Die „Weiße Marter“ bei Köttweinsdorf wird schwarz

Nordbayerns schönstes und größtes Kleindenkmal, herausgehauen aus vier Sandsteinblöcken durch den Bamberger Künstler Martin Mutschele, ist sehr unansehnlich geworden. Ob es am feuchten Wetter heuer lag oder am dichten Blätterdach der sie umgebenden Lindenbäume oder an der Praxis der Gemeinde, die Säule im Winter mit einem Holzverschlag vor der Witterung zu schützen. Tatsache ist, das Moos breitet sich unaufhörlich auf der Säule aus und lässt das berühmte Denkmal zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit im wahrsten Sinne „alt ausschauen“. Und dabei wurde sie vor nicht einmal zehn Jahren aufwändig saniert und restauriert.

Die Säule steht auf Gemeindegrund, weshalb auch die Waischenfelder Stadtgemeinde die Pflegehoheit hat und es ist zu befürchten, dass die Säule, die seit 1767, also mehr als 250 Jahren, hier steht, langsam verfällt. Dann gäbe es keine Kronacher mehr, die auf ihrer Wallfahrt nach Gößweinstein hier Rest machen und keine Wanderer, die erstaunt über den Anblick der imposanten fast fünf Meter hohen Säule, sich nach deren Geschichte erkundigen. Damit wäre es vorbei und die Gemeinde um eine berühmte Sehenswürdigkeit ärmer. Ein Metzger namens Otto Wich hat die Säule aufstellen lassen, weil er wieder aus schwerer Krankheit gesundete. Ob er dabei sein Augenlicht wiederfand, wie eine andere Sage berichtet, ist nicht bewiesen. Bewiesen ist, dass der Metzger der Kirchengemeinde Oberailsfeld Geld hinterlassen hat, mit dem für ihn alljährlich Gottesdienst gehalten werden sollte.

Urkundentext der Oberailsfelder Gotteshausrechnung von 1769 – Eintrag Weiße Marter

….20 fl (florin=rheinische Gulden) legiert Otto Wich zu Cronach als ein Capital zur Erhaltung der BildSäulen St. Trinitatis, welche er bey Köttweinsdorf dort hat aufstellen lassen mit diesem Beysatz, dass von dem abfallenden Zinß jährlich gegen Bezahlung 20 Kreuzer zu Oberailsfeld eine heil. Meß soll gelesen werden. Das übrige aber aufgehoben und zum Capital wieder geschlagen und wie sich die Zinßen vermehren, so wird auch das Stipendium pro Mißa (Messe) um das Drittel des Zinßes vermehrt.

Reinhard Löwisch