Ausstellung auf der Giechburg zeigt zeitgenössische Kunst aus Südkorea
Kunstausstellung auf der Giechburg vom 8. August bis 5. September 2021
Vom kommenden Sonntag an findet unter Leitung von Lucia Scheid-Nam in Zusammenarbeit mit der „Produzentengalerie“ in Burgkunstadt und der Galerie „Duru Duru“ in Bad Griesbach eine Ausstellung auf der Giechburg bei Scheßlitz statt. Gezeigt werden Gemälde und Objekte von acht akademischen Künstlerinnen und Künstlern aus Südkorea, die ihre Arbeiten schon in aller Welt präsentieren konnten. Die Ausstellungsliste der Projektteilnehmer ist eindrucksvoll: Sie reicht von Seoul, Tokyo, Manila und Peking über New York und Miami bis London, Paris, Athen und Istanbul sowie weiter nach Melbourne und Sydney.
Bemerkenswert an den ausgestellten Arbeiten ist die Auseinandersetzung der südkoreanischen Kunstschaffenden mit Darstellungsformen des Westens. Hee-Won Han beispielsweise (geb. 1955 in Gwangju) transponiert einige ausgewählte Motive Vincent van Goghs in seine eigene Bildsprache und gelangt dabei zu poetischen Darstellungen, in denen die Zweitbegabung des Künstlers als Schriftsteller und Dichter bildschöpferischen Niederschlag findet. Demgegenüber kombiniert Min Lee (geb. 1962 ebenfalls in Gwangju) Stilelemente der europäischen Malerei mit der Technik des japanischen Holzschnitts und erreicht auf architekturlandschaftlichen Monotypien in der von ihm entwickelten Methode des „Pan Tableau“ die Darstellung von menschenleeren Gassen und verlassenen Dörfern als Kindheitserinnerung. Die Arbeiten von Sun-Gun Lee (geb. 1987 in Seoul) hingegen erinnern an die Malerei der Art Brut und sind in ihrer bewusst kindlich erscheinenden Bildsprache getragen vom Ansinnen des Malers, Vorbehalte gegenüber behinderten Menschen zu überwinden.
Nicht immer ist die Bezugnahme der südkoreanischen Ausstellungsteilnehmer/innen auf die Kunst der westlichen Welt allerdings so offensichtlich. Myo-Su Kang (geb. 1969 in Tongyong) verbindet auf ihren Gemälden fotorealistisch wiedergegebene Porzellangefäße mit nebelartig verschleierten Naturschilderungen und schafft sphärisch verschwommene Traumlandschaften, deren surreale Anmutung stark von der japanischen Tuschmalerei beeinflusst ist. Young-Do Park (geb. 1971 in Mokpo) leitet seine experimentellen Leinwandgemälde von der ostasiatischen Kalligrafie ab. In freier Assoziation entstehen Bildwerke, die – von jeglicher Gegenständlichkeit befreit – als malerischer Gestus form- und bewegungsrhythmisch nichts anderes sein wollen als das, was sie sind: mit expressiver Verve auf die Leinwand gebrachte Farben und Formen. Gelegentliche Ausflüge des Künstlers in die Figuration muten beinahe archaisch an und sind von zeitlich übergeordneter Gültigkeit.
Darüber hinaus finden sich in der Ausstellung auch Werke aus den Bereichen Design, Skulptur und Objektkunst. Sang-Yong Lee (geb. 1973 in Seoul) verbindet in seinen „Objetronics“ künstlerische Motivfindungen mit der Funktionalität elektrischer Haushaltsgeräte. Hyun-Jin Yoon (geb. 1982 in Pusan) bevölkert eigens geschaffene Kunsträume mit dialogisch sich gebenden Holzfiguren, die als anonymisierte Sozialwesen eigengesetzlichen Verhaltensmustern folgen. Die Wandobjekte von Yong-In Seo (geb. 1969) schließlich variieren in serieller Reihung ein und dasselbe Motiv (z.B. einen Stuhl) aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die ihrerseits durch die veränderte Perspektive immer wieder andere Wahrnehmungen evozieren – mithin eine Schärfung der Sinne des Betrachters und des Bewusstseins seiner selbst als Teil seiner realweltlichen Umgebung.
Ohne Anspruch auf repräsentative Gültigkeit, ermöglichen die auf der Giechburg gezeigten Arbeiten in deren werktechnischen, stilistischen und inhaltlichen Vielfalt einen Einblick in die Positionen der zeitgenössischen Kunst in Südkorea. Eröffnet wird die Ausstellung unter Einhaltung der aktuellen Coronavorschriften am Sonntag, den 8. August um 17:00 Uhr. Eine Einführung in das künstlerische Schaffen der Ausstellungsteilnehmer/innen gibt der Bamberger Kunsthistoriker Dr. Matthias Liebel. Während der darauffolgenden Wochen kann die Ausstellung bis zum 5. September jeweils von Freitag bis Sonntag in der Zeit von 14 bis 17 Uhr im Bergfried der Giechburg bei Scheßlitz besichtigt werden.
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