Niederbronner- und Franziskus-Schwestern in Gößweinsteiner Basilika verabschiedet
Über 100-jährige Ära endet
Im Zeichen von Abschied und Aufbruch stand der Festgottesdienst zur Verabschiedung der „Schwestern vom Göttlichen Erlöser“, besser bekannt als „Niederbronner Schwestern“, und der Franziskusschwestern Vierzehnheiligen. Das vertraute Bild von Schwestern in Gößweinstein und der Basilika zur Heiligsten Dreifaltigkeit gehört damit bald der Vergangenheit an.
Eine Ära von annähernd 105 Jahren bei den Niederbronner Schwestern und von fast 40 Jahren bei den Franziskusschwestern geht damit zu Ende. Die Schwestern haben durch ihre unermüdliche Arbeit für das Wohl an Leib und Seele ihrer Mitmenschen im besten Sinn christlicher Nächstenliebe wertvollste Dienste geleistet. Mit vielerlei Dank und „vergelt’s Gott“ sowie den besten Wünschen wurden sie nun verabschiedet. Den Gottesdienst zelebrierte Pfarrer Pater Ludwig Mazur in Konzelebration mit Pfarrvikar Pater Lazarus Zukowski und Monsignore Herbert Hautmann.
In seiner Begrüßung zitierte Pfarrer Mazur aus dem Buch Kohelet: „Für alles gibt es eine Stunde, und eine Zeit gibt es für alles Geschehen unter dem Himmel.“ In der Predigt bezog er sich sowohl auf die Lesung aus dem Buch Genesis mit der Aufforderung Gottes an Abraham aus seinem Land in das verheißene Land zu ziehen, als auch das von Monsignore Hautmann verkündete Evangelium nach Lukas mit dem reichen Fischfang und der Berufung der ersten Jünger. „Der Mensch hängt an Gewohntem“, stellte Pater Ludwig fest. „Bei einem Verlust hat daher die Trauer ihr Recht“. Gößweinstein sei für die Schwestern ein Stück Heimat geworden, die aufgegeben wird. Ebenso seien die Schwestern in Gößweinstein eine spirituelle Größe, deren Verlust schmerze. Die Kehrseite der Trauer sei aber auch die Dankbarkeit. Das Wirken der Schwestern hinterlasse in eindrucksvoller und nachhaltiger Weise einen kostbaren, bleibenden Schatz, der in unseren „Jahresringen“ aufgehoben bleibe. Zum Abschied gehöre jedoch auch der Aufbruch. So haben die Schwestern in ihrem Leben den Ruf Gottes bereits gehört und sind aus ihrem gewohnten Umfeld aufgebrochen. Dabei haben sie gespürt, dass Gott sie in allen Unwägbarkeiten hält. In diesem Gottvertrauen wünschte er den Schwestern, dass sie an ihren neuen Wirkungsstätten sowohl weiter zum Segen werden, aber auch den Segen Gottes erfahren.
Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) erinnerte daran, dass die erste Krankenstation und der erste Kindergarten in Gößweinstein von den Niederbronner Schwestern gegründet wurde. Ebenso, dass die Schwestern vielen jungen Frauen handwerkliches Geschick in der Nähschule beigebracht haben sowie an der Volksschule Handarbeit und Hauswirtschaft unterrichteten. Letztlich verblieb noch das das „Haus Loreto“ für Wallfahrer und Erholungssuchende. Die Entwicklung des Hauses „St. Elisabeth“ zeichnete er chronologisch nach. Gerne erinnere er sich an die radelnde oder auch mit Kindern spielende Schwester Sigrid. Zudem seien auch die persönlichen Begegnungen stets freundlich gewesen. Die Schwestern hätten den Ort mit ihren christlichen Werten, ihrer Hilfsbereitschaft und Mildtätigkeit mitgestaltet und geprägt. Seinen Dank untermauerte er mit einem Geschenk an jede der scheidenden Schwestern.
Für die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit Gößweinstein ging Kirchenpfleger Georg Lang zunächst auf die Stifter Franz Weidinger und Freiherr von Hausen ein, die die Niederlassung der Niederbronner Schwestern sowohl durch die Stiftung ihres Anwesens, zuletzt als Spielzeugmuseum genutzt, veranlassten und später durch die Stiftung der „Villa Loreto“ festigten. Krankenpflege, Kindererziehung und die Erholung für Mitschwestern waren von Beginn an die nach dem Stifterwillen gestellten Aufgaben. Das Haus „St. Elisabeth“ war anfangs auf Tagungen, Exerzitien und Erholung ausgerichtet. Nach der Neuausrichtung vor zehn Jahren wurde es ein Haus mit altersgerechtem Wohnen einschließlich ambulanter Betreuung sowie ein wesentlicher Pfeiler der ärztlichen Versorgung in Gößweinstein und der Umgebung. Hierdurch wurde auch der Einzug der beliebten Ruhestandspfarrer Herbert Hautmann und Alfred Bayer möglich.
Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kathrin Heckel konnte sich die Gottesdienste ohne Schwestern nicht vorstellen. Daher werden die Reservierungsschilder „Schwestern“ an den Bänken in der Basilika nicht entfernt. Zudem werden die Schwestern bei den Montagsgottesdiensten bei den Fürbitten immer mit eingeschlossen. Ihren Wunsch fasste sie mit den Worten der Gründerin der Niederbronner Schwestern, der seligen Mutter Alfons Maria Eppinger, zusammen: „Habt Mut, Gott ist mit euch!“
Die Provinzoberin der Niederbronner Schwestern Barbara Greißinger zeigte sich berührt von dem Glaubenszeugnis, das in dem Gößweinsteiner Lied zur Heiligsten Dreifaltigkeit zum Ausdruck kommt. Seit 1917 seien 95 Niederbronner Schwestern in Gößweinstein tätig gewesen. Die derzeit in der Gemeinschaft lebenden sieben Schwestern mussten vor allem in den vergangenen Monaten ihre körperlichen und gesundheitlichen Grenzen erfahren. Daher sei die Weiterführung dieser Gemeinschaft leider nicht möglich. Die Schwestern werden teils in die Gemeinschaft nach Bamberg, teils in die Ruhestandsgemeinschaft nach Neumarkt wechseln. „Wir vertrauen darauf, dass Gott weiterwachsen lässt, was an Gutem gesät wurde“, schloss Schwester Barbara, und verabschiedete sich aufgrund ihrer oberbayerischen Herkunft mit einem „Pfiat Gott, behüte Sie Gott“.
Für die Franziskusschwestern hatte Kongregationsvikarin Schwester Martina Selmaier das Bild von einem Baum vor sich. Ein Baum mit starken Ästen. Bezogen auf Gößweinstein bedeute das rund 300 Jahre Franziskaner vor Ort, mehr als 100 Jahre Niederbronner Schwestern, rund 40 Jahre Franziskusschwestern, Schwester Sigrid, aber auch die Einheimischen und die Wallfahrer mit ihren Gebeten. Die Natur sei ein Kommen und Gehen, ein Wachsen und Vergehen. Sie zeigte sich überzeugt, dass Schwester Sigrid vieles zum Blühen gebracht hat, das auch Früchte trägt. Schwester Sigrid wechselt in das Mutterhaus nach Vierzehnheiligen. „Was vor uns liegt und was hinter uns liegt ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.“ Mit diesem Zitat von Henry David Thoreau zeigte sich Schwester Martina abschließend zuversichtlich.
Den Gottesdienst gestaltete Andreas Weisel aus Ebermannstadt für den erkrankten Georg Schäffner musikalisch an der Orgel. Markus Redel trug sowohl die Lesung, wie auch eine Geschichte über ein schönes makelloses und ein vernarbtes liebendes Herz, sowie die Fürbitten vor. Am Ende des Gottesdienstes überreichten Pfarrer Pater Ludwig und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Kathrin Heckel an alle Schwestern ein kleines Rosengebinde und ein Erinnerungsgeschenk.
Bleibt noch die Frage, weshalb es auch heute für Frauen zeitgemäß sein kann, in einen Orden einzutreten. Schwester Martina von den Franziskusschwestern sieht die Gesellschaft und auch die Kirche im Wandel. Sie sieht Menschen, die ausgepowert sind und Ruhepausen suchen. Diese Ruhepausen brauche der Mensch, um sich immer wieder neu zu verorten. Deshalb biete ein Leben in ihrer Gemeinschaft schon im Tagesablauf Raum für Ruhe und Meditation. Dies bildet für Schwester Martina eine Basis, um erspüren zu können, wie sie Leben sinnvoll leben kann, als Hörende, Teilende und Liebende – eben so, wie Gott den Menschen gedacht hat.
Schwester Barbara sieht die Niederbronner Schwestern als ein Angebot an Frauen, die Glauben in der Gemeinschaft leben wollen. Sie stelle fest, dass diese Frauen dann spüren, dass das Leben in einem Orden eine Lebensform ist, die heute noch erfüllend gelebt werden kann. Dies bestätigt Schwester Jakoba wenn sie sagt: „Ich bin glücklich im Ordensleben, es gab immer wieder herausfordernde Zeiten, vor allem beruflich, aber ich habe ein erfülltes Leben.“
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