Lebendige Erinnerungskultur in Bayreuth – ein Team hat mit diesem Ziel die Arbeit aufgenommen

Gedenken an die Brüder Max und Wilhelm Rose

Besuch auf dem Stadtfriedhof Bayreuth: Kulturreferent Benedikt Stegmayer, Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Dekan Jürgen Hacker, Wolfgang Hegel, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, Peni Rose. Foto: Pfarrer Dr. Carsten Brall

Besuch auf dem Stadtfriedhof Bayreuth: Kulturreferent Benedikt Stegmayer, Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Dekan Jürgen Hacker, Wolfgang Hegel, Bezirksheimatpfleger Günter Dippold, Peni Rose. Foto: Pfarrer Dr. Carsten Brall

Die Grabmale auf dem evangelischen Stadtfriedhof erzählen die Geschichte der Bürgerinnen und Bürger Bayreuths durch das ganze 20. Jahrhundert hindurch. Der Friedhof ist darum ein wichtiger Ort für eine Arbeitsgruppe, die sich die Erinnerungskultur kirchlicher Orte zum Anliegen gemacht hat. Zunächst will sie in Bayreuth beginnen – und hier eben auf dem Stadtfriedhof, auf dem sich die Grabstätte der Brüder Max und Wilhelm Rose befindet. Die beiden wurden 1899 und 1901 in Bayreuth geboren. Als Sinti wurden sie nacheinander nach Dachau deportiert und dort 1942 bzw. 1943 ermordet.

Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat die Arbeitsgruppe zusammen mit einer Expertenrunde aus den Bereichen Geschichte, Bildung, Kultur und Kirche initiiert. Zwei Sitzungen haben seit Oktober stattgefunden.

Dorothea Greiner betont: „Lebendige Erinnerungskultur will einem menschen-freundlichen Miteinander in der Gegenwart dienen. Darum schaut sie auf Vorbilder dafür in der Vergangenheit. Sie stellt sich aber auch dem Gegenteil und zeigt Beispiele ausgrenzenden, menschenverachtenden Denkens und Handelns, das in der NS-Zeit sogar bis zur Vernichtung von Leben geführt hat, wie beim Bayreuther Brüderpaar Rose. Die Erinnerung daran ist notwendig, denn gruppenbezogene Vorurteile sind bis heute in der Gesellschaft vorhanden. Sie sind umso gefährlicher, je weniger sie thematisiert und bearbeitet werden. Wir beginnen bei uns und unseren kirchlichen Erinnerungsorten. Dass gerade heute der Gedenktag der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte von 1948 ist, sehe ich als gute Fügung und Bestärkung unseres Anliegens.“

Anlässlich des Tags der Menschenrechte gibt Bezirkstagspräsident Henry Schramm zu bedenken: „,Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.‘ Der erste Satz der UN-Erklärung der Menschenrechte muss uns und künftigen Generationen eine Mahnung sein, sich gegen alle Formen gesellschaftlicher Diskriminierung zu stellen.“

Wichtig ist der Arbeitsgruppe die Vernetzung mit anderen Akteuren, so auch mit einem Projekt, in dem die Heimatpflege des Bezirks Oberfranken gemeinsam mit dem Institut für fränkische Landesgeschichte in Thurnau zum Antiziganismus forscht.

Die historische Aufarbeitung zum Umgang mit Sinti und Roma in der Gesellschaft und speziell in Bayreuth weist erhebliche Lücken auf, die geschlossen werden müssen.

Daher soll auf dem Stadtfriedhof ein Gedenk- und Lernort zu diesem Thema geschaffen werden.

Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt der Stadt Bayreuth, des Dekanatsbezirkes und Kirchenkreises Bayreuth, des Bezirks Oberfranken und des Instituts für fränkische Landesgeschichte in Thurnau.


Zum Hintergrund:

Am 16. Dezember 1942 ordnete Heinrich Himmler die Deportation und damit die Ermordung der Sinti und Roma im Deutschen Reich an. In der Folge wurden 23.000 Menschen in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Insgesamt fielen in Europa rund 500.000 Sinti und Roma der NS-Rassenideologie zum Opfer.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe zur Erinnerungskultur sind neben Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner: Pfarrer Dr. Carsten Brall, Prof. Günter Dippold, Dekan Jürgen Hacker, Pfarrerin Dr. Angela Hager, Dr. Wolfgang Hegel, Dr. Marcus Mühlnikel, Dr. Nora Schulze, Benedikt Stegmayer und Pfr. i. R. Jürgen Taegert.