Verein „Unser Steigerwald e.V.“: „Täuschen die Nationalparkbefürworter mit ihrer Umfrage die Öffentlichkeit?“
Stellungnahme zum Bericht vom 21.09.2021 im Wiesentboten: „Manipulative Meinungsumfrage zur Akzeptanz der Bevölkerung eines Nationalpark Steigerwald“:
In einer vom Bündnis 90/die Grünen an das Institut „Brand Support“ Ende 2020 in Auftrag gegebenen Umfrage wird vom Verein Nationalpark Steigerwald e.V. in einem Flyer folgendes Ergebnis festgestellt: „Die Steigerwälder sagen mit Mehrheit JA zum Nationalpark (NP), 75% der Befragten in der Region befürworten den Nationalpark im Steigerwald“.
Man sprach wieder einmal siegessicher von einem Meinungsumschwung in der Region. Dies veranlasste den Verein „Unser Steigerwald e.V.“ als Nationalparkgegner, die tatsächliche Stimmungslage in der Region – und nicht fernab von dieser – mit einer eigenen Befragung im Juni 2021 durch das „ForschungsWerk Nürnberg“ zu erkunden. Wie zu erwarten, stimmten nur 27% für einen NP. Diese seit mehr als einem Jahrzehnt festgestellte Ablehnung eines Nationalparks wurde wieder einmal beeindruckend bestätigt.
Die Taktik der NP-Befürworter, in ihrer Umfrage weite Teile der städtischen Bevölkerung, die wenig Bezug zur eigentlichen Steigerwald-Region, den dort lebenden Menschen sowie deren wirtschaftlicher Lage hat und vor allem die negativen Folgen eines NP in ihrer Heimat nicht tragen muss, in die Befragung einzubeziehen und sie noch dazu den „Steigerwäldern“ zuzuordnen, führt zu einer gezielten Täuschung der Öffentlichkeit und hat System. Andere der Manipulation zu beschuldigen, läuft angesichts dieser Praktiken ins Leere.
Während bei der jüngsten Befragung durch das ForschungsWerk Nürnberg alle 500 Befragten unmittelbar aus der Steigerwald Region stammen, kommt bei der Umfrage der Grünen die überwiegende Anzahl (600) aus den Städten Schweinfurt und Bamberg. Der Landkreis Kitzingen wurde nicht befragt.
Bei der Brand Support Befragung kamen nur 400 Befragte aus der Region, die restlichen 600 waren vor allem aus Bamberg (36%), und Schweinfurt (24%). 17% der Befragten kamen aus Städten zwischen 5000 und 20000 Einwohnern.
Der Anteil kleinerer Gemeinden an der Befragung betrug demnach nur 21%. Auch davon liegen nur wenige direkt im Steigerwald.
Die Ergebnisse des ForschungsWerks Nürnberg sind deshalb speziell für die Region wesentlich aussagekräftiger als die des „Brand Supports“.
In einer ersten Reaktion auf die von den Grünen veranlasste Umfrage spricht der Münchner Merkur in einem Leserbrief vom 21.01.2021 von purem „Ökopopulismus“ und im Kreisboten Weilheim/Schongau ist am 05.02.2021 von „Ökoideologie“ die Rede. Ein Faktencheck über diese Umfrage, die vom Verein „Unser Steigerwald“ über diese Umfrage veranlasst hatte, stellte den suggestiven Charakter der Fragestellung deutlich heraus und führt deren Aussagekraft ad absurdum.
Auszugsweise seien noch einige Ergebnisse aus der Befragung durch das ForschungsWerk Nürnberg dargestellt:
- 81% der Befragten würden Produkte aus Holz im Gegensatz zu Produkten aus Erdöl zugunsten des Klimaschutzes präferieren. Damit folgen sie der Empfehlung namhafter Klimaforscher mehr Holz, ganz gleich ob als Energieträger, Baustoff oder Ersatzstoff für energieaufwendig hergestellte Werkstoffe zu verwenden, als es in einem Nationalpark verfaulen zu lassen.
- 79% der Befragten erachten die Holzindustrie im Steigerwald als Garant von Arbeitsplätzen als wichtig oder sehr wichtig. Sie fallen damit nicht auf das gebetsmühlenartig vorgetragene Versprechen, dass etwa Tourismus nachhaltig eine Region am Leben erhalten kann, herein.
- Bei 69% stößt der Wegfall von Brennholz auf Ablehnung. Damit kommen die Ängste zum Ausdruck, dass die über 2000 registrierten Brennholzkunden im Staatswald neben ihren bereits gekürzten Brennholzbezügen weitere Einschränkungen hinnehmen müssen bzw. total ausgeschlossen werden.
- 64% der Befragten finden das hochwertige, europaweit anerkannte Waldbewirtschaftungskonzept des Forstbetriebs Ebrach (sog. Trittsteinkonzept) für gut, nur 9% lehnen es ab. Damit folgen sie den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass viele kleine Schutzparzellen der Ausweisung großer Schutzgebiete bzgl. des Artenschutzes nicht nachstehen, aber gleichzeitig die nachhaltige klimafreundliche Waldnutzung ermöglichen, was ein Nationalpark verbietet.
- Nur 35% der Befragten sind dafür, dass sich die Wälder durch die Ausweisung eines Nationalparks selbst überlassen bleiben und nicht durch Waldexperten an den Klimawandel angepasst werden. Die Steigerwald – Bevölkerung hat erkannt, dass wir den Waldumbau zur Schaffung klimastabiler Wälder konsequent weiter betreiben müssen. Leider verbietet dies ein Nationalpark.
Das Waldsterben wird weiter gehen. Da die Natur die Folgen des Klimawandels nicht voraussieht, kann sie nur darauf reagieren und natürliche Anpassungsprozesse an die geänderten Klimabedingungen dauern in Wäldern Jahrtausende. Dies wissen wir aus der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung, die klimagesteuert war.
Darauf können wir nicht warten. Unsere Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft hat ein Konzept entwickelt, das die Baumarten benennt, die unter den geänderten Bedingungen in unserer Region überleben können. Mit diesen Bäumen haben wir unverzüglich unsere Wälder umzubauen. Eine „Natur Natur sein lassen“-Propaganda ist schlichtweg verantwortungslos. Die funktionierende Region Steigerwald werden wir auf keinen Fall weltfremden Ideologen opfern. Um Artenschutz nachhaltig umzusetzen, gibt es international anerkannte, bessere Konzepte als das Auslaufmodell Nationalpark.
Oskar Ebert,
Stellvertr. Vorsitzender „Unser Steigerwald e.V.“
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