Bamberger Leibniz-Institut für Bildungsverläufe vermisst digitale und datenbezogene Kompetenzen der Menschen in Deutschland
Der kompetente Umgang mit digitalen Daten, Informationen und Medien ist eine Schlüsselqualifikation für gesellschaftliche Teilhabe und Fortschritt – sie steht im Fokus eines neuen Projekts, das im August am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) startet. Die Forschung zu digitalen und datenbezogenen Kompetenzen wird als Teil der Datenstrategie der Bundesregierung und der Initiative Digitale Bildung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 8,3 Millionen Euro gefördert. In den kommenden Jahren wird systematisch untersucht, wie gut es um die Kenntnisse und Fähigkeiten der bundesdeutschen Bevölkerung im Umgang mit digitalen Daten, Informationen und Medien bestellt ist. Das Langzeitmonitoring am LIfBi erhebt für Deutschland repräsentative Daten von etwa 6.000 Personen zwischen 10 bis 70 Jahren. Ergänzt wird es durch eine Längsschnittstudie mit 5.000 Schülerinnen und Schülern, die verstehen hilft, wie sich digitale Kompetenzen ab der 6. Klasse entwickeln und wie diese gefördert werden können.
Digitale Daten, Medien und Informationen sind allgegenwärtig. Ob bei der Nutzung von Social Media, in Form von digitalen Akten oder als Kennwerte für die Risikoabschätzung in der Corona-Pandemie. „Data Literacy“ beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, mit solchen digitalen Daten und Informationen sachgerecht umzugehen, sie zu interpretieren, daraus Handlungsempfehlungen oder -grundsätze ableiten, aber auch die Risiken der Datensammlung und -nutzung einschätzen zu können. Digitale und datenbezogene Kompetenzen sind damit eine zentrale Voraussetzung für die Entfaltung eigener Handlungsspielräume, für bürgerschaftliches Engagement und den mündigen Umgang mit eigenen und fremden Daten.
Ministerin Karliczek: Datenkompetenz erstmals flächendeckend erfassen
Das Projekt „Data Literacy“ am LIfBi in Bamberg nimmt nun diese zentrale Schlüsselkompetenz für die Bevölkerung in den Blick. Es sollen die grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten von Menschen erfasst werden, die als Voraussetzung für einen kompetenten Umgang mit digitalen Informationen und Daten im Lebensalltag anzusehen sind. Im Zuge der Förderung des Projekts durch das BMBF wies Bundesbildungsministerin Anja Karliczek in einer Pressemitteilung des BMBF (157/2021) darauf hin, dass es bislang noch keine wissenschaftlich gesicherten Informationen darüber gibt, wie gut es um diese Kompetenzen in der Bevölkerung tatsächlich bestellt ist – besonders in unterschiedlichen Altersgruppen. Die neue Förderung ermöglicht nun, den Kenntnisstand und das Fähigkeitsniveau der Bevölkerung durch das LIfBi flächendeckend zu erfassen. Darauf aufbauend könnten zukünftig Lernangebote, Kurse und Weiterbildungen gezielt auf die Bedarfe in der Bevölkerung abgestimmt werden.
Expertise kommt vom LIfBi
„Für die Durchführung dieses wichtigen Projekts sind wir am LIfBi gut gerüstet“, erläutert Prof. Dr. Cordula Artelt, Direktorin des LIfBi und eine der Antragstellerinnen des neuen Projekts. „Wir greifen bei der inhaltlichen und praktischen Konzeption der Testverfahren, der Datenerhebung, dem Datenschutz und schließlich auch der Aufbereitung der Daten für die wissenschaftliche Nutzung auf unsere umfassende Expertise zurück und können das ambitionierte Langzeitmonitoring-Projekt daher zeitnah umsetzen.“
Repräsentativer Bevölkerungsschnitt von Kindern bis zu Senioren
Umgesetzt werden soll ein Forschungsdesign, das die digitalen und datenbezogenen Kompetenzen für die Bundesbevölkerung repräsentativ in Form wiederkehrender Querschnittserhebungen erfasst. Dafür werden wiederholt 6.000 Personen im Alter zwischen 10 und 70 Jahren befragt und getestet. Ergänzend dazu werden mit einem längsschnittlichen Ansatz Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe gezielt in den Blick genommen. Hier wird ab 2022 eine Stichprobe mit 5.000 Kindern von der 6. Klasse an begleitet. Auf diese Weise können die individuellen Veränderungen der digitalen und datenbezogenen Kompetenzen vom Ende der Kindheit bis zum Übergang ins Jugendalter über einen Zeitraum von mehreren Schuljahren erhoben und die Entwicklung und Bedingungen für diese Schlüsselkompetenz moderner Gesellschaften erfasst und besser verstanden werden.
Das Großprojekt „Data Literacy: Langzeitmonitoring von digitalen und datenbezogenen Kompetenzen der bundesdeutschen Bevölkerung“ startet im August 2021 und läuft bis zum Jahr 2026. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Datenstrategie der Bundesregierung. Die Förderung der Datenkompetenzen der Bevölkerung ist ein zentraler Baustein der Datenstrategie und der Initiative Digitale Bildung und soll unter anderem dabei helfen, zukünftig Lernangebote gezielt auf die Bedarfe der Bevölkerung abzustimmen.
Über das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi)
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) untersucht Bildungsprozesse von der Geburt bis ins hohe Erwachsenenalter. Um die bildungswissenschaftliche Längsschnittforschung in Deutschland zu fördern, stellt das LIfBi grundlegende, überregional und international bedeutsame, forschungsbasierte Infrastrukturen für die empirische Bildungsforschung zur Verfügung.
Kern des Instituts ist das Nationale Bildungspanel (NEPS), das am LIfBi beheimatet ist und die Expertise eines deutschlandweiten, interdisziplinären Exzellenznetzwerks vereint. Weitere Großprojekte, an denen das LIfBi beteiligt oder führend ist, sind die Geflüchtetenstudien ReGES und BildungswegeFlucht oder das Inklusionsprojekt INSIDE. Grundlage dafür sind die eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, insbesondere die fundierte Instrumenten- und Methodenentwicklung für längsschnittliche Bildungsstudien, von der auch andere Infrastruktureinrichtungen und -projekte profitieren.
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