Gerettetes Essen in Bayreuth verteilt

Am Sonntag den 23.01. haben Menschen von 12 Uhr bis 16 Uhr gerettete Lebensmittel in der Bayreuther Innenstadt verteilt. Organisiert wurde die Aktion vom „Aufstand der letzten Generation“ und von „Foodsharing Bayreuth“.

"Foodsharing" in  Bayreuth

„Foodsharing“ in Bayreuth

Die Aktion sollte auf Lebensmittelverschwendung in Deutschland aufmerksam machen. Weltweit wird etwa jedes dritte produzierte Lebensmittel aus verschiedensten Gründen weggeschmissen. In Deutschland sind das etwa 12 Millionen Tonnen weggeworfenen Lebensmittel pro Jahr. Das entspricht rund 400 kg pro Sekunde. Und das während weltweit inzwischen wieder über 700 Millionen Menschen hungern müssen und auch in Deutschland Menschen unter Mangelernährung leiden, weil sie sich keine ausgewogene Ernährung leisten können. Darüber hinaus werden so jährlich riesige Landflächen verschwendet und mit Pestiziden vergiftet und nicht zuletzt werden in der Produktion und dem Transport der Lebensmittel viele vermeidbare Treibhausgase ausgestoßen.

Dabei gibt es durchaus die Möglichkeit gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen, wie beispielsweise Frankreich zeigt. Nachdem das Wegschmeißen von noch genießbaren Lebensmitteln für Supermärkte dort unter Strafe gestellt wurde, haben sich die Essensspenden an die Tafel um knapp 20% erhöht. Für Deutschland liegt von German Zero bereits ein Gesetzesentwurf für ein Essen-Retten-Gesetz vor. Dieses fordert die Bewegung Aufstand der letzten Generation seit dieser Woche bundesweit mit Blockaden von Autobahnzufahrten. Ziel ist es durch eine möglichst große Störung alltäglicher Abläufe eine Situation zu erzeugen, in der Lebensmittelverschwendung und der Kollaps ganzer Ökosysteme in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr ignoriert werden können. Dazu wenden sie sich unter Anderem auch gegen das Verbot des Essen Rettens aus Mülltonnen von Supermärkten, auch containern genannt. Mehrere Menschen von der Kampagne haben sich in den letzten Wochen beim Containern öffentlich selbst angezeigt und so die Absurdität dieses Verbots verdeutlicht.

Essen retten kann aber auch heute schon ganz legal sein, wie die Initiative Foodsharing seit 2012 eindrucksvoll bewiesen hat. Bei kooperierenden Unternehmen wird das Essen abgeholt und im eigenen Umfeld oder über Chatgruppen an die größere Community verteilt. Ein großer Teil des Essens geht dabei an bedürftige Menschen. Über 200.000 aktive Foodsharer*innen gibt es mittlerweile europaweit, Tendenz steigend. Die Initiative füllt mit zivilgesellschaftlichem Engagement eine Lücke staatlichen Handelns aus und zeigt gleichzeitig, wie das massenweise Abholen von nicht mehr verkaufbaren aber noch genießbaren Lebensmitteln funktionieren kann.

Die Bayreuther*innen waren größtenteils erfreut über die Aktion. Viele sind stehengeblieben und haben sich an den Lebensmitteln bedient, die sonst in der Tonne gelandet wären. Die meisten Menschen waren erstaunt von der Menge der weggeworfenen Lebensmittel, für die Aktion wurden gerade einmal an zwei Tagen Lebensmittel gesammelt. Einige fragten auch, ob so eine Aktion nicht jede Woche stattfinden könne. Mit einem Essen-Retten-Gesetz wäre das keine Utopie mehr, sondern könnte Realität werden. Auch könnte der Staat so wieder selbst übernehmen und nicht mehr auf dem Rücken von einer kleinen engagierten Zivilgesellschaft ablagern. Wie realistisch die Umsetzung eines solchen Gesetzes tatsächlich ist bleibt abzuwarten. Bis es soweit ist werden engagierte Menschen bei Foodsharing weiter Lebensmittel retten. Ebenso wird der Aufstand der letzten Generation den Protest und die Blockaden von Autobahnen fortsetzen, bis eine Zusage für besagtes Gesetz gegeben wird.