Forschungsprojekt der Universität Bayreuth zu Gipsabbau und Artenvielfalt
Ein Forschungsprojekt der Professur Störungsökologie und Vegetationsdynamik an der Universität Bayreuth untersucht die Bedeutung von Gipsabbaustätten für die Artenvielfalt. Die Forscher*innen um Prof. Dr. Anke Jentsch untersuchen, welche Mechanismen und Störungsimpulse diese Gebiete unter Naturschutz-Aspekten wertvoller machen.
Der Gipsabbau in Deutschland schafft offene, vegetationsfreie Flächen in einer sonst dicht bewachsenen Kulturlandschaft. Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf solche Rohbodenflächen und die dort wachsenden Pionierstadien der Vegetationsentwicklung (später werden dann Gebüsche oder gar Wälder auf diesen Standorten wachsen) angewiesen, darunter seltene und gefährdete Arten der Roten Liste. Der Gipsabbau schafft eine hohe Struktur- und Habitatdiversität für viele Arten, die in der oft strukturarmen Agrarlandschaft oder in Wirtschaftswäldern kein Refugium mehr finden. Andererseits liegen Gips-Lagerstätten teils in hochwertigen Landschaftsräumen mit artenreichen Ökosystemen. Daraus ergeben sich mancherorts Zielkonflikte.
In einem Forschungsprojekt der Universität Bayreuth wird nun die Artenvielfalt in Gipsabbaustätten mit unterschiedlichem Alter seit der Beendigung des Abbaus und damit in unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Vegetation untersucht. Die Untersuchungen finden in den Gipsabbauregionen Süd-Harz, Nordost-Hessen, Unterfranken und Ost-Württemberg statt. Die Forschungsfrage ist, welche Mechanismen und Störungsimpulse zu einer höheren naturschutzfachlichen Wertigkeit führen. Es ist gerade diese Biodiversität in den erwähnten Rohboden-Lebensräumen oder in Lebensräumen mit nur sehr geringer Vegetationsbedeckung (das bedeutet stark limitierte Ressourcen wie Wasser und Nährstoffe), die viele Gipsabbaustätten während und nach der aktiven Phase zu etwas Besonderen im Sinne des Arten- und Naturschutzes machen.
Die aktuelle Forschung wurde vom Team der Störungsökologie und Vegetationsdynamik initiiert. Der Bundesverband der Gipsindustrie unterstützt es finanziell. Dies bietet die besondere Chance, die Abbaufirmen, die Naturschutzverbände, die Öffentlichkeit und die Entscheidungsträger für die Interessen des Arten- und Naturschutzes in den Gipsabbauregionen zu gewinnen und räumlich differenzierte Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten.
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