Erster „Corona-Spaziergang“ in Pottenstein
Nach Ebermannstadt und Waischenfeld fand nun am Mittwochabend auch in Pottenstein ein so genannter „Corona-Spaziergang“ in der Fränkischen Schweiz statt. Es ist kurz nach 18 Uhr und schon dunkel als sich 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch einige Kinder, vor dem Minigolfplatz im Stadtgraben treffen um zu ihrem Spaziergang durch die Innenstadt aufzubrechen. Die meisten kommen aus Pottenstein und Umgebung.
Einige haben brennende Grablichter dabei die sie am Schluss nach etwa eineinhalb Stunden auf die Rathaustreppen stellen. Der Weg führt zunächst in die Hauptstraße bis zum Elisabethen-Brunnen wo auch Lieder gesungen werden. Unter anderem das umgetextete Lied „Sag mir wo die Blumen sind“ von Pete Seeger nach dem neuen Text von Karin Jana Beck und Matthias Gerber das damit beginnt „Sag mir wo die Freiheit ist? Wo ist sie geblieben?“ Berühmt wurde das Lied „Sag mir wo die Blumen sind“ durch Marlene Dietrich. Dieses Lied wird zum Beispiel auch bei den Corona-Spaziergängen in Bayreuth gesungen, sagt eine Teilnehmerin die den Liedtext kopiert hat. Vom Marktplatz geht es wieder zurück zum Minigolfplatz, wo etwas diskutiert wird. Danach setzt sich der Zug der Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen und vor allem gegen eine drohende Impfpflicht Richtung Juramar in Bewegung. Es geht über die Franz-Wittmann-Gasse wieder zurück in den Stadtgraben und von dort aus vor das zum Endpunkt vor das Rathaus wo weiter über die Corona-Maßnahmen der Regierung diskutiert wird.
Einige haben Thermoskannen mit Glühwein mitgebracht. Von Abstand halten und Maskentragen keine Spur. „Das selbstständige Handeln und das Verantwortungsgefühl des Einzelnen ist abhanden gekommen“, sagt ein Mann, der ebenso nicht genannt werden will wie alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ein Frau neben ihm ergänzt: „Die Grundrechte sind abgeschafft worden.“ „Wir sind wir, egal ob gespritzt oder nicht“, so ihre weitere Aussage. Ein weiterer Mann neben ihr sagt, das die Spaltung der Gesellschaft außer anscheinend den Politikern keiner wolle. Die Politiker seien es, die sogar die Familien auseinanderbringen wollen, was er schon in seiner eigenen Familie leidvoll erlebt habe. Geimpfte Familienmitglieder wollen mit ihm nichts mehr zu tun haben, weil er ungeimpft sei. „Bei der Impfung läuft gerade die dritte Impfphase und die Ungeimpften sind die Kontrollgruppe“, sagt ein weiter Mann neben ihm, der offenbar der Organisator des Treffens ist. Denn für die „Pottensteiner Gruppe“ habe er eine Gruppe in Telegram gegründet. Wie diese heißt verrät er auf Nachfrage jedoch nicht. Man sei gegen die Spaltung der Gesellschaft, auch Geimpfte sind bei uns herzlich willkommen, erklärt er aber noch. Nächsten Mittwoch um die gleiche Zeit werde man wiederkommen und zum zweiten Spaziergang durch Pottenstein aufbrechen, kündigt er noch an. Schön wäre es, wenn dann noch mehr kämen.
Der Pegnitzer Polizeichef Harlad Düplois erklärt auf Anfrage unserer Zeitung lediglich, das die Polizei von diesem Treffen nichts gewusst habe. Die gleiche Auskunft kommt von Stadtgeschäftsführer Gerhard Thiem-Förster. „Wir haben davon nichts gewusst“, sagt Thiem-Förster und angemeldet war bei der Stadt auch keine Veranstaltung. Auf Nachfrage beim Landratsamt Bayreuth teilt Pressesprecherin Karen Görner-Guttling mit: „Im Landratsamt Bayreuth war die betreffende Zusammenkunft nicht bekannt. Dementsprechend können wir mangels Sachkenntnis aktuell nicht verbindlich feststellen, ob es sich um eine Versammlung unter freiem Himmel nach Art. 8 Grundgesetz gehandelt haben könnte oder nicht.“ Für Versammlungen nach Art. 8 Grundgesetz besteht gemäß Art. 13 BayVersG eine Anzeige- und Mitteilungspflicht. Sofern es sich bei der vorbezeichneten Zusammenkunft um eine ebensolche Versammlung gehandelt hat, wäre diese anzeigepflichtig gewesen. Ausnahmen gibt es für Spontan- bzw. Eilversammlungen. Das Landratsamt Bayreuth wird den Vorfall prüfen.
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