Bayreuther Hochschule für evangelische Kirchenmusik feierte 100jähriges Bestehen

Symbolbild Bildung

100 Jahre Ausbildung in Kirchenmusik in Bayern

In der Bayreuther Stadtkirche feierten Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Oberkirchenrat Stefan Reimers am Samstag 24. Juli einen Festgottesdienst anlässlich des 100jährigen Bestehens der Kirchenmusikhochschule in Bayreuth. Zudem wurde Professor Lucas Pohle als Hochschulprofessor eingfeführt. Im Anschluss an den Gottesdienst hielt Staatsminister a. D. Thomas Goppel einen Festvortrag mit dem Titel „Kirchenmusik – Seele des Glaubens.“ Der Gottesdienst war erfüllt mit Kirchenmusik verschiedenster Prägung.

Staatsminister Thomas Goppel, Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Oberkirchenrat Stefan Reimers, Rektor Wolfgang Döberlein – die druckfrische Festschrift in Händen.

Staatsminister Thomas Goppel, Regionalbischöfin Dorothea Greiner, Oberkirchenrat Stefan Reimers, Rektor Wolfgang Döberlein – die druckfrische Festschrift in Händen.

Die evangelische Kirchenmusikhochschule in Bayreuth ist die einzige in Deutschland mit einem Lehrstuhl für Kirchenmusikpädagogik. Regionalbischöfin Dorothea Greiner betonte in ihrem Grußwort daher: „Die Kirchenmusik bringt Menschen emotional in Berührung mit dem Glauben und schafft Gemeinschaft von hoher Bindungskraft. Unsere Hochschule in Bayreuth ist Inspirations- und Ausbildungsort für kirchenmusikalischen Gemeindeaufbau. In ihr ist Zukunftsmusik für unsere Kirche.“

Rektor Wolfgang Döberlein äußerte sich im Blick auf die Zukunft: „Mit der Akkreditierung der Masterstudiengänge und der Einrichtung eines Schülerstudiums bietet die Hochschule im Jubiläumsjahr 2020/21 nun ein in sich geschlossenes Bildungskonzept, das von der Studienvorbereitung bis zum Masterabschluss reicht und derzeit mehr als 40 junge Menschen in eng vernetzten und aufeinander abgestimmten Studienoptionen in idealer Arbeitsatmosphäre optimal auf das kirchenmusikalische bzw. musikpädagogische Berufsleben vorbereitet.“

Hintergrundinformationen:

Die Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth ist die Musikhochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Im November 1999 per Kirchengesetz durch die Landessynode gegründet, nahm sie ihren Betrieb am 1. Oktober des Jahres 2000 auf. Sie ist die Nachfolgeinstitution der 1948 ursprünglich als Kirchenmusikschule in Erlangen gegründeten, späteren Bayreuther Fachakademie für evangelische Kirchenmusik. Deren Wurzeln wiederum liegen in der durch Dr. Heinrich Schmidt vor 100 Jahren in Bayreuth gegründeten Privatorganistenschule.
Seit Oktober 2019 leitet Prof. Wolfgang Döberlein die Hochschule.

Grußwort von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner, Bayreuth 24. Juni 2021

Sehr geehrte Festgäste,
Ständiger Vertreter des Landesbischofs OKR Stefan Reimers
Staatsminister Thomas Goppel
Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger
Und natürlich Rektor Döberlein als spiritus rector der ganzen Festgestaltung
Liebe Freunde und Freundinnen der Kirchenmusik

Die Geschichte dieser Hochschule währt von ihren Anfängen länger als wir leben und möge sie länger bestehen als wir leben. Musik – zum Lob Gottes und als Ausdruck des Glaubens – ist ohnehin ein Strom, der alttestament-lich bezeugt seit Jahrtausenden fließt und sich fortsetzt in die Zukunft.

Trotzdem wird diese „Musik zum Lob Gottes und als Ausdruck des Glaubens“ entscheidend geprägt von einzelnen gestaltenden und organisierenden Menschen. So ist es auch heute – wenn ich in die Gottesdienstgemeinde blicke – und so war es auch vor 100 Jahren: Da ergriff ein Mensch, Dr. Heinrich Schmidt, die Initiative und begann ein Werk, das bis heute Bestand hat und so viel Klang, Gesang, Glaubenshilfe und Lebensfreude erzeugt hat.

Wir haben dieses Jahr 100 Jahre Kirchenkreis Bayreuth begangen. Dass wir heute 100 Jahre Kirchenmusikhochschule feiern, hängt unmittelbar zusammen. Denn bis November 1918 war der römisch-katholische König oberster Bischof – summus episcopus – der so genannten „Protestantischen Gesamt-Gemeinde in dem Königreiche“ Bayern. Ab dem 15. November 1918 gingen die Rechte des Summepiskopats zunächst auf das Kultusministerium über – bis die Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919 endgültig die Trennung von Staat und Kirche vollzog. Die Kirchen erhielten das Recht – innerhalb der Schranken des für alle geltenden Rechts – ihre Angelegenheiten selbstständig zu ordnen als Körperschaften des öffentlichen Rechts.

Diese Trennung von Staat und Kirche hatte Folgen und war für die Kirche eine riesige Gestaltungsaufgabe. Für die Kirchenmusik hieß dies: Der Lehrerkantor – diese wunderbare Verbindung von staatlichem Klassenlehrer und kirchlichem Organist war zum vergehenden Berufstyp geworden. Diesen drohenden Mangel erkannte Schmidt und gründete die Private Organistenschule. Seitdem ist diese Schule in vielfachen Veränderungen gewachsen zur einzigen evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Bayern.

Heute haben wir wieder Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen: Wir stehen vor einer Ruhestandswelle kirchlicher Mitarbeitender. Auch die Kantoren und Kantorinnen der Gemeinden sind von Alterungsprozessen nicht ausgenommen, wiewohl das Orgelschlagen körperlich wie geistig fit hält. Wir brauchen Nachwuchs.

Als Vorsitzende der Förderstiftung für evangelische Kirchenmusik freue ich mich, dass es der Stiftung gelungen ist – zusammen mit der Landeskirche, der Hochschule und dem Kirchenmusikerverband – eine große Werbekampagne zur Gewinnung von Nachwuchs für das nebenamtliche gemeindliche Orgelspiel und für hauptamtliche Dekanatskantoren und -kantorinnen anzustoßen. Dass diese gemeinsame Kampagne läuft, ist notwendig für unser zukünftiges kirchenmusikalisches Leben in der Fläche und in den dekanatlichen Zentren. Werben Sie mit. An Ihren Plätzen liegt Werbematerial, das unter die Leute soll.

Als Regionalbischöfin, die zugleich ein kirchenmusikalisches und ein missionarisches Herz hat, denke ich manchmal: Wir müssten noch einen Schritt weitergehen – nicht nur aber auch – weil sehr viele Pfarrer und Pfarrerinnen in den nächsten 15 Jahren in den Ruhestand gehen: Den Lehrerkantor gibt es nicht mehr. Heute bräuchten wir Kirchenmusikpädagogen und -pädagoginnen, die in berufs- und gemeindeübergreifenden regionalen Teams kirchenmusikalische Gemeindearbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gestalten. Kirchenmusik hat im Gesamttableau gemeindlichen Engagements die höchste Anzahl Ehrenamtlicher, die längste Bindekraft über Jahre und sie bringt Menschen emotional in Berührung mit der stärksten Ausdrucksform des Glaubens – teilweise schon bevor sie glauben.

In Bayreuth haben wir die einzige evangelische Kirchenmusikhochschule in Deutschland, die Kirchenmusikpädagogik als Lehrstuhl aufweist. Wir werden diese Hochschule brauchen als Inspirations- und Ausbildungsort für kirchenmusikalischen Gemeindeaufbau. In ihr ist Zukunftsmusik für unsere Kirche.