreis Forchheim“

High Tech für den Falterschutz - Österreichische Forscher helfen. Foto: Landkreis Forchheim

Es ist eine drastische Situation, dass in Oberfranken in den letzten 165 Jahren eine Zunahme von Stadtgebieten um 2600% und ein starker Verlust an Ackerland und Wiesen (knapp 28%) belegt wurden (Ulloa-Torrealba et al. 2020). Dies schafft Probleme für Tierarten, die auf solche Habitate angewiesen sind. Die beiden streng geschützten Falterarten Dunkler- und Heller Wiesenknopfameisenbläuling (Phengaris nausithous und Phengaris teleius) gehören dazu. Wo sie zu finden sind gibt es noch Feuchtwiesen, auf welche auch viele weitere Tierarten spezialisiert sind. Die beiden Bläulinge sind folglich als Schlüsselarten in der Fauna-Flora-Habitatsrichtlinie (FFH) gelistet und sollen somit im angewandten Naturschutz besondere Beachtung finden. Die Regierung von Oberfranken hat daher mit dem Landschaftspflegeverband Ebermannstadt letztes Jahr das Biodiversitätsprojekt „Wiesenknopfameisenbläulinge im Landkreis Forchheim“ gestartet, welches auch von der BN Ortsgruppe Neunkirchen am Brand und Umgebung und der BN Kreisgruppe Forchheim tatkräftig unterstützt wird.

Bei einer Kartierung im gesamten Landkreis wurde 2021 herausgefunden, dass es in Forchheim und Umgebung zwar insgesamt weniger Habitate gibt, in denen die Tiere noch vorkommen, es wurde aber auch gezeigt, dass bayernweit bedeutende Bestände beider Arten bei Neunkirchen a. B. zu finden sind. Eine Circuit-Analyse soll nun Klarheit darüber schaffen, welche Bereiche sich besonders eignen ein Verbundsystem zu schaffen, um der Biotopfragmentierung entgegenzuwirken. Die Analyse folgt dabei der Annahme, dass sich Tiere im Gelände ähnlich wie Strom in einem Schaltkreis (Circuit) verhalten. Für diese aufwendige Hightechanalyse kommt Hilfe vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. Dort werden über mehrere Tage eine Vielzahl an Landschaftsdaten von einem Hochleistungsrechner mit den Standorten der Habitate verrechnet, um die bestmöglichen Routen für die natürliche Ausbreitung der Tiere zu ermitteln. Die Ergebnisse können dann unmittelbar in Entscheidungsfindungen beim angewandten Naturschutz (z.B. Vertragsnaturschutzprogramme etc.) einfließen.

Neben dem Einsatz von Spitzentechnologie erhält das Biodiversitätsprojekt auch Unterstützung durch Studentinnen der Uni Würzburg. Dabei werden im kommenden Sommer eine Bachelor- und eine Masterarbeit durchgeführt, in welchen die lokalen Landschaftselemente und deren Einflüsse auf die Verteilung der Ameisennester und Falter wissenschaftlich bis ins Detail analysiert werden sollen. Zwei Lehramt-Studentinnen werden zudem in die Schulen gehen, um zum Thema Ameisenbläulinge die Schüler*innen zu informieren. Die BN Ortsgruppe Neunkirchen am Brand und Umgebung und die BN Kreisgruppe Forchheim werden dabei die Studentinnen bei ihren Arbeiten tatkräftig unterstützen, um den Erfolg des Biodiversitätsprojektes voranzutreiben.

Autor: Dr. Mirko Wölfling, Projektleiter des Biodiversitäts-Projekts WKAB im Landkreis Forchheim