Wechsel an der Hochschule Hof: Kanzlerin Dagmar Pechstein scheidet aus dem Amt
„Alles hat seine Zeit!“
Wechsel bei einer der wichtigsten Personalien an der Hochschule Hof: Mit Dagmar Pechstein beendet die langjährige Kanzlerin der Hochschule ihre berufliche Laufbahn und wechselt in die Altersteilzeit. Sie wurde nun durch Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann und einige enge Mitarbeiter im Rahmen einer pandemiekonformen Feier im kleinen Kreis verabschiedet. Dagmar Pechstein übte das Amt seit 2003 aus. Über eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger ist noch nicht entschieden.
„Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“ – mit dem nachdenklichen Bibelwort aus dem Alten Testament begann und beendete Dagmar Pechstein ihre humorvolle und launige Abschiedsrede. Sichtlich berührt, aber auch voller Vorfreude auf das kommende Leben hatte sie zuvor auf ihre knapp 19jährige Tätigkeit als Verantwortliche für Finanzen, Bau, Personal und Liegenschaften der Bildungseinrichtung zurückgeblickt. An der von Sänger Max Dollinger und Pianist Wolfgang Skill umrahmten Feier in der Hofer „Klangmanufaktur“ durften nach den geltenden Bestimmungen lediglich 20 Personen nach 2G-Regeln aus dem engsten Umfeld teilnehmen.
Würdigung durch Hochschulpräsidenten
Eingangs hatte Hochschulpräsident und Wegbegleiter Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Lehmann Dagmar Pechstein ausführlich gewürdigt: „Mit ihr verliert unsere Hochschule einen durch und durch verlässlichen und loyalen Menschen sowie eine exzellente Juristin. Dagmar Pechstein hat die heutige Hochschule und ihr Bild maßgeblich mitgeprägt und gestaltet. Unsere Zusammenarbeit hätte kaum besser sein können.“
Traum vom Richterberuf platzte der Liebe wegen
Nach dem Abitur 1979 am Jean-Paul-Gymnasium zog es die gebürtige Hoferin zum Studium der Rechtswissenschaften an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. „Ich wusste nicht einmal, dass es dort schon so etwas wie einen Hochschulkanzler gab und ich hätte schon gar nicht gewusst, was dieser so macht“, räumte Dagmar Pechstein lachend ein. Nach ihren beiden juristischen Staatsexamen 1984 und 1988 scheiterte aber zunächst ihr Berufswunsch in Hof Richterin zu werden – und das an der Liebe: Mit ihrem Ehemann Hans Pechstein hatte sie ausgerechnet einen Hofer Rechtsanwalt geheiratet, was eine Beschäftigung als Richterin am selben Ort ausschloss. Ein Nachbar machte Dagmar Pechstein dann aber auf die gerade gegründete Beamten-Fachhochschule, die heutige Hochschule für den Öffentlichen Dienst in Bayern, aufmerksam. Die junge Juristin ergriff die Chance und lehrte dort von 1990 bis 1992. Später ging sie ans Hofer Landratsamt, wo sie als Regierungsrätin mit circa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Themen Katastrophenschutz, Feuerwehr und Sicherheit zuständig war.
Einstieg an Beamtenfachhochschule
„Danach aber ging ich schnell zurück an die Beamtenfachhochschule und zwar in das Dienstzimmer eines gewissen Herrn Dr. Lehmann in der Fachgruppe Privatrecht“, so Dagmar Pechstein über ihre erste Begegnung mit dem späteren Hochschulpräsidenten. Dort, so sagt sie heute, erfuhr sie viel Freude am Unterrichten und in der Zusammenarbeit mit Studierenden. Nach zehn Jahren aber veränderte sich Dr. Lehmann und ging als Hochschulpräsident an die junge Fachhochschule Hof. Als er dort schließlich ein neuer Kanzler gesucht wurde, fiel Prof. Dr. Lehmanns Augenmerk auf seine frühere Kollegin. Das Angebot anzunehmen und sich zu bewerben fiel Dagmar Pechstein aber nicht leicht: „Ich war nicht gerade Feuer und Flamme. Im Gegenteil: Ich war mir nicht sicher, ob ich dem Amt und seinen Anforderungen gerecht werden könnte“, bekannte Dagmar Pechstein. Durch die Bestärkung ihres Mannes aber traute sie sich den Sprung zu und wurde nach bestandenem Auswahlverfahren die erste Kanzlerin der Hochschule Hof.
Enorme Entwicklung erlebt
Seither, so rechnete sie vor, habe sie nun weit über 200 Sitzungen der Hochschulleitung miterlebt und viele Veränderungen begleiten dürfen. Eine der ersten Entscheidungen im Jahre 2003 war die Einführung eines Rauchverbotes an der Hochschule – von dem die Büros aber ausgenommen waren, so Pechstein schmunzelnd. Insgesamt sei die Einarbeitung schwierig gewesen und es habe über ein Jahr gedauert, bis sich eine kleine Routine einstellte. „Eine Hochschule ist sehr komplex, viel komplexer als beispielsweise ein Landratsamt oder ein Rathaus“, so Dagmar Pechstein. Zwar sei die Verwaltung hierarchisch geordnet, die Lehre aber sei frei und nicht zuletzt aus diesem Spannungsverhältnis ergäben sich ganz automatisch auch Reibungspunkte, so die scheidende Kanzlerin. Insgesamt aber könnten heute alle stolz auf die Entwicklung der Hochschule Hof sein. „Insbesondere, dass wir heute über 3800 Studierende und davon über 1000 aus dem internationalen Bereich verzeichnen, ist eine Tatsache, mit der noch zu Beginn meiner Tätigkeit niemand gerechnet hätte. Auch dass wir heute knapp 50 Bachelor- und Masterstudiengänge anbieten können, ist hervorragend“, so die Hochschulkanzlerin. Zum Vergleich präsentierte Dagmar Pechstein Zahlen aus dem Jahr 2004: Damals gab es 1600 Studierende in gerade einmal 9 Studiengängen in Hof, davon waren allein 750 Studierende im damaligen Fachbereich Wirtschaft angesiedelt. Von 8 Mio. EUR sei der Haushalt auf heute rund 40 Mio. EUR angewachsen.
Mit Bedacht gewählter Ausstieg
Letztlich aber gehe sie nun zum richtigen Zeitpunkt und mit einem guten Gefühl: „Mein Abgang ist gut gewählt. Jede Organisation muss sich anpassen und verändern. Das betrifft auch das klassische Berufsbild des Hochschulkanzlers. Eine Kompetenz in Sachen Digitalisierung sowie eine unternehmerische Denkweise ist hier heute mindestens genau so nötig wie etwa juristische Kenntnisse“, so Pechstein. Letztlich blieben viele wertvolle Begegnungen mit Menschen, aber auch festliche Höhepunkte wie diverse Gebäudeeinweihungen oder die 10-Jahres-Feier der Hochschule, bei der die Hofer Symphoniker die „Carmina Burana“ auf dem Campus aufführten. Auch das 25jährige Jubiläum der Hochschule oder auch eine Reise zu den Hofer Hochschulpartnern nach Indien würden ihr für immer im Gedächtnis bleiben. „Ich freue mich nun die Verantwortung abgeben zu dürfen und wünsche der gesamten Hochschulfamilie alles Gute für die Zukunft“, so Dagmar Pechstein abschließend und unter langanhaltendem Applaus.
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