Bamberg: Kestler folgt Stieringer – Freimaurer wählen neuen Vorstand
Die 1874 gegründete Bamberger Freimaurerloge wird in den kommenden Jahren von Matthäus Kestler als „Meister vom Stuhl“ geführt. Er tritt damit die Nachfolge von Klaus Stieringer an, der über viele Jahre die Bamberger Freimaurerloge geführt hat. Klaus Stieringer, der nicht wieder zur Wahl angetreten ist, wird der Bamberger Loge aber als „Altstuhlmeister“ mit Rat und Tat weiter zur Seite stehen.
Im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung wählten die Bamberger Freimaurer den bisherigen stellvertretenen Vorsitzenden, Matthäus Kestler aus Hallstadt, zum neuen Vorsitzender der Bamberger Freimaurerloge „Zur Verbrüderung an der Regnitz“. Der neue Vorsitzende der Bamberger Freimaurerloge bedanke sich in seiner Antrittsrede bei seinem Amtsvorgänger Klaus Stieringer. „Klaus Stieringer hat die Loge in einer schwierigen Zeit übernommen und hat mit seinem Wirken maßgeblich dazu beigetragen, dass die Freimaurerei in Bamberg nicht nur eine beeindruckende Vergangenheit, sondern auch eine glänzende Zukunft hat. Die Kernsanierung des Logenhauses, die Ausrichtung des ersten Deutschen Großlogentages, die Gewinnung vieler neuer Mitglieder, waren nur drei Beispiele vom Wirken meines Vorgängers“, so Matthäus Kestler.
Der neue Vorsitzende der Bamberger Freimaurer betonte zum Beginn seiner Amtszeit, dass die Freimaurerei auch nach über 300 Jahren nichts an ihrer Bedeutung für die Gesellschaft verloren hat. „Wenn der Populismus, Nationalismus und Extremismus wieder zunehmen und unser freiheitliches Wertesystem gefährden, muss die Freimaurerei wieder lauter werden, wenn alternative Fakten und Lügen von immer weniger Menschen hinterfragt werden. Als Freimaurer sind wir der festen Überzeugung, dass sich die großen Herausforderungen der Gegenwart in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, nur in einem starken, freien und demokratischen Europa gemeinschaftlich bewältigen lassen“, so Matthäus Kestler. Matthäus Kestler kündigte an, dass die Freimaurerei auch in Bamberg wieder aktiver und sichtbarer werden wird, um die Idee, die Werte und Ziele des Bundes noch deutlicher zu kommunizieren. Auch soll in den kommenden Jahren, neben der bestehenden Loge „Zur Verbrüderung an der Regnitz“, eine neue Frauenloge gegründet werden. „Der Arbeitskreis zur Gründung einer Bamberger Frauenloge erfreut sich wachsender Nachfrage und zunehmender Popularität“, freut sich Matthäus Kestler.
Der neugewählte Vorsitzende zeigte sich in seinem Bericht optimistisch, dass sich das Mitgliederwachstum der Bamberger Freimaurer auch im 146 Jahr ihres Bestehens fortsetzt. „Nachdem die Bamberger Freimaurerloge während der NS-Zeit einen Großteil ihrer Mitglieder verloren hatte, steigt die Zahl an Freimaurern seit ein paar Jahren wieder kontinuierlich an“, so Matthäus Kestler. Für den Zuwachs macht der neue Vorsitzende insbesondere den gesellschaftlichen Wandel verantwortlich. „Verunsichert durch die fortschreitende Globalisierung, die zunehmende Geschwindigkeit unseres Alltags sowie die Herausforderungen gegenüber unserer Gesellschaft durch Migration, suchen immer mehr Menschen nach Antworten bei der humanitären Freimaurerei. Das freimaurerische Streben nach Toleranz, Humanität und persönlicher Freiheit, gewinnt in einer Zeit, in der Andersgläubige und Fremde wieder zunehmend abgelehnt, ausgegrenzt und angefeindet werden, stark an Bedeutung“, so Matthäus Kestler.
Thomas Dehler war Mitglied
Prominentestes Mitglied der Bamberger Freimaurerloge war der Mitbegründer der FDP, Bundesjustizminister und ehemalige Bundesvorsitzende der FDP Dr. Thomas Dehler. Der prominente FDP Politiker hatte auch maßgeblichen Anteil daran, dass die Bamberger Loge nach dem Verbot und der Verfolgung durch die Nazis nach dem zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 wiedergegründet werden konnte. Das Wort „Freimaurerei“ kommt aus dem englischen „freestone-mason“ oder „free-mason“ also einem Baukünstler, der den freistehenden Stein als Steinmetz bzw. Steinbildhauer kunstvoll bearbeitet. Die Freimaurer arbeiten auch in Bamberg seit 144 Jahren am sogenannten „Rauhen Stein“, der symbolisch für die unvollkommene Persönlichkeit steht. Als Beginn der modernen Freimaurerei gilt der 24.Juni 1717. An diesem Tag schlossen sich in London vier Freimaurerlogen zur ersten Großloge der Welt zusammen. Der Leitspruch der Freimaurer lautet: „Erkenne Dich selbst“. „Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit, Brüderlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt. Sie geht davon aus, dass menschliche Konflikte ohne zerstörerische Folgen ausgetragen werden können.“, so Klaus Stieringer. Voraussetzung dafür ist die Herstellung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Menschen unterschiedlicher Überzeugungen. Die Religion, Parteizugehörigkeit und Weltanschauung spielen in der Freimaurerei keine Rolle, jedoch wird das Akzeptieren einer übergeordneten Kraft verlangt, d.h. für Atheisten ist in der Freimaurerei kein Platz. Sie ist stark auf den einzelnen Menschen ausgerichtet und bemüht, ihn sittlich zu vervollkommnen. Es gibt in Deutschland zurzeit rund 470 Logen mit insgesamt etwa 14000 Mitgliedern. Berühmte Freimaurer waren unter anderem: Goethe, Mozart, Friedrich der Große, Stresemann, Walt Disney, Tucholsky, Wilhelm Leuschner, Axel Caesar Springer, Charlie Chaplin, Clark Gable, Otmar Alt uvm.
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