Deutsches Kameramuseum in Plech erwartet zwei Lieferwagen voller AGFA-Kameras und Devotionalien

AGFA-Werbelok von Märklin © Kurt Tauber
AGFA-Märklin-H0-Lokomotive © Kurt Tauber

3000 Neuzugänge auf einen Streich – „Sonderverkauf“ von mehrfach vorhandenen Museums-Exponaten am 19. September

Immer, wenn es nach außen hin etwas ruhiger wird, geschehen im Deutschen Kameramuseum in Plech große Dinge. Oder wie soll man es nennen, wenn sich dieser Tage zwei Vorstandsmitglieder mit zwei Transportern auf eine 450 Kilometer lange Tour nach Nordwesten aufmachen, um eine riesige AGFA-Sammlung von über 3.000 (!) Positionen mit teilweise Dutzenden von Einzelartikeln abzuholen? Um die erwarteten Pretiosen sichten, sortieren und katalogisieren zu können wird extra eine 500-Quadratmeter-Halle angemietet.

Ein generalstabsmäßig geplanter Coup, der viel Ruhm und Ehre einbringen wird, aber vorerst vor allem eines macht: viel, viel Arbeit.

OPTIMA Reflex © Kurt Tauber

AGFA baute eine Reihe von hochinteressanten, aber weniger bekannten Fotoapparaten wie diese Optima Reflex. Die Firma wurde aber überwiegend durch ihre Boxen und einfach zu bedienende Amateurkameras bekannt. Hunderte dieser Geräte aller Preisklassen bekommt jetzt das Deutsche Kameramuseum auf einen Schlag gespendet.

Seit mehreren Jahren steht der Plecher Museumsleiter Kurt Tauber bereits in intensivem Kontakt mit dem edlen Spender, einem ehemals hochrangigen AGFA-Manager aus der Konzernzentrale, der über viele Jahrzehnte alles gesammelt hat, was irgendwie den Namen AGFA trug: hunderte AGFA-Kameras selbstverständlich in so gut wie allen Variationen und Preisklassen – AGFA-Einweg-Fotoapparate ebenso wie die hochwertigen, heute seltenen Spiegelreflexen. AGFA-Leuchtreklamen dutzend-, AGFA-Kugelschreiber kistenweise. Zig verschiedene AGFA-Krawatten, AGFA-Notizblöcke, -Kataloge, -Preislisten, -Zeitschriften.

Streichholzbriefchen, Modellautos, Radiogeräte in Form von AGFA-Filmschachteln, Schlüsselanhänger, Kartenspiele, Geldbörsen, Emaille-Schilder, Blitzgeräte – eben ALLES von und mit AGFA, bis hin zu AGFA-Werbeloks von Märklin… „Dazu auch erlesene Sammlerstücke, die nichts mit AGFA zu tun haben“, wie Museumsleiter Tauber in einer Pressemitteilung schwärmt: „Ein Dutzend Leicas bis zur Gold-Leica, Hasselblad, Contax, Robot, Nikon, Rolleiflex, Makina, Pentax, Mamiya – um nur einige wohlklingende Namen zu nennen.“ Tauber kommt ins Schwärmen: „Das alles wäre ein eigenes Museum!“

Was Thomas Wanka, der neue Vorsitzende des Fördervereins Deutsches Kameramuseum in Plech e.V. und sein Vorstandskollege Wolfgang Schanderl jetzt aus dem Raum Paderborn ins heimische Plech mitbringen, wird dem Museum komplett geschenkt. Der bisherige Besitzer – sein Name wird zu gegebenen Zeit bekannt gegeben – hat bereits alle Exponate gelistet und bereits in Dutzenden von Transportkisten verpackt.

Eines steht für die Plecher Museumsmacher – gut ein Dutzend Aktive ist an dieser Aktion intensiv beteiligt – längst fest: Man kann nicht alles aufbewahren und derzeit schon gar nicht alles ausstellen. Doppelt, dreifach oder gar zehnfach vorhandene Exemplare eines Artikels werden deshalb bei einem „Museums-Sonderverkauf“ am Sonntag, 19. September 2021, den europäischen AGFA-Sammlern angeboten. Der bisherige Eigentümer ist mit dieser Vorgehensweise einverstanden, weil dadurch die Pretiosen von Fachleuten oder Museen weiterhin wertgeschätzt werden. Ort sowie genaue Zeiten dieser börsenähnlichen Verkaufsveranstaltung und die Zutrittsbedingungen – je nach Corona-Regeln – werden noch bekannt gegeben beziehungsweise sind in Kürze auf der Homepage des Deutschen Kameramuseums (www.kameramuseum.de) abrufbar. Ganz wichtig für alle Photographica-Sammler: Um Platz für die AGFA-Neuzugänge zu schaffen wurden auch die vorhandenen drei Museums-Depots „durchforstet“. Dabei kamen Hunderte doppelt oder gar dreifach vorhandener Geräte zum Vorschein, die, wie Börsen-Manager und zweiter Vorsitzender Andreas Wolf betont, „mit ausdrücklichem Einverständnis der jeweiligen Spender“ bei dieser „Hausbörse“ zugunsten der Museumsarbeit ebenfalls angeboten werden. Das Plecher Museum ist übrigens derzeit wieder bis Ende November jeden Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet (letzter Einlass: 16 Uhr).