Sonntagsgedanken: Achtsamkeit

Symbolbild Religion

„Tausend Dinge, groß und klein, machen unser Leben schön. Können so alltäglich sein, du musst sie aber sehn.“

Lesung aus dem Buch Éxodus

In jenen Tagen murrte die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des Herren gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: In der Abenddämmerung werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt werden von Brot und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin. Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: „Was ist das?“ Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.

Liebe Freunde!

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Aus meiner Grundschulzeit, genauer gesagt aus der 3. Klasse, ist mir immer noch ein Lied oder ein Gedicht im Hinterkopf geblieben, über das ich heute noch nachdenke: „Tausend Dinge, groß und klein, machen unser Leben schön. Könnten so alltäglich sein, du musst sie aber sehn.“ Ich kann nicht sagen, woher es stammt, aber es regt mich immer wieder an, über mein Leben nachzudenken.

Schauen wir uns doch einmal um in unserem Leben: Da gibt es so viele Wüstenzeiten; Zeiten, wo wir weder ein noch aus wissen. Auch das „auserwählte Volk Isreal“ erlebte solche Zeiten.

Und was tut Gott: ER lässt sie etwas entdecken, mitten auf dem Wüstenboden; etwas, was immer morgens da war, sie aber wohl noch nie gesehen haben: „man hu? (daher kommt Manna) – Was ist das?“ fragen sie. Und sie erkennen, dass es mitten auf dem Wüstenboden, mitten in aller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit neue Hoffnung gibt. Mitten in der Wüste erfahren sie Ermutigung durch etwas Kleines, Unscheinbares, etwas, das sie vorher noch nie wahrgenommen haben. Sie müssen es nur sehen und einsammeln.

Und wir?

Ich bin überzeugt, dass auch wir diese Erfahrung machen können, immer und immer wieder. Mitten in unseren Wüsten, mitten in unserer Hoffnungslosigkeit, mitten in unseren Zweifeln und Ängsten könnten auch wir etwas entdecken, das wir vorher vielleicht noch gar nicht wahrgenommen haben. Und wir werden uns fragen: „man hu, – was ist das?“ Sammeln wir es doch auf und lassen wir uns davon stärken. Oft ist es aber so klein und unscheinbar, dass wir es übersehen.

„Tausend Dinge, groß und klein, machen unser Leben schön. Können so alltäglich sein, du musst sie aber sehn.“

Und „man hu“ – was ist das, das unser Leben schön macht? Fragen Sie sich das doch ruhig einmal selbst!

Denn, ist es denn nichts, dass wir jeden Morgen aufstehen können? Ist es nichts, dass die Sonne scheint? Ist es nichts, dass wir uns satt essen können und über genügend frisches Wasser verfügen?

Ist es nichts, dass die Blumen blühen und die Bäume uns Schatten spenden? Ist es nichts, dass die Vögel singen? Ist das alles wirklich nichts?
Ist es nichts, dass es Menschen gibt, die für uns da sind? Ein Lächeln der Verkäuferin, dass sie uns trotz ihrer vielen Arbeit freundlich zulächelt oder das gutgemeinte Wort eines lieben Menschen: Ist das wirklich nichts?

Vielleicht übersehen wir solche kleinen Dinge einfach. Doch genau durch diese kann unser Leben wieder aufblühen.

Ich wünschen Ihnen, dass Sie genau diese kleinen Dinge wieder wahrnehmen, dass Sie sie entdecken und aufsammeln können. Diese Kleinigkeiten wollen Ihr Leben schön machen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie dadurch Mut bekommen und Sie spüren können, dass das Leben trotz vieler Wüsten weitergeht. Selbstverständlich wünsche ich Ihnen für Ihren Urlaub, dass Sie genau da auf Entdeckungstour nach all diesen Dingen gehen, die Ihr Leben hell und froh machen können.
Und dass Sie so gestärkt und ermutigt Ihren Weg weitergehen können; auch durch die Wüsten hindurch.

Alles Liebe und Gute und einen schönen Urlaub. Erholen Sie sich und kommen Sie gesund und gestärkt zurück.

Klaus Weigand


Weitere Sonntagsgedanken

Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldbach und Hausen