Bayreuth: Eine Eidesformel für Jurist*innen im digitalen Zeitalter: Team der Uni Bayreuth siegt im internationalen Wettbewerb

Symbolbild Bildung

Alexandra Molitorisová und Elijah Granet, Doktoranden am Lehrstuhl für Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth am Standort Kulmbach, und Lissy Verrall vom Inns of Court College of Advocacy in London haben den Ersten Preis in einem internationalen Wettbewerb des Liquid Legal Institute e.V. (LLI) in München gewonnen. Weltweit waren Studierende und Promovierende der Rechtswissenschaften eingeladen, einen Eid auszuarbeiten, der – analog dem hippokratischen Eid in der Medizin – ethische Selbstverpflichtungen für die Berufspraxis von Jurist*innen enthält. Das deutsch-britische Gewinnerteam konnte sich mit seinem Vorschlag gegenüber mehr als 20 weiteren Teams aus fünf Kontinenten durchsetzen.

Das LLI ist eine internationale Plattform, die darauf abzielt, die innovative Weiterentwicklung des Rechts und der Berufsfelder von Jurist*innen mit neuen Ideen und Initiativen zu fördern. Im Fokus stehen dabei die Bereiche Digitalisierung, Standardisierung, neue Verfahrensmodelle, Bildung und Ausbildung sowie materielles Recht. Der Wettbewerb zur Ausarbeitung eines beruflichen Eids für Jurist*innen war darauf ausgerichtet, eine zeitgemäße Form der Selbstverpflichtung zu finden, die weltweiten Innovations- und Digitalisierungsprozessen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik entspricht.

Der preisgekrönte Vorschlag einer Eidesformel enthält Verpflichtungen gegenüber individuellen Klient*innen, gegenüber der Gesellschaft und dem eigenen Berufsstand. Dazu zählen beispielsweise die strikte Vertraulichkeit im Umgang mit persönlichen Daten, aber auch die Festlegung, die in humaner Verantwortung zu treffenden juristischen Entscheidungen niemals digitalen Technologien zu überlassen, die lediglich eine unterstützende Funktion haben dürfen. Ebenso verpflichten sich Jurist*innen in der vorgeschlagenen Eidesformel dazu, ihre Kenntnisse der für die Rechtspraxis relevanten Technologien weiterzuentwickeln und dem aktuellen Stand anzupassen, beispielsweise durch Weiterbildungsmaßnahmen oder die Teilnahme an internationalen Netzwerken.

In einem nächsten Schritt werden die Initiatoren des Wettbewerbs den Eid verschiedenen Stakeholdern aus Wissenschaft und Praxis, beispielsweise Rechtsanwält*innen und Richter*innen sowie Rechtsabteilungen von Unternehmen, vorstellen. Dadurch wollen sie auf die Bedeutung technologischer Innovationen für die Rechtsentwicklung aufmerksam machen und um Zustimmung dafür werben, die entsprechende Verantwortung von Jurist*innen künftig auch in einem Eid zum Ausdruck zu bringen.

„Es hat uns sehr gefreut, dass wir uns mit der vorgeschlagenen Eidesformel in einem starken internationalen Wettbewerb durchsetzen konnten. In meiner täglichen Forschungsarbeit in Kulmbach befasse ich mich zurzeit mit Fragen des europäischen Lebensmittelrechts, das angesichts eines rasanten technologischen Fortschritts in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion vor neuen Herausforderungen steht. Um als Juristin verantwortungsbewusst entscheiden und handeln zu können, ist es zwingend notwendig, sich mit diesen Entwicklungen hinreichend vertraut zu machen und gegebenenfalls auf aktuelle wissenschaftlich-technologische Expertise zurückgreifen zu können. Die Welt der Paragraphen ist nicht genug“, sagt Alexandra Molitorisová.

Prof. Dr. Kai Purnhagen, Inhaber des Lehrstuhls für Lebensmittelrecht der Universität Bayreuth am Standort Kulmbach, ergänzt: „Der vom Liquid Legal Institute in München ausgeschriebene Wettbewerb zeigt beispielhaft die wachsende Aufmerksamkeit der Fachwelt für die hohe juristische Relevanz technologischer Innovationen. In Bayreuth haben wir daher für unsere Studierenden der Rechtswissenschaft neue Angebote entwickelt, mit denen sie ihren Horizont unter diesem Aspekt gezielt erweitern können: ein technikwissenschaftliches Zusatzstudium und ein interdisziplinäres Zusatzstudium Informatik und Digitalisierung.“