Kersbacher freuen sich über neue Reliquien-Monstranz

Bei Kerzenschein und stimmungsvoller Beleuchtung fand die Lichtfeier zum Patronatsfest in Kersbach statt. Domkapitular Pfarrer Martin Emge freute sich, in der frisch renovierten Kirche das Ottilienfest feiern zu können. Doch es gab noch einen weiteren Anlass, das Patrozinium in diesem Jahr auf besondere Weise zu begehen.

Reliquien-Monstranz für Kersbach

Reliquien-Monstranz für Kersbach

2017 hatte die Pfarrei St. Johannes der Täufer und St. Ottilie ihr 600-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei stand die Heilige immer wieder im Mittelpunkt. Sie gilt als Fürsprecherin für Augen-, Ohren- und Kopfkranke, aber auch alle diejenigen, die im übertragenen Sinn sich aus der Dunkelheit heraus nach dem wahren Licht sehnen, suchen Fürsprache bei ihr. Umso schmerzlicher war die Nachricht, dass im April 2018 bei einem Einbruch in die Kirche neben liturgischen Geräten auch die Reliquie der Heiligen Ottilie gestohlen worden war.

Nach alten Quellen soll Kaiser Karl IV. auf der Reise vom Odilienberg im Elsass nach Prag mit einer Ottilienreliquie in Kyrsebach Halt gemacht haben. Diese wird im Veitsdom als kostbarste Ottilienreliquie bis heute aufbewahrt und verehrt. Ob der Kaiser einen Teil der Reliquie den Kersbacher Bürgern überlassen hat, ist nicht belegt. Seither lässt sich im Dorf ein Aufschwung der Ottilien-Verehrung erkennen. Die Kersbacher Ottilien-Reliquie könnte aber auch ein Reliquiensplitter gewesen sein, der um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von den Straßburger Bischöfen ausgegeben worden ist. Trotz umfangreicher Fahndungen der Pollizei bleibt diese Kersbacher Reliquie bis heute verschollen.

Ottilienreliquie in Kersbach

Ottilienreliquie
in Kersbach

Doch im Jahr 2021 nimmt die Geschichte eine erfreuliche Wendung. Die Kirche wird gerade statisch ertüchtigt, der Innenraum und das Gnadenbild von Grund auf saniert. Zur gleichen Zeit machte man Herrn Pfarrer Emge auf eine Ottilienreliquie aus einem Nachlass aufmerksam. Er nimmt Rücksprache mit der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbischöflichen Ordinariats und bald darauf wird die Reliquienkapsel nach Bamberg verbracht, in ein Ostensorium (Reliquienmonstranz) eingesetzt und der Pfarrei Kersbach als Leihgabe überlassen. Damit kehrt die Heilige Ottilie als Pfarrpatronin in ihre Kirche zurück.

Pfarrer Emge stellte die neue Reliquienmonstranz während der Lichtfeier der Kirchengemeinde vor. Die Reliquie selbst besteht aus einem Knochenstück mit der Unterschrift: S(ancta).Ottilia – V(enerabilis). Abba: Heilige Ottilie – Verehrungswürdige Äbtissin.

Karin Riechelmann