Sonntagsgedanken: Der Himmel auf Erden
Wo Himmel und Erde sich berühren
Es waren zwei Mönche, die lasen miteinander in einem alten Buch, am Ende der Welt gäbe es einen Ort, an dem der Himmel und die Erde sich berührten. Sie beschlossen, diesen zu suchen und nicht eher umzukehren bevor sie ihn gefunden hätten. Sie durchwanderten die Welt, bestanden unzählige Gefahren, erlitten alle Entbehrungen, die eine Wanderung durch die ganze Welt forderte, und widerstanden allen Versuchungen, die einen Menschen von seinem Ziel abbringen hätten können. Eine Tür sei dort, so hatten sie gelesen, an der man nur anzuklopfen brauchte und man befände sich bei Gott. Schließlich fanden sie, was sie suchten. Sie klopften an die Tür, sahen bebenden Herzens wie sie sich öffnete. – Und als sie schließlich eintraten, standen sie zu Hause in ihrer Klosterzelle. Da begriffen sie: Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren, befindet sich auf dieser Erde, an der Stelle, die uns Gott zugewiesen hat.
(Quelle unbekannt)
Liebe Freunde,
Wäre das nicht schön, so ein wenig Himmel auf Erden zu erleben? Wäre das nicht wunderbar, wenn wir gerade in diesen schweren Zeiten, in denen wir so viel Angst, Trauer und Hilflosigkeit wegen einem Krieg spüren, die Coranazahlen hochgehen und die Preise immer weiter steigen, wäre es gerade in diesen düsteren Zeiten nicht wunderbar, so ein Stück Himmel auf Erden zu erleben? Der Wunsch der beiden Mönche in unserer Kurzgeschichte ist also gar nicht so abwegig, sondern ein Wunsch, der in uns allen steckt, nach so einem Stück Himmel auf Erden.
Aber nicht nur wir, auch die Jünger Jesu brauchten so ein Erlebnis, so ein Stück Himmel auf Erden. Man muss sich das schließlich einmal vorstellen. So viele Jahre sind sie mit Jesus unterwegs gewesen und haben gespürt, dass sich die Lage um ihn immer mehr zuspitzte und sie zusammen mit ihm düstere Zeiten erleben würden.
Da aber zeigte er Ihnen so ein gewaltiges Stück Himmel auf Erden, denn er zeigte Ihnen in der sogenannten Verklärung, dass die düsteren Zeiten eben nicht alles sind, sondern dass es nach all dem Leid, selbst nach dem Tod weitergeht und alles gut wird.
Freilich frage ich mich auch wie Sie jetzt: Wo ist denn dieses Stück Himmel auf dieser Erden? Wir erleben es wohl kaum, oder?
Ja, kann sein. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass wir uns so selten den Himmel auf Erden ermöglichen.
In der Kurzgeschichte heißt es, dass der Himmel die Erde da berührt, wo unser Platz gerade ist. Könnten wir da nicht anfangen, für andere ein Stück Himmel auf Erden zu ermöglichen?
Das ist gar nicht so schwer wie wir vielleicht meinen oder es uns vorstellen. Ein Stück Himmel auf Erden, das ist einfach einmal ein herzliches Dankeschön, das ich einem Menschen schenke, weil er gerade für mich etwas getan hat. Denn, wenn ich nicht alles als selbstverständlich hinnehme, dann schätze ich nicht nur den anderen sondern auch all das, was für mich getan wird.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie helfen einfach einem anderen Menschen, vielleicht einer alten Frau oder einem alten Mann, Sie ließen als Autofahrer eine Mutter mit ihrem Kinderwagen oder auch einen Radfahrer höflicherweise über die Straße, ja Sie lächelten ihnen sogar noch freundlich zu. Ich selbst danke hier an dieser Stelle einmal den Brummifahrern, die mich als Radfahrer am sogenannten Hausener Kreisel immer über die Straße lassen: Wird da nicht ein Stück Himmel auf Erden erfahrbar?
Oder, wenn mich die Sonne mit ihren Strahlen berührt und an der Nasenspitze kitzelt, wenn ich die Vögel wieder singen höre, wenn ich die ersten Bienen sehe, kann ich da nicht auch ein Stück Himmel auf Erden erleben und die Freude darüber an andere weitergeben? Nein, es ist gar nicht so schwer, den Himmel auf Erden zu ermöglichen und zu erleben. Nur, wenn Sie nicht damit anfangen, dann fängt vielleicht gar keiner damit an.
Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie Menschen begegnen, die Ihnen so ein Stück Himmel auf Erden bereiten und Sie so ein Glück erleben lassen und dass Sie selber auch anderen den Himmel auf Erden ermöglichen. Die Welt können du und ich alleine nicht verändern, aber ich kann es in meinem Umfeld versuchen und damit in ganz besonderer Weise auch mich selber verändern.
Einen guten Sonntag, eine gute Woche und passen Sie gut auf sich auf!
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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