Zettels Reflexionen: Erfahrung macht nicht zwingend klüger
Das zeigt uns die Erfahrung. Nur woran liegt das? Es liegt wohl daran, dass wir über die Dinge nachdenken, sie entweder zu ‚verstehen‘ suchen oder aber emotional darauf reagieren, statt sie einfach nur als das wahrnehmen, was sie sind.
Manchmal oder wahrscheinlich eher oft gibt es erst einmal nichts zu verstehen, sondern nur zu erkennen, was ist. Das vor allem dann, wenn es um andere Menschen geht.
Solange wir nur unser eigenes Urteil oder eine Wertung über den oder die anderen im Kopf haben, können wir sie auch nicht sehen. Urteilen wir über einen anderen oder bewerten wir ihn, egal ob positiv oder negativ, stellen wir uns über ihn – sonst könnten wir ja nicht über ihn urteilen oder ihn bewerten!
Wahrscheinlich ist das einer der Gründe, weshalb so viel ‚Augenhöhe‘ eingefordert wird. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass für diejenigen, die nicht urteilen und nicht bewerten, ‚Augenhöhe‘ überhaupt kein Thema ist.
Da Urteile weder durch Deduktion noch durch Induktion zustande kommen (Zitat Hannah Arendt), haben sie nichts mit Wirklichkeit zu tun, sondern nur mit der Ansicht des Urteilendes über die Wirklichkeit.
Ein Urteil bezieht sich nur scheinbar auf die Wirklichkeit.
Also einfach das Urteilen und Bewerten lassen und dem Menschen begegnen. Der Rest ergibt sich von selbst.
Peter Zettel
ist pensionierter Anwalt. Seit ein paar Jahren ist er begeisterter Motorradfahrer – sein persönlicher Weg der Selbsterkenntnis. Er interessiert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt darüber in seinem Blog zettel.biz.
Alle bisher im Wiesentboten erschienen „Zettels Reflexionen„
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