Caritas Bamberg-Forchheim will in Kirchehrenbach Begegnungstätte betreiben

In das ehemalige Firmengebäude der einstigen Baufirma Knörlein soll die Begegnungsstätte einziehen. Foto: T. Weichert
In das ehemalige Firmengebäude der einstigen Baufirma Knörlein soll die Begegnungsstätte einziehen. Foto: T. Weichert

Peter Ehmann schlägt Alarm – Kommt der Pflegenotstand im Landkreis Forchheim?

Während der Septembersitzung letzten Jahres hatte der Gemeinderat Kirchehrenbach beschlossen dass aus dem von der Gemeinde vor knapp drei Jahren erworben Nebengebäude der ehemaligen Baufirma Knörlein, welches an die Freifläche der Kindertagesstätte angrenzt, eine Mehrgenerationentagesstätte werden soll die zunächst nur für die Dauer von drei Jahren durch den Caritasverband Bamberg-Forchheim betrieben wird. Nun soll daraus eine Begegnungsstätte für die gesamte Verwaltungsgemeinschaft(VG) Kirchehrenbach-Weilersbach-Leutenbach werden.

Bei einer gemeinsamen Sitzung aller drei Gemeinderäte in der Schulturnhalle in Kirchehrenbach konnte sich die absolute Mehrheit nach einer einstündigen kontroversen Diskussion damit anfreunden dieses Gemeinschaftsprojekt auf den Weg zu bringen, wenn am Ende der Kostenrahmen passt. Lediglich die Leutenbacher Räte Raimund Dörfler und Reinhard Weber sprachen sich am Ende gegen dieses Projekt aus. „Ich bin überzeugt das wir miteinander was ganz Tolles auf die Füße stellen“, zeigte sich VG-Vorsitzende Anja Gebhardt (SPD) am Schluss erleichtert. Denn man hatte während der Debatte schon fast den Eindruck, dass daraus nichts wird.

Caritasvorstandsmitglied Peter Ehmann warb für die Begnungsstätte. Mit im Bild Qaurtiersmagerin Anneliese Iser die ihm aufmerksam zuhörte. © T. Weichert

Caritasvorstandsmitglied Peter Ehmann warb für die Begnungsstätte. Mit im Bild Qaurtiersmagerin Anneliese Iser die ihm aufmerksam zuhörte. © T. Weichert

Aber der Reihe nach: Zuerst warb Caritas-Vorstandsmitglied Peter Ehmann, der auch Vorstandsvorsitzenden Alfons Galster mitgebracht hatte, eindringlich für dieses Projekt. Die Bürgerinnen und Bürger in den drei Gemeinden würden schon sehnsüchtig darauf warten. Angesichts des demografischen Wandels, den man nur bewältigen könne wenn man sich verbindet, werde es gelingen die Zukunft zu bewältigen. Die VG sei hier schon auf einem gutem Weg. Eine Tagespflege, wie von einigen gewünscht, könne man jedoch in der VG nicht einrichten. Denn diese, um wirtschaftlich zu arbeiten, müsse ständig voll belegt sein und zusätzlich über eine Sozialstation und eine Pflegedienstleitung verfügen. Es braucht dafür auch fachkundiges Pflegepersonal. Laut Ehmann gäbe es im Landkreis Forchheim weder genügend Pflegeträger noch Pflegekräfte. Träger sind es noch 17, die aber auch schwinden werden, so Ehmanns Prognose. Auch größere Pflegeheime werden bereits geschlossen. In den letzten Jahren wurden 200 Pflegestellen abgebaut und die einrichtungsbezogene Impfpflicht verschärfe den Pflegekräftemangel gerade noch enorm. „Es gibt 200 Pflegekräfte im Landkreis die sich nicht impfen lassen“, schlug Ehmann Alarm. Deshalb müsse man jetzt die Begegnungsstätte auf den Weg bringen, die nicht das Ende, sondern erst der Anfang sei.

Auch Quartiersmanagerin Anneliese Iser, die derzeit stark mit der Betreuung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in den VG Gemeinden beschäftigt ist, warb mit Nachdruck für die Begegnungsstätte. „Wenn wir das jetzt nicht machen, kommen wir nicht weiter“, so Iser die kurz die Nutzungsmöglichkeiten der Begegnungsstätte vorstellte. So könne es offene Treffs genauso geben wie einen gemeinsamen Mittagstisch, Interessen-, Selbsthilfe-, Angehörigen- und Neigungsgruppen eine Betreuung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Demenz, Alzheimer und Parkinson. Ebenso Fortbildungs- und Schulungsangebote und ein Büro als Anlaufstelle für Beratungen. Auch private Feiern, Versammlungen oder Sitzungen könnten in der Begegnungsstätte stattfinden. Einen Kümmerer habe man bereits auch schon, entgegnete Iser auf eine entsprechende Frage von Leutenbachs Drittem Bürgermeister Bernd Held.

Blick in die Turnhalle. © T. Weichert

Blick in die Turnhalle. © T. Weichert

Reinhard Weber zeigte sich verwundert. Damals wollte man im Haus Elisabeth in Leutenbach was ähnliches machen. „Da hieß es, so etwas braucht man nicht“, so Weber. „Ich wundere mich auch“, gab ihm Raimund Dörfler recht und kritisierte vehement die Bausubstanz des ehemaligen Firmengebäudes. „Dieses Haus gehört abgerissen“, so Dörfler. Außerdem habe man in jeder Gemeinde alteingesessene Vereine, die genügend Räumlichkeiten für all dies zur Verfügung hätten. Nach Meinung von Weber, der auch Leutenbacher Kirchenpfleger ist, wollen die Leutenbacher Senioren nicht nach Kirchehrenbach fahren, sondern in der eigenen Ortschaft zusammen sein. „Eine Begegnungsstätte hat einen Satelitengedanken und es muss nicht alles in Kirchehrenbach sein“, gab ihm Iser zurück.

Elke Albert, die in Kirchehrenbach auch Vorsitzende der Seniorengemeinschaft ist, befand, das die Begegnungsstätte eine „eine tolle Chance für unsere Gemeinden ist“. Mit dem Projekt hätte man dann drei Jahre einen Raum in dem man so etwas einmal testen könne. Denn es gäbe genügend über 80-jährige die noch fit sind. „Wir sollen Geld da reinstecken und nach drei Jahren ist es weg“, wunderte sich nun Dörfler und betonte: „Die Idee ist gut, die Immobilie schlecht“. Für Albert haben die Gemeinden aber auch einen sozialen Auftrag, bei dem man nicht nur auf`s Geld schauen könne.

Weilersbachs Rat Johannes Hack verwies darauf das man in Weilersbach zwei neue Vereinsheime habe, die genutzt sein wollen. Kurse oder Ähnliches könne man schließlich auch dezentral abhalten, bevor die neuen Räume leerstehen. Iser verwies jedoch darauf, das an vielen Orten die Barrierefreiheit nicht gegeben sei. Und das es äußerst schwer ist, einen Raum für eine Veranstaltung zu finden.

Weilersbachs Bürgermeister Marco Friepes wäre es lieber gewesen wenn man zuerst gemeinsam die Immobiliensuche gemacht hätte. Jetzt sind es vollendete Tatsachen. Es sei aber definitiv notwendig etwas für die Senioren zu machen, so Friepes. Auch wenn verschiedene Veranstaltungen dezentral möglich sein müssen, brauche es einen zentralen Raum, einen festen Ankerpunkt. Daher sei die Begegnungsstätte aus seiner Sicht ein guter und richtiger erster Schritt. Dem jedoch weitere auch in Weilersbach und Leutenbach folgen müssen. Für Weilersbach kündigte Friepes einen Senioren-Kalender an.

Igor Lamprecht (Leutenbach) betonte das die Rahmenbedingungen momentan relativ gut sind und man dem Ganzen eine Chance geben müsse. Wichtig sei jedoch vorher zu wissen was das Ganze für drei Jahre kostet und wie groß das Risiko ist. „Ich spreche mich ganz klar für die Begegnungsstätte aus weil wir in der glücklichen Lage sind die Caritas mit im Boot zu haben“, so Leutenbachs Rathauschef Florian Kraft. „Jetzt geht es darum“, es einmal auszuprobieren“, so Kraft.

Für die Begegnungsstätte laufen außerdem schon einige Projekte, wie Iser informierte. So gestalten Schüler der fünften und sechsten Klasse schon ein großes Wandbild. „Ich brauche Sie unbedingt als Rückhalt für meine Arbeit, sonst kann die Arbeit nicht gelingen“, rief die Quartiersmanagerin den Rätinnen und Räten zu. Laut Iser gäbe e auch aus den anderen VG-Gemeinden viel Zuspruch aus der Bevölkerung für die Begegnungsstätte in Kirchehrenbach. 25 Prozent aller Haushalte hatten sich an der Umfrage beteiligt, was ein sehr guter Umfragewert sei.

In der anschließenden nichtöffentlichen Sitzung ging es um den Mietvertrag mit der Caritas. Über die Sanierungs- und Umbaukosten wurde noch nichts bekannt. Allerdings hatte die Gemeinde Kirchehrenbach bereits letztes Jahr für deren Ermittlung die Planwerkstatt Pasemann + Schierlein und mit der Bauplanung beauftragt hat. So soll ein barrierefreier Zugang ins Gebäude selbst geschaffen werden, weiterhin ein barrierefreies WC und eine Durchreiche von der noch zu entstehenden Teeküche in den geplanten Gemeinschaftsraum. Die Umbaukosten wurden damals mit 99 350 Euro beziffert. Johannes Schnitzerlein hatte nur mit Materialkosten von 30 000 bis 40 000 Euro gerechnet und die meisten Arbeiten könnten die Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs selbst erledigen.