Aktion „Friedhöfe Auszeichnen“ auf den drei Bayreuther Friedhöfen in evangelischer Trägerschaft
Der Stadtfriedhof in Bayreuth steht jetzt im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur: Dekan Hacker brachte am Sonntag, den 19.09. ein entsprechendes Schild am Haupteingang des Stadtfriedhofs in der Erlanger Straße 42 an, und enthüllte es in einer feierlichen Zeremonie gemeinsam mit OB Thomas Ebersberger, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für unsere Stadt aufmerksam zu machen. Bayreuth ist damit Teil eines bundesweiten Netzwerks von etwa 150 Städten, die auf diese Art und Weise auf die vielschichtige Bedeutung der Friedhöfe für unsere Gesellschaft aufmerksam machen. Die beiden anderen evangelischen Friedhöfe in Bayreuth, St. Georgen und St. Johannis, erhalten ebenfalls diese Auszeichnung.
Bereits im März 2020 hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch bei uns in Bayreuth auf diese wichtige Ernennung aufmerksam macht. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläuterte Dekan Hacker in seiner Ansprache, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.
„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, sagte Dekan Jürgen Hacker weiter, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark unserer Stadt und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger meinte, dass der Bayreuther Stadtfriedhof nicht nur ein angemessener Ort der Stille und der Trauer für die Bürgerinnen und Bürger ist, sondern auch ein Zeuge der Bayreuther Geschichte. Die barocken Grufthäuser – eine Besonderheit des Stadtfriedhofs – sind zum Beispiel Relikte des 16. Jahrhunderts, in dem der Friedhof angelegt wurde. Darüber hinaus beherberge der Stadtfriedhof viele Gräber berühmter Persönlichkeiten: Neben Siegfried, Wieland und Wolfgang Wagner fanden unter anderem Jean Paul und Franz Liszt hier ihre letzte Ruhe. Damit sei der Stadtfriedhof auch für Touristen ein interessanter Ort. Für ihn persönlich ist ein Rokoko-Grabstein wohl aus dem Jahr 1795, der an die Familie seiner Urururgroßeltern mit ihren acht frühverstorbenen Kindern mit der Inschrift ‚Sie lebten 38 ½ Jahre in einer vergnügten und gottgefälligen Ehe‘ erinnert, von besonderer Bedeutung.“
Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Es gehe nicht um ein mumifizieren unserer Friedhöfe, sagte Dekan Hacker sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So werde man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie z.B. naturnah gestaltete oder pflegeleichte Grabformen.
Die Auszeichnung des Stadtfriedhofs unserer Stadt Bayreuth hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, dass sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf seiner Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft.
P. Goldbach-Keim
Neueste Kommentare