Neuer Storchen-Rekord in Bayern mit über 800 Brutpaaren

Storchenpärchen
Storchenpärchen

Schlechtwettereinfluss auf manche Jungvögel

In ganz Bayern lassen sich aktuell Weißstörche am Himmel beobachten. Sie sammeln sich in Trupps von bis zu 180 Störchen, wie zum Beispiel im Altmühltal. Die LBV-Horstbetreuer*innen haben mittlerweile auch die Daten zu den meisten Storchennestern im Freistaat gemeldet. „Dank vieler Neuansiedlungen können wir einen neuen Rekord verzeichnen. Wir kommen in diesem Jahr auf über 800 Storchenpaare in Bayern“, erklärt Oda Wieding, LBV-Weißstorchexpertin. Weißstörche besiedeln oft vorherige Nester wieder oder suchen sich Orte ohne früheren Weißstorchbestand. Bestehende Storchen-Kolonien wachsen weiter, aber es bilden sich auch neue Kolonien. „Ansiedlungswillige Paare lassen sich gerne in der Nähe bestehender Nester nieder, weil dort der Lebensraum eher passt und eine Kolonie auch Schutz vor potenziellen Feinden wie dem Seeadler bietet“, erklärt die LBV-Biologin. Da die Regenfronten im Mai und Juni den Bruterfolg in Bayern 2021 weniger beeinflusst haben, als noch im späten Frühjahr befürchtet, geht der LBV von einer durchschnittlichen Zahl an flügge gewordenen Jungstörchen aus.

Die Weißstorchpopulation im Freistaat steigt seit Jahren an. Letztes Jahr lag die Zahl der Brutpaare bei 755, dieses Jahr wurden bisher schon über 800 besetzte Nester erfasst. Über 100 Neuansiedlungen wurden gemeldet, erneut vor allem in Schwaben und Mittelfranken. Auch von Nestern, die bisher noch ohne Daten sind, gehen die Artenschützer*innen aus, dass diese ebenfalls besetzt sind. „Wir rechnen mit weiteren Neuansiedlungen, die dem LBV noch nicht gemeldet wurden, weil die Anwohner oder Hausbesitzer nicht wissen, dass der Bestand der Weißstörche in Bayern erfasst wird“, so Oda Wieding. Jeder, dem vor Ort ein neues Storchenpaar auffällt, kann dies dem LBV melden an weissstorch@lbv.de. Die LBV-Weißstorch-Verbreitungskarte gibt eine Übersicht zu den aktuell besetzten Nestern unter www.lbv.de/storch. „Dort können Bürger nachschauen, ob das jeweilige Nest und die aktuellen Informationen zu Brut oder dem Nachwuchs schon gemeldet wurden“, empfiehlt die LBV-Biologin.

Bei den Jungstörchen haben die häufigen, aber meist kurzen Regenschauer im Mai und Juni zwar für einige Verluste gesorgt, sich aber weniger schlimm ausgewirkt als zuvor befürchtet. „Im Voralpenraum ist an vielen Storchennestern der Bruterfolg auf nur noch ein Junges reduziert worden. Langanhaltende Regenschauer führten hier zu nassem und entsprechend schwerem Gefieder und behinderten die Altvögel bei der Nahrungssuche“, erklärt die LBV-Weißstorchexpertin. „In Nordbayern dagegen gehen wir anhand der bisherigen Meldungen von gutem Bruterfolg aus“, so Oda Wieding weiter.

Auch die Flugrouten in die Überwinterungsgebiete der Störche haben Einfluss auf den Bruterfolg im Freistaat. „Ein Großteil der Störche, die über die Westroute in den Süden ziehen, überwintern direkt in Spanien und sparen sich so weitere Gefahren, wie zum Beispiel Nahrungsmangel oder Jagd, die auf dem Weg in die afrikanischen Überwinterungsgebiete drohen. Dieses Zugverhalten sorgt auch dafür, dass es bei uns in Bayern immer mehr Störche gibt“, erklärt Oda Wieding. Diese Weißstörche siedeln sich mittlerweile auf der Suche nach geeigneten Lebensräumen auch in kleineren Talauen an. Außerdem kommt es zu weiteren Koloniebildungen im Siedlungsbereich, wo es bei Neuansiedlungen auf ungeeigneten Standorten zu Problemen kommen kann. Für den richtigen, naturschutzfachlichen Umgang mit Storchennestern an problematischen Stellen, wie zum Beispiel an einem beheizten Kamin, gibt der LBV konkrete Tipps und Empfehlungen. Hausbesitzer*innen und Gemeinden finden online Antworten hierzu im kostenlosen LBV-Leitfaden unter www.lbv.de/storch.

Reiserouten der besenderten Störche in den Süden live miterleben

Seit 2014 erhalten im Satelliten-Telemetrie-Projekt Jungstörche kleine GPS-Sender, um weitere Informationen über die Nahrungsflächensituation im Brutgebiet, Zugrouten sowie Gefährdungsfaktoren auf dem Zug und im Winterquartier zu erhalten. In diesem Jahr konnten vier neue Jungstörche mit einem Sender ausgestattet werden. Auf welchem Weg die bayerischen Weißstörche ab etwa Mitte August in den Süden fliegen kann jede*r live im Internet mitverfolgen unter www.lbv.de/senderstoerche.

LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen

Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.