Bayreuth: Grußwort anlässlich der Feier des 50. Priesterjubiläums Dr. Josef Zerndl am 16. Oktober 2021
Grußwort der Regionalbischof Dr. Dorothea Greiner
Sehr geehrter Herr Domkapitular Dr. Zerndl, lieber Josef!
Vor 50 Jahren, am 10. Oktober 1971 hast Du die Weihe als Priester empfangen. Ich bin dankbar für Deinen Dienst in diesen 50 Jahren, für Deine Verkündigung des Evangeliums in Wort und Sakrament, in deren Mitte Christus steht. Eine inhaltliche Differenz habe ich zwischen uns nie wahrgenommen, ganz im Gegenteil. Daher kann ich als evangelische Regionalbischöfin für Deinen Dienst am Evangelium nur aus vollem Herzen dankbar sein. Vor 10 Jahren hattest Du mich gebeten zu Deinem 40-Jährigen Priesterjubiläum über das Verhältnis von Ordination und Priesterweihe zu sprechen. Das habe ich sehr gerne getan und als Ausdruck dessen, dass ich viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede sehe, Dir das Kreuz überreicht, das alle Pfarrer und Pfarrerinnen in unserer Kirche bekommen, wenn sie ordiniert werden. Du trägst dieses Kreuz seitdem mit Freude – und das freut mich auch. So klein und leicht das Geschenk beim 40. Jubiläum war – eben dieses kleine Ordinationskreuzchen – so groß und schwer ist es dieses Mal – aber wieder ist es ein ökumenisches Zeichen.
Es gibt Christen, die die Ökumene auf den Lippen – und solche, die sie im Herzen tragen. Du trägst sie im Herzen und scheust Dich zudem nicht, die Ökumene mit Worten voran zu bringen. Du bist eben ein – in der Wolle gewirkter – Theologe des II. Vatikanischen Konzils. Das Ökumenismusdekret des II. Vaticanums beginnt mit den Worten: „Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen ist eine Hauptaufgabe des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils.“ Darum betrachtest Du auch mir Sorge, dass es Kräfte gibt, die dahinter zurückwollen. Auch diese Sorge teile ich mit Dir. Heute überreiche ich Dir darum als Geschenk eine Foto-Dokumentation des II. Vatikanischen Konzils, aus dem Jahr 1965 von Lothar Wolleh, versehen mit Begleittexten.
Im Blick auf die Ökumene ging es zwar nach dem Konzil auf gesamtkirchlicher Ebene in kleineren Schritten weiter, als viele Gläubige hofften. Du hast aber gezeigt, was möglich ist, wenn Christus im Herzen wohnt und warst viel mutiger als manchen lieb war. Und ich meine, durch solch mutige Menschen wie Dich kommen wir doch voran Es gibt auch in der Gegenwart manches, was Mut macht. Vor drei Wochen habe ich am internationalen Bischofstreffen der Fokulare teilgenommen. 140 Bischöfe aus 40 Ländern und 70 Kirchen wären gerne in Castel Gandolfo gewesen. Das war nicht möglich. Aber wir waren digital verbunden und ich nahm von Ottmaring aus teil – die meiste Zeit war ich die einzige Frau.
Bischöfe aus Pakistan, viele aus Afrika, aus der Orthodoxen Kirche, Lutheraner und natürlich viele Katholische Bischöfe haben teilgenommen. Die Fokularbewegung ist tief katholisch, doch ist die Bitte um die Einheit der Kirchen Mitte ihres Gebets. Was in meinem Herzen bleibt ist, dass alle anwesenden Bischöfe versprachen, die anderen Kirchen so zu lieben wie die eigene. Ich zitiere dieses Versprechen:
Im Namen Jesu vereint, versprechen wir, dass wir vor allem und in allem einander lieben wollen, wie Jesus uns geliebt hat. Schenke uns, Vater, die Gnade, in deinem Geist so miteinander eins zu werden, dass das Kreuz des einen das Kreuz des anderen ist, Die Freude des einen die Freude des anderen, die Sehnsucht des einen, die Sehnsucht des anderen. Damit alle eins sein und die Welt glaubt. Auch ich habe das versprochen. Solch ein Treffen macht Mut, dass das, was Papst Johannes der XXIII. Mit dem II. Vaticanum wollte und letztlich nicht erreichte, doch noch geschieht durch Christus selbst und seinen Geist. Ich glaube fest, dass Christus die Einheit der Kirchen voran bringen will – und wir beide wollen seine Boten sein an unserem Ort. Gott schenke Dir, dass Du noch lange Dienst tun kannst.
Ich ende mit einem Papstsatz, eben von Papst Johannes XXIII., den er 1959 sagte zu Pfarrern in S.Giovanni e Paolo zu Rom. Denn dieser Satz spricht uns beiden – und vielen hier im Raum – aus dem Herzen. Dann überreiche ich Dir den Band, in dem er zu lesen ist:
„Wir wollen nicht aufzuzeigen suchen, wer recht und wer unrecht hatte. Wir wollen nur sagen: kommen wir zusammen, machen wir den Spaltungen ein Ende!“
Dr. Dorothea Greiner, 16. Oktober 2021
Neueste Kommentare