Erstaunlich: Mehr Übernachtungen durch oder wegen Corona in Wiesenttal
WIESENTTAL. Lange ist es her als die letzte Sitzung des Tourismusausschusses des Marktgemeinderats Wiesenttal stattfand. Zuletzt 2018. Nun tagte der beratende Ausschuss erstmals in dieser Legislaturperiode und hatte sich gleich mit zehn Themen in Sachen Tourismus zu befassen. Rede und Antwort standen den Ausschussmitgliedern Anke Messingschlager und Katja Schönhöfer-Huhn von der Tourist-Info. Sie hatten aber auch neue Ideen mitgebracht.
Zunächst ging es um die aktuelle Situation des Tourismus in Zeiten von Corona. Weil wegen des Lockdowns so gut wie alles geschlossen war und Auslandsreisen nur unter erschwerten Bedingungen möglich waren, herrschte in der Fränkischen Schweiz ein unheimlicher Andrang. „Durch Corona wurden wir regelrecht überrannt und die Besucherlenkung war extrem schwierig“, so Schönhöfer-Huhn, die auch für die Binghöhle zuständig ist. Probleme gab es mit Wildcampern, Wohnmobilen die Wege zuparkten, Müll und anderen Hinterlassenschaften. Corona hat aber auch positive Auswirkungen. „Urlaub in der Nähe wurde für Manche attraktiver als ein Flug in die Ferne.“ Es kommen laut Schönhöfer-Huhn viel mehr junge Leute und Familien zum Wandern. Die Tourismusexpertin hofft, das dieser positive Trend auch in Zukunft anhält. Erstaunlich waren die Übernachtungszahlen die Anke Messingschlager präsentierte. Alle Monate im Jahr 2020 in denen es möglich war, waren die Gästebetten besser belegt als vor Corona im Jahr 2019. 38 500 Übernachtungen wurden 2020 registriert. Auch dieses Jahr sieht es laut Messingschlager sehr gut aus. Der immense Anstieg der Übernachtungen ist nach ihrer Ansicht Corona zu verdanken, weil mehr Urlauber im Land bleiben. Allerdings hat Wiesenttal sehr viel weniger Beherbergungsbetriebe als früher, teilweise kriege man aber auch keine Meldescheine. In Sachen Besucherlenkung habe die Einstellung der Parkplätze auf Google gut gefruchtet. Ansonsten habe man aber keine Einflussmöglichkeiten. „Gibt es in Sachen Besucherlenkung eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden oder dem Naturpark“, wollte Susanne Braun-Hofmann (CSU) wissen. „Die Ressourcen des Naturparks und der Kommunen sind begrenzt“, dazu Bürgermeister Marco Trautner (FWG). In Sachen Wohnmobilstellplätzen soll ein Konzept der ILE Fränkische Schweiz Aktiv Entlastung schaffen. Es gäbe aber auch eine Anfrage eines Unternehmers der eine größere Anlage dieser Art betreiben will. Nicht inflationär, sondern punktuell will Trautner an Sitzbänken Abfalleimer aufstellen. Christin Kellner (FWG) riet, Hinweisschilder zu Mülleimern anzubringen.
Förderverein soll neue Homepage gestalten
Dann ging es um die Neugestaltung der Homepage. Der Grund dafür sind E-Mailprobleme. Unter https://www.muggendorf.de/ findet sich aktuell noch die Seite der Verwaltung. Unter https://www.wiesenttal.de/de/ kommt man auf den touristischen Internetauftritt. Nach der Erfahrung von Kellner, die Tourismusleiterin in Gößweinstein war, sind solche Doppeldomains sehr hinderlich. „Wenn Wiesenttal.de nun umzieht wird man immer erst auf der Rathausseite landen“, gab sei zu bedenken. „Ich rate davon ab eine lange Domainadresse für den Tourismus zu nehmen“, so Kellner. „Der Tourismus muss plakativ und schnell sichtbar sein, deshalb bin ich auch für eine Trennung“, gab ihr Hans Heißenstein (WU) recht. „Wir sind die Gmaa und nicht Muggendorf allein, deshalb möchte ich von Muggendorf.de weg“, so der Rathauschef. Alles soll daher nun auf „Wiesenttal.de“ gebündelt werden wo dann zuerst der touristische Auftritt erscheint und die Verwaltungsseite untergeordnet ist, so die Empfehlung an den Marktrat. Gestalten sollen dies nun junge Leute eines Fördervereins, was der Gemeinde nichts kostet. Von einem Social-Media-Auftritt der Gemeinde soll vorerst noch abgesehen werden, nachdem der Bundesdatenschutzbeauftragte die Kommunen davor gewarnt hatte. „Behörden sollen Facebook verlassen“, lautet die Überschrift eines entsprechenden Artikels den Trautner an die Wand warf. Als Bürgermeister wolle er sich nicht auf dieses Glatteis begeben, denn da sei man schnell in der Haftung, wenn man verklagt werde. Und da gehe es dann nicht nur um 1000 Euro, sondern leicht um mehre 10 000 Euro. Der Ton ist wegen Corona in Facebook schon sehr merkwürdig geworden“, gab auch Schönhöfer-Huhn zu bedenken. „Auch muss das ständig gepflegt werden“, schob Braun-Hofmann nach. Kellner sah dies anders. Fast jeder habe die App von Facebook auf seinem Handy. „Ich finde das dies ein Thema ist, das wir aufgreifen sollten, auch wenn es Arbeit macht“, so Kellner. Dieser Gefahr will sich Trautner aber derzeit nicht aussetzten und Heißenstein betonte, das Datensicherheit ein ganz wichtiger Punkt ist. „Wegen Facebook verlieren wir keinen Urlauber“, meinte Günter Schürer (CSU). In einem halben Jahr soll dieses Thema bei dann hoffentlich klarer Rechtslage noch einmal behandelt werden.
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