Gartentipp: Trauer im Tomatenbeet – was tun bei Kraut- und Braunfäule?
Starker Regen beschert in vielen Gärten die Kraut- und Braunfäule / Befallene Pflanzenteile sorgfältig entfernen und entsorgen
Der Schreck war groß – fast über Nacht bekamen die Tomatenpflanzen dunkelbraune und graue Flecken auf verschiedenen Pflanzenteilen. Lange Zeit war die Kraut- und Braunfäule in manchen Regionen kein Thema mehr. Doch in diesem Jahr hat sie schonungslos zugeschlagen. Die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie haben es selbst erfahren.
Das Entsetzen und die Trauer sind groß. Auf eine große Tomatenernte werden in diesem Jahr viele verzichten müssen. Große Regenmengen sorgten für die starke Ausbreitung des Schadpilzes.
Die Kraut- und Braunfäule
Die Kraut- und Braunfäule an Tomaten wird durch den Pilz Phytophthora infestans verursacht. Die Krankheit tritt meist ab Mitte Juli bei feuchter, kühlerer Witterung und vor allem im Freiland auf. Befinden sich mit der gleichen Krankheit befallene Kartoffeln in der Nähe, sind diese oft schon früher erkrankt und infizieren dann die Tomate. Wiederkehrende (stärkere) Niederschläge, hohe Luftfeuchte sowie Temperaturen wenig über 20 Grad und nachts oft weit darunter, lassen die Blätter kaum abtrocken, so dass sich der Pilz schnell ausbreiten kann. Feuchte Böden ab Mai, verbunden mit Düngung, hat die Pflanzen schnell wachsen lassen, so dass sie recht weiches Gewebe gebildet haben. Dieses ist dann anfälliger für Krankheiten wie die Kraut- und Braunfäule.
Ältere Blättern zeigen zunächst graugrüne Flecken, die sich grau bis schwarz verfärben und ineinanderfließen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit bildet sich auf der Blattunterseite ein grauweißer Pilzrasen. Auch die Stängel werden befallen. Diese bekommen braune Flecken und werden dort brüchig. Empfindlich für eine Infektion sind auch die Früchte. Es entstehen braune, etwas eingesunkene harte Flecken, die tief in das Fruchtfleisch gehen. Die Früchte sind nicht genießbar und sind zu entsorgen.
Die Phytophthora-toleranten Tomaten Sorten zeigen im Freien, selbst ohne Überdachung, kaum Krankheitsbefall. Beispiele: ‘Philovita F1‘, ‘Primabella‘, ‘Phantasia F1‘
Was tun bei Befall?
Sehen Sie erste Flecken auf den Blättern und ist die Aussicht auf trockeneres Wetter, so können Sie die befallenen Pflanzenteile großzügig entfernen, mit der Hoffnung, dass es keine Neuinfektionen mehr gibt. Sind jedoch schon die Stiele der Tomaten mit dunkelbraunen Stellen übersät, so wird es mit der Tomatenernte nichts mehr werden und die Pflanzen sterben schnell ab. Entfernen Sie die ganzen Pflanzen sorgfältig und entsorgen Sie diese dann über die Biotonne.
Gesunde grüne Tomatenfrüchte können noch nachreifen, wenn sie ihre Endgröße erreicht haben und schon von dunkel- auf hellgrün wechseln. Doch kontrollieren Sie täglich. Oft bemerkt man den Fruchtbefall mit Braunfäule erst nach ein paar Tagen.
Nutzen Sie die nun leeren Beete für Herbstsalate wie Endivien, Zuckerhut und Feldsalat sowie Spinat, aber auch andere Salate, Kohlrabi und Radies. Problemlos können Sie Gründüngung einsäen. Oder benötigen Sie ein neues Erdbeerbeet?
Vorsorge für das nächste Jahr
Keiner kann sagen, wie das Wetter im nächsten Frühjahr und Sommer sein wird. Wichtig für den erfolgreichen Tomatenanbau ist auf alle Fälle ein weiter Pflanzabstand von mindestens 60 Zentimetern und ein konsequentes Ausgeizen, damit genügend Luft durchziehen kann und die Blätter möglichst trocken bleiben. Gießen Sie nur über den Boden und benetzen Sie die Blätter möglichst nicht. Besonders in Regionen, die öfter mit Niederschlägen rechnen, ist der Tomatenanbau unter einem Dach empfehlenswert. So bleiben die Pflanzen weitgehend trocken und es kann Wind durchziehen.
Deshalb sollten auch die Seiten der Überdachungsvorrichtung offen bleiben, eventuell lediglich die Wetterseite geschlossen. Pflanzen Sie Tomaten und Kartoffeln möglichst weit auseinander, denn oft sind erst die Blätter der Kartoffeln befallen, bevor die Pilzsporen die Tomaten infizieren. Die Tomatenstäbe werden mit Seifenlauge gewaschen und vorsorglich im nächsten Jahr ein anderes Beet gewählt. Die Nutzung von Folienhauben ist ungünstig. Es bildet sich schnell Schwitzwasser, was wiederum Pilzinfektionen begünstigt.
Ist das Gewächshaus die bessere Alternative?
Da könnte man meinen, es sei besser die Tomaten in ein Kleingewächshaus zu pflanzen. Dies bietet guten Regenschutz, es kann früher gepflanzt werden und es ist eine zeitlich längere Ernte zu erwarten. Allerdings ist das Ganze abhängig von der Größe. Je kleiner das Gewächshaus, umso problematischer wird der Anbau. Steigen die Außentemperaturen, wird es im Inneren schnell zu heiß.
Bei hoher Luftfeuchte besteht die Gefahr verschiedener anderer Pilzkrankheiten wie Grauschimmel, Samtfleckenkrankheit und andere. Manchmal ist der Fruchtansatz durch geringe Befruchtung nicht befriedigend. Lüften Sie so viel wie möglich und öffnen Sie Türen und Fenster, auch in der Nacht.
Wer weitere Fragen hat, wendet sich an das Gartentelefon (Tel.: 0931/9801-147) oder schreibt eine E-Mail an bay.gartenakademie@lwg.bayern.de.
Weitere Informationen gibt es auf den Internetseiten der Bayerischen Gartenakademie:
- www.lwg.bayern.de/gartenakademie/index.php.
- www.lwg.bayern.de/gartenakademie-infoschriften – Infoschriften
- www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartentipps – jede Woche neu
- www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gemueseblog – Neues aus dem Schaugarten
- www.lwg.bayern.de/gartenakademie-gartencast – Gartentipps zum Hören
Online-Quellenangabe: www.lwg.bayern.de/gartenakademie/gartendokumente/wochentipps/279637/index.php
Autorin Isolde Keil-Vierheilig, Bayerische Gartenakademie
Bilder: Christine Scherer © Bayerische Gartenakademie an der LWG Veitshöchheim
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