Klimabaumhaus Bayreuth: „Nichts als heiße Luft“

Das Klimabaumhaus kritisiert weiterhin den Umgang der Politik mit der brisanten Frage der Klimagerechtigkeit. Seit drei Wochen sind die Aktivist*innen zwar nicht mehr täglich vor dem Rathaus, ihre Forderungen legen Sie deshalb allerdings nicht nieder. Nun treffen Sie sich jede Woche einmal zu einer Mahnwache, letzten Freitag haben Sie dort mit der Bürger*inneninitiative Eichelberg über die geplante Bebauung gesprochen.

Die Stadt plant schon seit geraumer Zeit ein neues Baugebiet auf dem Eichelberg. Kritikpunkte sind vor allem, dass dadurch eine Kaltluftschneise zerstört wird, was mittelfristig zu heißeren Sommern und stickigerer Luft im Stadtgebiet Bayreuth führt. Weiterhin wird das Gebiet nicht gut durch den ÖPNV angebunden, es werden aber auch keine Alternativen Mobilitätskonzepte (wie CarSharing) umgesetzt. Auch beim Thema Heizen fehlt der Mut und es wird auf klimaschädliches Gas gesetzt. Die Emissionen der nächsten Jahrzehnte sind der Autostadt Bayreuth durch solche Entscheidungen vorprogrammiert. Ganz abgesehen davon, dass der Bedarf an Neuversiegelung für Einfamilienhäuser selbst höchst fragwürdig ist, wenn man sich Leerstand und bereits versiegelte Flächen im Stadtgebiet ansieht. Die Baubranche ist für einen großen Anteil der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich.

Dass die Versprechen des Oberbürgermeisters, das CO2-Budget ernst zu nehmen, nichts als heiße Luft waren, zeigt sich bei diesem Projekt im wahrsten Sinne des Wortes, bemerkt ein Aktivist. Den Aktivist*innen wurde immer wieder erzählt, die Stadt würde tun, was in ihrem Einflussbereich liegt. Hier zeigt sich das Gegenteil. Die Stadt plant klimaschädliche Neubauten ohne ÖPNV Anbindung, sowie ohne Wärmepumpenpflicht und nimmt dafür sogar in Kauf, die Luftqualität im Stadtgebiet zu verschlechtern.

Das wäre im derzeitigen Planungsstand auf mehreren Ebenen nicht mit einer klimagerechten Stadtplanung vereinbar, merken die Menschen vom Baumhaus an.

Klimagerechtigkeit bedenkt neben den direkten Folgen der Klimakrise vor allem auch die Aspekte der ungerechten Verteilung zwischen Verursachung und Folgen mit. So sind wir, die Industrienationen, großteils für die Klimakrise verantwortlich. Aber schon jetzt müssen Menschen in anderen Gebieten unter den Folgen leiden und werden auch in Zukunft mehr darunter leiden, als wir.

Klimagerechtigkeit ist dabei auch intersektional gedacht. So sind Frauen und sozial schwächere Menschen verstärkt betroffen, kurz: Bestehende Diskriminierungen in unserem System werden weiter verschärft. Am Eichelberg greifen diese Themen Hand in Hand. Neben den Emissionen dadurch, die die globalen Klimakrise weiter antreiben, wird auch auf Kosten der Luftqualität in sozial schwächer aufgestellten Wohngebieten hier ein Luxusquartier für Familien und Autos gebaut. „Gerechtigkeit sieht anders aus!“ betont die Gruppierung.

Am Mittwoch wollen die Aktivist*innen vor der Stadtratssitzung auf diesen Missstand aufmerksam machen, einfordern, dass der versprochene Umweltausschuss endlich tagt und der Stadt zeigen, dass ihnen weiterhin auf die Finger geschaut wird. Die Menschen des Klimabaumhauses treffen sich weiterhin jeden Freitag zu einer Mahnwache. Die Zeit dort nutzen sie zur Vernetzung, Planung weiterer Aktionen und auch, um in Übung zu bleiben. So wurden bereits probehalber neue Baumhäuser hochgezogen und auch das Retten von kletternden Menschen wird weiter trainiert.