Sonntagsgedanken: Früher war der Glauben besser?

Symbolbild Religion

„Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär, wär mein Vater längst Millionär!“

Liebe Freunde, dieses uns allen bekannte Sprichwort fällt mir immer wieder ein, wenn ich mir anhören muss, dass doch früher alles so anders, und zwar so viel besser gewesen sei. Und das, was für das Leben gelte, das habe ja wohl auch für den Glauben Gültigkeit.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Ja, wenn ich doch auch so eine Gottesbegegnung heute hätte, wie damals der Saulus, der, durch ein helles Licht geblendet, vom Pferd fiel, dann würde es mir auch leichter fallen, zu glauben. Oder wenn mir doch auch Gott, wie dem Mose, in einem brennenden Dornenbusch erscheinen würde, ja, kann könnte ich viel leichter glauben. So klagen mir viele Menschen ihre Schwierigkeiten mit dem Glauben. Denn offenbar war es ja früher so viel einfacher als heute.

Aber mal ganz ehrlich, glauben wir das wirklich, dass es früher so viel einfacher war, weil da ja offenbar Gott den Menschen erschienen ist und sie deswegen mehr glauben konnten?

Liebe Freunde, irgendwie wage ich das zu bezweifeln.
Wenn wir von Gottesbegegnungen in der Bibel lesen, dann sind das Erzählungen und Bilder, die eine Erfahrung von Menschen ausdrücken. Aber es handelt sich dabei doch nicht um eine Art Photographie einer Gottesbegegnung!

Deswegen bin ich mir sicher, dass Moses immer und immer wieder mit Gott im Dornbusch hätte sprechen können und wir, wären wir daneben gestanden, nichts davon mitbekommen hätten.

Wenn wir lesen, dass Gott in einem brennenden Dornbusch dem Mose erschienen ist, dann drückt das auch aus, dass diese Begegnung wie Feuer war; leidenschaftlich, aber auch beängstigend. Die Leidenschaft Gottes, seine Liebe zu seinem Volk, die konnte Moses spüren, und er war so fasziniert, dass er sich auf dieses Wagnis einlassen konnte.

Wie ein Feuer, so hat Mose Gott erfahren. Gottesbegegnungen sind immer ganz individuell. Gottesbegegnungen macht jeder einzelne persönlich für sich. Deswegen war Glauben damals genauso schwierig und genauso einfach wie heute.

Und so wie damals Menschen Gott erfahren haben, so kann ich ihn auch heute noch erfahren.

Freilich, vielleicht nicht in einem brennenden Dornenbusch, aber vielleicht in den strahlenden Augen eines Kindes.
Oder schauen Sie in die Augen ihres Partners oder Ihrer Partnerin.

Schauen Sie in die Augen Ihres Haustieres, das Ihnen vertraut. Da kann ich Gott spüren.

Spüren Sie den Menschen, der Sie hält, und Sie werden etwas von jenem Feuer, das Mose gesehen hat, etwas von diesem Dornbusch, der brennt und niemals zu brennen aufhört, entdecken.

Schauen Sie auf Menschen, in denen dieses Feuer, das Moses gefunden hat, glüht, und Sie werden Gott finden und Sie werden IHM glauben können; und zwar mit den gleichen Schwierigkeiten, die damals die Menschen auch hatten, die ein Paulus hatte, mit den gleichen Zweifeln, die die Jünger Jesu quälten und mit dem gleichen Unverständnis, das dem Mose begegnete, aber mit kein bisschen weniger Sicherheit, als es den Menschen damals möglich war.

So wünsche ich Ihnen bei Ihrer Entdeckungstour auf der Suche nach den Spuren Gottes viel Kraft und offene Augen und Herzen. Denn so wie damals, so kann ich IHM auch heute noch begegnen.

Ihnen eine gute Woche und alles Liebe und Gute für Sie.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen