MdL Gudrun Brendel-Fischer: „Wenn der Nachwuchs fehlt, verschwinden auch Standorte“

MdL Gudrun Brendel-Fischer. Foto: Christine Schulz
MdL Gudrun Brendel-Fischer. Foto: Christine Schulz

Über Strategien, um mehr Nachwuchs für die heimische Wirtschaft zu gewinnen, tauschten sich die Mitglieder des CSU-Kreisverbandes Bayreuth-Land mit Führungskräften hier ansässiger Betriebe aus. Dass es Demografie bedingt weniger junge Menschen gebe, sei eine wesentliche Ursache. Hinzu komme, dass sich immer mehr Jugendliche bzw. deren Eltern für eine akademische Laufbahn entschieden, so Kreisvorsitzende Gudrun Brendel-Fischer in ihrer Einleitung.

Die beiden Innungsobermeister Bernd Zeilmann und Michael Hopf sehen in diesem Trend eine fatale Entwicklung, sowohl für die Betriebe als auch für die Versorgung der Bevölkerung mit handwerklicher Dienstleistung. Beide können nicht verstehen, dass das Aushängeschild in Deutschland – die duale Ausbildung – an zunehmend freibleibenden Ausbildungsplätzen leidet. Metzgermeister Helmut Parzen bestätigte dies auch für das Lebensmittelhandwerk. Er vermisse an den Schulen die Vermittlung der regionalen Bezüge, des nachhaltigen Wirtschaftens und der praktischen Kompetenzen. Das neue Konzept des Trialen Studiums sei eine Idee, die bei ihm wieder Optimismus aufkommen lasse. Dadurch könne man in 4 ½ Jahren einen Ausbildungs- und Bachelorabschluss sowie den dazugehörigen Meisterbrief erreichen.

Während der Diskussion stellten mit Manuel Schuberth aus Hollfeld und Andreas Hautmann zwei junge Leute ihre Ausbildungswege vor. Manuel startete trotz FOS nicht in ein Studium, sondern in eine Erzieherausbildung, setzte dann noch die Krankenpflegeausbildung drauf und schätzt sein jetziges Betätigungsfeld am Bezirkskrankenhaus sehr. Bereitschaft und Freude an Weiterbildung spüren auch Vorgesetzte. Das sieht auch Andreas so. Der junge Mann aus Mehlmeisel hat seine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert und steht jetzt mitten in der Meisterprüfung. Alle Anwesenden, auch die teilnehmenden Lehrkräfte, waren sich einig, dass auch junge Leute mit Abitur mehr über die Chancen in der beruflichen Bildung wissen sollten.

Nicht nur Michaela Schwind, Personalreferentin bei der Firma Schlaeger, wünschte sich mehr Bewerbungen fürs kommende Jahr. Sie betonte, dass sie beim Bewerbungsgespräch gerne nach den Hobbies oder Freizeitaktivitäten fragt. Dies sage oft mehr über jemanden aus als das Zeugnis. Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer seien wichtig, die Betriebe würden auch Schwächere unterstützen. Natürlich stand auch die Bezahlung in der beruflichen Bildung im Raum. Bernd Zeilmann dazu: „Wir müssen die Leute gut bezahlen, müssen die Arbeitszeiten, wo möglich, flexibel gestalten. Die Menschen müssen gerne zur Arbeit kommen“. Für ihn sei beispielsweise der Standort im Ahorntal ein Problem, da junge Azubis keine passgenauen Möglichkeiten haben, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Betrieb zu kommen. Deshalb hat Zeilmann schon in E-Bikes investiert und unterstützt die Führerscheinkosten.

Für Sebastian Döberl, dem Bundesvorsitzenden der Wirtschaftsjunioren, ist in Zukunft entscheidend, dass insbesondere den Eltern viel stärker bewusst gemacht werden muss, welche Aufstiegschancen in einem beruflichen Bildungsweg liegen. Der zweite Bildungsweg basiere auf einem starken praxisnahen Fundament, auf dem sich anspruchsvolle fachliche, aber auch allgemeinbildende Inhalte gut erklimmen lassen. In der freien Wirtschaft kämen sehr viele Führungskräfte über diesen Weg, ihr Einkommen sei sehr gut. Zudem suchten auch viele Unternehmer Führungspersönlichkeiten mangels Nachfolgeinteresse in der eigenen Familie.

Dass die Betriebspraktika an den Mittelschulen sich sehr gut bewährt haben und auch die Realschulen zunehmend den Blick in die berufliche Bildung setzen, berichtete Dr. Michael Pfitzner, der langjährige Vorsitzende des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft.

Auch an den Gymnasien könnte eine stärkere Berufsorientierung nicht schaden, zumindest als freiwilliges Angebot, stellte die stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Petra Preißinger fest. Sie kündigte an, dass für die nächste Gesprächsrunde eine Veranstaltung mit Lehrkräften und Schulleitungen geplant ist.