Überlegungen des Forchheimer Bürger Forums zum Wachstum der Stadt Forchheim und den Problemen der Verwaltung, damit Schritt zu halten
Forchheim ist eine boomtown geworden. An allen Ecken und Enden wird gebaut, werden Brücken abgerissen und neu aufgerichtet, werden Straßen gesperrt usw.
Viele dieser Bauten sind privat veranlasst, etliche Baumaßnahmen sind aber originär durch die Stadt Forchheim geplant und werden von ihr verantwortet, weil es sich um Gebäude handelt, die sich im städtischen Besitz befinden.
Bei einigen dieser Großprojekte beschleichen einen Zweifel, ob die hiesige Verwaltung diese Megavorhaben ausreichend begleiten und überwachen kann, weil es doch an vielen Stellen hakt und für den unbefangenen Beobachter mitunter der Eindruck eines gepflegten Chaos entsteht.
Es ist richtig, dass für diese Bauten externe Planer, überregionale Ingenieursbüros und Architekten hinzugezogen werden. Die letztendliche Verantwortung liegt aber doch bei der großen Kreisstadt.
Diese sollte in der Lage sein, die von extern zugezogenen Fachleute zu kontrollieren und deren Arbeit zu bewerten. Sie muss als Auftraggeber die externen Ressourcen führen und steuern.
Ist sie mit manchen baulichen Vorhaben überfordert?
Beispielhaft angeführt werden das Königsbad, das Rathaus, das Streit‐Frechshaus, das Kolpingshaus.
Die Vorgänge um das Königsbad sind ja allgemein bekannt. Angefangen mit rutschigen, nicht begehbaren Fliesen, über undichte Rohrleitungen, die kein Chlor vertragen, bis zu wenig funktionierenden Kassen und Ticketautomaten. Wegen dieser Mängel und jahrelanger Rechtsstreitigkeiten konnte das Bad in den letzten Jahren die volle Kapazität nie erreichen, was beträchtliche Einkommensverluste mit sich bringt.
Das Wahrzeichen der Stadt, nämlich das historische Rathaus, umgewidmet zum Haus der Begegnung, schleppt sich über Jahre durch hässliche Pfosten gestützt und jetzt den Blicken durch Einrüstung entzogen seiner Vollendung entgegen, wobei der fehlende Baufortschritt sich in rasant steigenden Kosten widerspiegelt. Es gab unschöne Auseinandersetzungen mit Planern, Ingenieuren, wobei die Stadt wenig Fingerspitzengefühl zeigte.
Der Stadtrat versuchte, Einfluss zu nehmen, beauftragte den Stadtrat und Architekten Körber, die undurchsichtigen Vorgänge zu erhellen, was aber nur unvollständig gelang.
Jetzt hat man ein Kontrollgremium geschaffen, bei dem aber auch bezweifelt werden darf, ob dieses in der Lage ist, seinen Auftrag fachlich zu erfüllen.
Das Streit-Frechshaus musste im Frühjahr 2019 notsaniert worden, weil bei einer Begehung gravierende Schäden im Dachstuhl auffielen. Vorausgegangen war ein halbes Jahr zuvor ein Gutachten, das dem Gebäude einen für sein Alter passablen Zustand bescheinigte. Pikanterweise ist in dem Gutachten festgehalten, dass der Gutachter das Haus nicht betreten habe. Und dieses nichtssagende Gutachten ist von der Verwaltung akzeptiert und wohl auch bezahlt worden. Jetzt wird für die Renovierung ein 2-stelliger Millionenbetrag veranschlagt, der wohl deswegen entstanden ist, weil man das Gebäude verlottern ließ.
Das Kolpingshaus wurde zu einer respektablen Erbpacht für die Stadt nutzbar gemacht. Erst nach Abschluss wurde festgestellt, dass das Haus bzw. Gebäudeteile davon einsturzgefährdet sind und das Haus nicht betreten werden darf. Man dürfte von einer Bauverwaltung erwarten, dass der Zustand eines Gebäudes architektonisch überprüft wird, bevor man es in Erbpacht nimmt, sich also für viele Jahre finanziell bindet.
Die Errichtung eines privaten Gebäudes im Kellerwaldbereich ist aktuell ein Beispiel für die mangelnde Kompetenz der Bauverwaltung: es wurde ein Gebäude genehmigt, bei dem sich bei Baubeginn herausstellte, dass der Stollen eines Kellers darunterliegt, was dem Bauamt trotz Gutachten nicht bekannt war u.a. angeblich deswegen, weil frühere Mitarbeiter ihr Wissen über den Stollen mit in die Rente genommen hätten.
Das sind einige Beispiele, die den Verdacht nähren, dass die städtische Verwaltung trotz Bemühens überfordert zu sein scheint, ihren Aufgaben nachzukommen.
Ursächlich könnte die Fülle der zu beplanenden Projekte sein aber auch die Komplexität und Größe der Aufgabe, siehe Rathaus, denen man mangels Erfahrung mit Bauten solcher Dimensionen und überregionaler Bedeutung nicht gewachsen ist.
Es sollten Überlegungen angestellt werden, um diesem Dilemma zu entkommen.
Vorzuschlagen ist etwa ein langsameres Tempo der Stadtentwicklung oder die vermehrte Hinzunahme externer Kompetenz und Verantwortung v.a. bei Großprojekten wie dem Rathaus.
Wie auch immer: der zahlende Bürger, der die über das ganze Stadtgebiet verteilten Baustellen mit ihren Einschränkungen des Alltags aushalten muss, hat das Recht auf eine schnelle und professionelle Abwicklung dieser Bauvorhaben, ohne neben diesen baubedingten Belastungen auch noch beträchtliche finanzielle Lasten ertragen zu müssen.
Dr. Nerb, 1. Vorstand des Forchheimer Bürger Forums
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