Grandiose Kunst im ländlichen Raum – Staatsminister Bernd Sibler bei der feierlichen Eröffnung des Unterrichts- und Konzertsaals
„Mitten im Frankenwald darf man sich auf Konzertaufführungen auf Weltklasseniveau freuen. Architektonisch ist der neue Konzertsaal (…) eine echte Attraktion.“ Bei der feierlichen Eröffnung des Unterrichts- und Konzertsaals in Haus Marteau in Lichtenberg (27. August) zeigte sich der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler begeistert von dem neuen unterirdischen Saal.
„Dank des leidenschaftlichen Einsatzes vieler ist Haus Marteau ein Aushängeschild unseres bayerischen Kulturstaates!“, betonte der Minister. Der bis zu 100 Besucher fassende Raum besticht durch seine spektakuläre Gestaltung und seine herausragende Akustik. Dort werden künftig Unterrichtsstunden der Meisterkurse und deren Abschlusskonzerte sowie der Internationale Violinwettbewerb Henri Marteau stattfinden. „Unsere Meisterkurse für die Künstlergeneration von morgen erhalten damit einen gebührenden, exzellenten Rahmen. In den letzten Jahren war es dem Bezirk als Träger dieser einzigartigen Einrichtung ein Anliegen, das Haus zu öffnen, ohne die intensive künstlerische Arbeit zu beeinträchtigen“, sagte Bezirkstagspräsident Henry Schramm in seiner Begrüßung. Gerne hätte man den Konzertsaal als „volles Haus“ eröffnet, bedauerte der Bezirkstagspräsident die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie, die nur eine kleinere Gästezahl zuließ.
Der Bezirk Oberfranken veranstaltet in der denkmalgeschützten Künstlervilla des einstigen Violinvirtuosen Henri Marteau (1874–1934) jährlich rund 40 Meisterkurse mit renommierten Dozenten für herausragende Nachwuchsmusiker aus aller Welt. In vierjähriger Bauzeit entstanden neue Räumlichkeiten in der bestehenden Villa sowie ein spektakulärer „Bergwerks-Konzertsaal“ neben dem Altbau.
Wände und Decken des 122 m2 großen Raums sind mit imposanten Granitspitzen versehen – eine Weltneuheit. Deren gebrochene Oberfläche generiert eine optimale Streuung des Schalls und eine akkurate Akustik und schafft gleichzeitig einen eindrucksvollen Raum. Die bis zu 13 Meter langen, ineinanderlaufenden Granitspitzen an Wänden und Decke fächern den Raum auf und beeindrucken Besucherinnen und Besucher mit dem imposanten Spiel von Licht und Schatten. Die schwerste Granitspitze wiegt knapp sieben Tonnen. 330 Granitplatten wurden im Werk der Firma Kusser in Aicha vorm Wald mit Stahl zu 33 Granitkörpern verbaut.
Der seitlich unterhalb der Künstlervilla gelegene Unterrichts- und Konzertsaal misst 13×13 Meter. Die rund 66 m2 große Bühnenfläche befindet sich etwa viereinhalb Meter unter der Geländeoberfläche.
Mit der von der Oberfrankenstiftung und dem Bayerischen Kulturfonds unterstützten Doppel-Baumaßnahme wurde im Herbst 2017 begonnen. Die Kosten für den Umbau des Gartengeschosses, den Bau des Unterrichts- und Konzertsaals sowie die barrierefreie Erschließung des Hauses liegen bei 5,2 Millionen Euro. Der Kulturfonds Bayern bewilligte eine Förderung 852.600 Euro, die Oberfrankenstiftung bezuschusste den Bau mit 668.000 Euro.
Die bergbauliche Geschichte Lichtenbergs inspirierte Architekt Peter Haimerl, die Stimmung in einem Bergwerk einzufangen. Haimerl blickte in seiner Rede auf Geschichte und Gegenwart von Haus Marteau: „Wir wären nicht hier, wenn nicht Marteaus Frau Blanche bis zu ihrem Tod die Erinnerung an Henri Marteau wachgehalten hätte, indem sie das Haus in unverändertem Zustand ließ und über 50 Jahre lang so gut es ging am Leben hielt. Alles wäre mit ihrem Tod vorbei gewesen. Wir wären nicht hier, (…) wenn nicht zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts der Bezirk Oberfranken die Villa übernommen hätte, um sie als Musikbegegnungsstätte im Sinne Henri Marteaus weiterzuführen.
Wir wären nicht hier, wenn nicht der Bezirk Oberfranken erkannt hätte, dass es sich hier um ein wichtiges soziales Vorhaben handelt, dass Gemeinsinn auch bedeutet, Kulturgüter zu schützen und breiten Schichten der Gesellschaft zugänglich zu machen“, sagte Haimerl mit Blick auf die Internationale Musikbegegnungsstätte.
Die Eröffnungsfeier wurde musikalisch hochkarätig umrahmt von dem international erfolgreichen Pianisten Prof. Bernd Glemser, der Haus Marteau seit vielen Jahren als Dozent für Klavier verbunden ist. An seiner Seite als Geigensolist brillierte der junge Tassilo Probst, der bereits mehrmals als Meisterschüler bei Kursen in Haus Marteau war.
„Dieser Saal macht dankbar und er macht Mut, mit Freude Menschen miteinander zu verbinden durch Musik“, so der Künstlerische Leiter des Hauses, Prof. Christoph Adt, in seiner Ansprache. Neben dem atemberaubenden Unterrichts- und Konzertsaal sei vor allem die Erneuerung des kompletten Untergeschosses ein großer Gewinn für den Kursbetrieb: „Durch Absenken des Fundamentes ist quasi ein ganz neues Gartengeschoss mit hohen und hellen Räumen entstanden; das sind ideale Arbeitsräume. Dass unser Betrieb barrierefrei geschieht, bedarf eigentlich gar nicht der Erwähnung, obwohl uns dies bei Planung und Durchführung der Baumaßnahme unbedingt wichtig war“, ergänzte Adt.
Haus Marteau wurde von Marteaus Witwe Blanche bis zu ihrem Tod 1977 gehütet. Sie war ebenso wie ihre älteste Tochter Mona Linsmayer-Marteau darauf bedacht, das Anwesen im Sinne des großen Geigers zu erhalten und weiterzuentwickeln, erinnerte Lichtenbergs Bürgermeister Kristan von Waldenfels mit dem Ausschnitt einer Radiosendung an die Familie Marteau.
Er freue sich sehr über die Weiterentwicklung von Haus Marteau: „Wir, die Lichtenberger Bürgerschaft, sowie natürlich die gesamte Musikwelt, sind hier dem Bezirk Oberfranken zu großem Dank verpflichtet. Ohne ihn wäre dieses Kleinod, das weltweit einzigartig ist, nicht verwirklicht worden.“
Im Rahmen der Eröffnungsfeier haben sich der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler und Bezirkstagspräsident Henry Schramm in das Goldene Buch der Stadt Lichtenberg eingetragen.
Neueste Kommentare