Leserbrief zu den Beschlüssen der Bayerischen Staatsregierung und der MPK vom 15.02. und 16.02.2022

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Am 15.02.2022 beschließt die Bayerische Staatsregierung und anschließend am 16.02.2022 die MPK weitgehende Lockerungen der Corona-Verordnungen. Kontaktbeschränkungen werden gelockert, 2G-oder 2G-plus-Regelungen fallen und bei Sport- und Kulturveranstaltungen dürfen wieder mehr Zuschauer:innen anwesend sein. Und in den Schulen und Kitas? Lockerungen Fehlanzeige. Das einzige, das in Bezug auf Kinder und Jugendliche beschlossen wird, ist nichts weniger als eine Selbstverständlichkeit. Kinder und Jugendliche werden, soweit sie als Schüler:innen regelmäßig getestet werden 3G gleichgestellt. Und somit erfüllt die Bayerische Staatsregierung endlich die Forderung der Stiko, dass die soziale Teilhabe von Kindern und Jugendlichen nicht abhängig sein darf vom Impfstatus. Und über diese „Großzügigkeit“ sollen wir uns nun freuen? Bei mir kommt keinerlei Freude auf. Denn ansonsten dringen Herr Ministerpräsident Markus Söder, Hendrik Wüst u. a. darauf, dass auch nach dem 20. März 2022 sogenannte Corona-Basisschutzmaßnahmen in Schulen gelten sollen, was nichts anderes bedeutet als Tests und Masken bis zum St-Nimmerleins-Tag für Schüler:innen. Und das bei einer Erkrankung, die für sie kaum eine Gefährdung darstellt. Hier mal ein Vergleich: seit März 2020 sind 156 Kinder und Jugendliche wegen Corona intensivmedizinisch behandelt worden (Quelle DGPI, Stand 13.02.2022), das heißt innerhalb von 2 Jahren! Im Jahr 2021 wurden nur von März bis Mai innerhalb von 3 Monaten ca. 500 Kinder und Jugendliche wegen Suizidversuchen intensivmedizinisch behandelt! Wir brauchen keine „sicheren“ Schulen und Kinder, die dreimal wöchentlich beweisen müssen, nicht krank zu sein. Wir brauchen endlich Schulen, die wieder Lern- und Lebensraum sind ohne Tests, ohne Masken, mit Exkursionen, klassenübergreifenden AGs, uneingeschränktem Sport- und Musikunterricht und Klassenfahrten. Kinder müssen endlich aufatmen dürfen. Kinder dürfen nicht weiter vom Staat missbraucht werden für die Freiheit der Erwachsenen! Kinder- und Jugendärzte fordern genau das, weil die Maßnahmen den Kindern und Jugendlichen mehr schaden als eine Covid19-Infektion.

Ulrike Petry-Färber, Forchheim

2 Antworten

  1. Ulrike Petry-Färber sagt:

    Tippfehler unterlaufen: die 500 intensivmedizinischen Behandlungen wegen Suizidversuchen waren von März bis Mai in drei Monaten im Jahr 2021.

  2. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Schon einmal darüber nachgedacht, daß die geringe Zahl wegen Covid-19 intensivmedizinisch zu behandelnder Kinder in den Schutzmaßnahmen begründet sein könnte? Abgesehen davon, können auch Kinder, die symptomfrei sind oder leichte Verläufe zeigen, die Infektion weitergeben – auch an Menschen, für die das Risiko eines schweren Verlaufs deutlich höher einzuschätzen ist. Nicht zuletzt sind bei Kindern auch nach leichtem Krankheitsverlauf problematische Post-Covid-Komplikationen beobachtet worden.

    Sicher – etliche Maßnahmen im Verlauf der Pandemie waren, zum Teil einander widersprechend, von fehlendem Wissen, übergroßer Vorsicht bis hin zur Sinnfreiheit, aber auch vorzeitigen, eher populistisch begründeten Lockerungen, Inkonsequenz, schwer zu begreifendem Aktionismus und dem Drang nach eitler Selbstdarstellung (hier ragt der bayerische Ministerpräsident wohl besonders heraus) begleitet. Das soll und muß zwar angesprochen und diskutiert werden, darf aber nicht zur generellen Ablehnung verleiten.

    Daher muß auch in den Schulen unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit weiterhin Vorsicht walten. Ein generelles Aufheben aller Schutzmäßnahmen erscheint hingegen unverantwortlich.