Burgkunstadt: Geschwister Winter auf den Spuren des Sandplatzkönigs

August, Sommer und Entspannung: Nicht bei Julian und Nicolas Winter, denn die Burgkunstadter verbringen ihre Ferien mit schweißtreibenden Trainingseinheiten in der Tennisakademie von Rafael Nadal auf Mallorca. Fragt man Schüler, was die „perfekten Sommerferien“ ausmacht, so würde man Antworten wie Sonnenschein, Schwimmbad, länger schlafen oder Ähnliches erwarten. Für den vierzehnjährigen Julian und seinen neunjährigen Bruder Nicolas sieht das perfekte Ferienprogramm jedoch anders aus. Während sich im heimischen Burgkunstadt Regenschauer und bewölktes Wetter mit wenigen Sonnentagen abwechseln, verbringen beide die Sommerzeit bei Sonnenschein auf Mallorca. Auf den ersten Blick ist das nicht ungewöhnlich, schließlich gehört die spanische Baleareninsel zu den Lieblingsurlaubszielen der Deutschen.

Gruppenbild mit Trainingskollegen vor dem Rafa Nadal Club / Foto: Privat

Gruppenbild mit Trainingskollegen vor dem Rafa Nadal Club / Foto: Privat

Leidenschaft zum Tennis nach Projektwoche in der Schule

Doch die Geschwister aus Burgkunstadt sind nicht auf die Insel gekommen, um Sandstrände, Buchten und malerische Natur zu genießen. Denn die beiden teilen nicht nur den Nachnamen, sondern auch die große Leidenschaft für ihr Hobby: Den Tennissport. Als der Vereinstrainer des Baur SV Burgkunstadt, Vladimir Nemec, 2014 gemeinsam mit Sportwart Stefan Kornitzky eine Tennis-Projektwoche in der Friedrich-Baur-Grundschule organisierte, war es um Julian geschehen. Fortan bestand ein Großteil der Freizeit des damals Siebenjährigen aus Training und Wettkampf. Es verwundert nicht, dass der jüngere Bruder, Nicolas, nicht lange davon abgehalten werden konnte, selbst zum Schläger zu greifen: Bereits im zarten Alter von vier Jahren absolvierte er Übungseinheiten in der Halle des Baur SV.

Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, in denen die Brüder selten mehrere Tage Auszeit vom Training genommen haben. Dieser Fleiß zahlt sich aus: Während Julian mit 14 bereits zwei Bezirksliga-Spielzeiten für die Herren des Baur SV hinter sich hat, amtierender oberfränkischer Meister ist und in der deutschen Rangliste geführt wird, misst sich auch Nicolas erfolgreich mit älteren Kontrahenten.

 

 

Nicolas Winter in der Rafael Nadal Akademie / Foto: Privat

Nicolas Winter in der Rafael Nadal Akademie / Foto: Privat

Im Rahmen der Kids-Turnierserie des Bayerischen Tennisverbandes hat er 2021 bereits mehrere bayernweite Turniersiege erspielt. Diese qualifizieren ihn als punktbesten Spieler für das Masters-Einladungsturnier der besten sechzehn bayerischen Spieler der U9 im September. Dass ein solches Trainings- und Wettkampfpensum ohne die Unterstützung der Familie nicht möglich ist, ist selbstverständlich.

Denn gerade Nicolas hat im Wettkampf mit Spielern aus den bayerischen Großstädten einen entscheidenden Nachteil: Die geringere Bevölkerungsdichte in Oberfranken sorgt dafür, dass deutlich weniger Trainingspartner im gleichen Alter zur Verfügung stehen, weshalb notwendige Turnierteilnahmen in Fürth, Augsburg oder München längere Autofahrten erfordern.

Aufenthalt in der Tennisakademie des spanischen Ausnahmekönners

Doch was hat das mit dem Familienurlaub auf Mallorca zu tun? Ziemlich viel, wenn man genauer schaut: Wenn die Eltern der beiden Nachwuchstalente nach einer zeitintensiven Wettspielrunde neben beruflichen Verpflichtungen eine Auszeit benötigen, dann geht das am besten, wenn ein Tennisplatz in der Nähe ist. Und genau dieses Kriterium erfüllt Mallorca besonders gut.

Denn für Tennisfans ist die Insel untrennbar mit einem Namen verbunden: Rafael Nadal. Der spanische Weltstar und French Open-Rekordsieger ist nicht nur für sein Gegner-zermürbendes Spiel auf der roten Asche bekannt, sondern auch dafür, ein stolzer Mallorquiner zu sein, der jede freie Minute auf der Insel verbringt. Diese Heimatverbundenheit des ehemaligen Weltranglistenersten führte dazu, dass er in seinem Geburtsort, Manacor, 2016 eine moderne Tennisakademie bauen ließ, die ihm selbst als Trainingsort dient, aber auch Nachwuchsspielern aus aller Welt offensteht.

So kam es, dass die Aussicht auf eine Trainingswoche in der Akademie für dringend notwendige Aufmunterung sorgte, als im Dezember 2020 die Tennishallen in Bayern vom Lockdown betroffen waren. Nach dem Beginn der Sommerferien war es nun so weit: Julian und Nicolas trafen an der Akademie, die neben unzähligen Tennisplätzen mit Fitness-, Wohn- und medizinischen Bereichen sowie einem Museum ausgestattet ist, ein.

„Ich bin die bessere Version von mir selbst.“

Dort erwartete sie eine ereignisreiche und anstrengende Woche unter der Anleitung von renommierten Trainern. Neben vielen Stunden Tennistraining standen Kondition, Koordination und die mentale Seite des Tennis sowie ein Turnier mit anderen Spielern auf dem Stundenplan. Dabei freundete sich Julian sogar mit einem österreichischen Nachwuchsspieler an, der vom Vater des amtierenden US Open-Siegers, Dominic Thiem, trainiert wird.

Julian Winter – auch auf Mallorca erfolgreich / Foto: Privat

Julian Winter – auch auf Mallorca erfolgreich / Foto: Privat

Fragt man beide, was sie besonders beeindruckt hat, so berichten sie von der Größe der Anlage, die – strandnah gelegen – auch Fussball- und Padel Tennisplätze umfasst oder von der professionellen Umgebung, in der das Training stattfindet. „Man merkt, dass das Team von Rafael Nadal hier ein Zentrum aufgebaut hat, das perfekte Trainingsbedingungen bietet. Denn hier findet man außer Tennistrainern auch Fitness- und Ernährungscoaches, Sportpsychologen oder Physiotherapeuten, die Spieler auf dem Weg zum Tennisprofi bestmöglich betreuen.“, stellt Julian, der sich aufgrund eines Muskelfaserrisses selbst ein Bild von der medizinischen Betreuung machen musste, fest.

Auch für Nicolas war der Aufenthalt in der Akademie, die von „Onkel Toni“, dem Macher hinter der Erfolgsgeschichte von Neffe Rafael, geleitet wird, unvergesslich: „Das Training hier war super, weil wir nicht nur Tennis gespielt haben, sondern weitere Aktivitäten ausprobieren durften, zum Beispiel Schnorcheln. Dabei habe ich andere Spieler kennengelernt, die sehr nett waren.“

Die Botschaft, dass der Weg zum Profi ein langer ist, der maximalen Einsatz und Durchhaltevermögen erfordert, haben beide mitgenommen. Schließlich wurde von allen Teilnehmern erwartet, dass sie die Werte verinnerlichen, die hinter Nadals Erfolgsgeschichte stecken: Eigenverantwortung, Höflichkeit, Zuverlässigkeit und voller Einsatz. Diese Werte lassen sich kurz und prägnant in der Philosophie des sympathischen Spaniers zusammenfassen: „Ich bin die bessere Version von mir selbst.“

Ein nachdenklich stimmendes Motto, das den Brüdern sicher nicht nur auf den Tennisplätzen dieser Welt, sondern auch im Schulalltag, der nach den eindrucksvollen Ferienwochen neu beginnt, von großem Nutzen sein wird.                                                                                Stefan Kornitzky

 

 

1 Antwort

  1. Müller Holger sagt:

    Geschrieben vom Fachmann. Tolle Werbung für den Tennissport.