Tumorzentrum Oberfranken Bayreuth: Tipps für die Betreuung von Krebspatienten in der COVID-19-Pandemie

Als Tumorzentrum Oberfranken e.V. sind wir den Krebspatienten unserer Region verpflichtet. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Diagnose und die Behandlung von Krebserkrankungen erfüllen uns mit Sorge. Krebserkrankungen werden seit Beginn der Pandemie weniger häufig diagnostiziert (Piontek, 2021), und Krebsbehandlungen werden verschoben (Voigtländer, 2021). Es steht zu befürchten, dass eine Verschlechterung der Prognose der betroffenen Patienten die Folge ist. Gleichzeitig sind Patienten mit einer aktiven Krebserkrankung im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion besonders gefährdet (Von Liliental-Toal, Mai 2021). Diese Patienten können, in Abhängigkeit von ihrer Grunderkrankung und Behandlung, eine schwächere Immunantwort auf das Virus aufweisen. Auch besteht die Gefahr, dass bei diesen Patienten eine COVID-19-Impfung keinen sicheren Schutz vor einer schweren Infektion bietet.

Es ist unser Anliegen, die Menschen in unserer Region auf die besondere Gefährdung von Patienten mit Krebserkrankungen während der COVID-19-Pandemie hinzuweisen und hierfür zu sensibilisieren. Aus diesem Grund appellieren wir:

► an die Verantwortlichen in Politik und medizinischen Einrichtungen, im Falle einer ggf. erforderlichen Priorisierung im Gesundheitswesen Krebspatienten eine hohe Priorität einzuräumen. Krebsoperationen und andere Krebsbehandlungen sind nicht elektiv, sondern dringend und können Leben retten.

► an die Ärzte in Praxen und Impfzentren, Krebspatienten und deren Angehörige prioritär gegen SARS-CoV-2 zu impfen. Sprechen Sie ggf. mit den für die Krebserkrankung zuständigen Fachärzten: Wie hoch ist das Risiko einer Infektion für den individuellen Patienten einzuschätzen ? Im Einzelfall kann eine Booster-Impfung bereits 4 Wochen nach der 2. Impfung sinnvoll und notwendig sein (Robert-Koch-Institut, 2021). Angehörige sollten als „Nestschutz“ für den Patienten ebenfalls prioritär geimpft werden bzw. ihre Booster-Impfung zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Zweitimpfung erhalten. Im Falle einer Exposition oder Infektion eines abwehrgeschwächten Patienten mit dem Virus sollte zudem an die Möglichkeit der frühzeitigen Verabreichung von Antikörpern oder anderen Medikamenten gedacht werden, um einem schweren Verlauf vorzubeugen (Von Liliental-Toal, Dezember 2021). Kontaktieren Sie hierzu am besten das nächstgelegene Behandlungszentrum.

► an betroffene Patienten und deren Angehörige, das Impfangebot ihrer Ärzte anzunehmen. Beraten Sie sich mit Ihren Ärzten: Eine Impfung gegen COVID-19 ist fast immer sinnvoll. Auch eine laufende Krebsbehandlung ist kein Grund gegen, sondern FÜR eine Impfung. Halten Sie trotz Impfung konsequent die Hygieneregeln ein (Abstand, Masken, Testung von Kontaktpersonen): Es ist möglich, dass Sie im Vergleich zu Gesunden durch die Impfung weniger gut vor einer Infektion geschützt sind.

► an alle Menschen der Region, die gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen auch während der COVID-19-Pandemie konsequent wahrzunehmen. Ihr Hausarzt wird Sie diesbezüglich beraten.Konsultieren Sie ihn auch, wenn Sie verdächtige Beschwerden, wie unklaren Gewichtsverlust, Blut im Stuhl, blutigen Auswurf oder Knoten in der Brust bemerken. Krebserkrankungen können häufig geheilt werden, wenn man sie frühzeitig entdeckt.