Hochschule Hof stärkt und vernetzt die bayerische Nahwärme-Branche
Regenerative Nahwärmenetze
Mit Beginn des Jahres 2022 startet am Institut für Wasser- und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof ein Projekt rund um regenerative Nahwärmenetze. Ziel des aktuell vierköpfigen Projektteams ist der Wissenstransfer und die Weiterbildung aller Akteure, vom Hersteller bis zum Betreiber, und die Vernetzung und Stärkung der bayerischen Nahwärme-Branche. Gefördert wird das Projekt vom Europäischen Sozialfonds mit knapp über einer halben Million Euro.
In einem Nahwärmenetz sind mehrere Gebäude zur Wärmeversorgung über Leitungen an einem zentralen Heizhaus angeschlossen. Dieses versorgt die Abnehmer mit der benötigten Wärme für Warmwasser und Heizung. Erzeugt wird diese Wärme heute unter anderem aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl oder Erdgas. Um die Emissionen von Treibhausgasen allerdings langfristig zu senken, werden immer mehr regenerative Energieträger in Form von Holzpellets, Holzhackgut oder Biogas verwendet. Dies ist in zentral versorgten Netzen deutlich einfacher umzusetzen, als bei einer autarken Eigenversorgung der Gebäude. Dennoch sind potenzielle Abnehmer vielerorts noch skeptisch gegenüber der Aufgabe der Schirmherrschaft über die eigene Heizung.
Stärkung der bayerischen Nahwärme-Branche
Um unter anderem die Akzeptanz für regenerative Nahwärmenetze in der Bevölkerung zu steigern, soll nun ein Netzwerk aufgebaut werden, welches die bayerische Nahwärmebranche im Freistaat stärkt. Möglich ist das durch die Vernetzung bestehender und potenzieller Akteure sowie möglicher neuer Fachkräfte im Bereich Nahwärmetechnik. Im Fokus stehen außerdem die Vermittlung innovativer Technologien aus der Forschung und die individuellen Erfahrungen der Teilnehmenden. „Fossile Gebäudeheizsysteme lassen sich schwer durch vollständig regenerative Quellen ersetzen. Viele Hauseigentümer scheuen sich vor der Umrüstung auf Pelletfeuerungen. Vollständig erneuerbare Wärmepumpensysteme als Alternative sind aber komplex und teuer. Eine flächendeckende Dekarbonisierung, also eine Reduzierung von Kohlendioxidemissionen, kann durch regenerative Wärmenetze beschleunigt werden, da viele Abnehmer gleichzeitig und ohne großen Aufwand im eigenen Haus mit Wärme versorgt werden können“, so Dr.-Ing. Andy Gradel. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Tobias Plessing, Anton Sack und Matthias Kreuzer leitet er das Projekt mit dem Arbeitstitel „ADerN“ (Ausbau und Digitalisierung effizienter regenerativer Nahwärmenetze).
Weiterbildung der Netzwerkteilnehmer
Das zu Beginn vierköpfige Projektteam übernimmt seitens der Hochschule die komplette Organisation von regelmäßigen Netzwerkveranstaltungen und die Weiterbildung interessierter Teilnehmer. Schulungsthemen sind hier vor allem neue technische Lösungen, welche die Effizienz des Nahwärmenetzes steigern und eine Erweiterung von bestehenden Netzen ermöglicht, wie zum Beispiel Wärmespeicher oder Wärmeerzeugung durch Nutzung erneuerbarer Energien. Außerdem sind Vorträge über digitale Netzsteuerungen mit intelligenten Regelstrategien für einen effizienteren Betrieb der Nahwärmenetze geplant. Auch die Gewinnung von Abnehmern durch digitalisierte Netze, die es den angeschlossenen Parteien im Haus ermöglichen, ihre Verbrauchsdaten detailliert einzusehen, stehen auf der Agenda. „Unsere Veranstaltungen richten sich auch an potenzielle Betreiber noch nicht bestehender Netze. Damit gemeint sind Verwaltungen, Kommunen, Stadtwerke, bürgerliche Energiegenossenschaften und wärmeerzeugende Unternehmen, vor allem im ländlichen Raum. Hauptsächlich wollen wir mit unserem Projekt aber kleine und mittelständische Unternehmen in Bayern erreichen und stärken“, so Projektmitarbeiter Anton Sack. Die Akquise der Netzwerkteilnehmer findet aktuell, in den ersten Projektmonaten statt. Interessenten sind daher gerne aufgerufen, den Kontakt zu der Arbeitsgruppe aufzunehmen. Bei spezielleren Themen werden Fachkräfte und Unternehmen hinzugezogen, die ihr Know-How in den verschiedenen Veranstaltungen weitergeben.
Förderung durch Europäischen Sozialfonds
Mit einer Summe in Höhe von 510.257 Euro wird das Projekt ADerN (Ausbau und Digitalisierung effizienter regenerativer Nahwärmenetze) vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert, als Teil der Reaktion der Union auf die COVID-19-Pandemie. Der ESF ist das bedeutendste Förderinstrument der Europäischen Union, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Beschäftigung zu fördern. Er orientiert sich an der Strategie Europa 2020 mit den Zielen intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.
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