Staatsregierung: Wiesenttalbahn – Keine Perspektive für Taktverdichtung
Für eine weitere Taktverdichtung auf der Bahnstrecke Forchheim-Ebermannstadt, sog. Wiesenttalbahn, sieht der neue Bayerische Verkehrsstaatsminister Christian Bernreiter momentan keine Perspektive. In einem Schreiben an die Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme (SPD, Bayreuth) begründet der Minister dies mit den geringen Nachfragezahlen. So sei die Bestellung eines halbstündigen Zugangebots in den Hauptverkehrszeiten in Bayern erst ab einer Nachfrage von 3.000 Reisenden-km pro Kilometer Streckenlänge vorgesehen. Auf der Strecke Ebermannstadt – Forchheim sind es, Stand 2019, jedoch nur ca. 650 Reisenden-km (montags bis freitags an Schultagen).
„Allein auf die Nachfragezahlen abzustellen, halte ich nach wie vor für einen Fehler. Ohne entsprechendes Angebot gibt es eben auch keine Nachfrage. Ich bin sicher, dass diese steigen wird, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden. Dazu zählt neben einer besseren Taktung z.B. auch eine bessere Anbindung in Richtung Muggendorf“, so Anette Kramme. Es sei unerlässlich, den Pkw-Verkehr aus Ebermannstadt herauszuholen. „In Stoßzeiten rollt eine Blechlawine auf der Bundesstraße durch Ebermannstadt, das ist kaum mehr erträglich. Wir brauchen dringend eine Verbesserung des Zugverkehrs, um Entlastung zu schaffen.“
Verkehrsstaatsminister Christian Bernreiter verwies in seinem Schreiben an Anette Kramme erneut auf die bereits bekannten kleineren Verbesserungen für die Fahrgäste auf der Bahnstrecke Ebermannstadt – Forchheim.
Ab Ende 2023 werden Züge von und in Richtung Ebermannstadt bahnsteigmittig im überdachten Bereich nahe des Treppenaufgangs halten können. Dies verkürze die Wege und biete besseren Wetterschutz, heißt es aus München. Zugleich seien auch Angebotsverbesserungen auf der Strecke Forchheim – Ebermannstadt vorgesehen. „Mit Betriebsaufnahme des Wettbewerbsprojektes „Regionalverkehr Oberfranken“ sollen ab Dezember 2023 noch bestehende Angebotslücken in den Abendstunden geschlossen werden, so dass bis ca. 23 Uhr ein stündliches Zugangebot besteht“, heißt es aus dem Verkehrsministerium.
Unterdessen hat die Petition für eine attraktive Wiesenttalbahn mehr als 5000 Unterschriften erhalten. „Das ist ein deutliches Signal in Richtung München“, freut sich Anette Kramme. Eine attraktive und breit nutzbare Wiesenttalbahn sei ein essentieller Baustein, um die Region vom Verkehr zu entlasten und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Die durch den Straßenverkehr verursachten Belastungen für Gesundheit, Lebensqualität, Natur und Umwelt liegen schon lange auf unverantwortlich hohem Niveau. Die Klimakrise verschärft sich spürbar, und die Rohstoffversorgung einschließlich Energie wird zunehmend problematisch.
Doch die bayerische Staatsregierung setzt weiterhin auf den motorisierten Individualverkehr als Rückgrat der Massenmobilität. Alternativen werden erst dann attraktiver gestaltet, wenn trotz miserabelen Angebots – und das ist ein Stundentakt im Nah- und Regionalverkehr – bereits eine hohe Nachfrage besteht. Eine vergleichbare Zurückhaltung ist bei Straßenplanung und -bau nicht zu beobachten: Reihenweise werden selbst wenig bedeutende Straßen auf einen unnötigen Standard ausgebaut, allein die finanziellen Möglichkeiten und die Kapazitäten bei Planung und Bau setzen Grenzen.
Wann endlich kommt die Politik im Heute an, erkennt die Zeichen der Zeit, setzt Allgemeinwohl vor Lobbyinteressen?