Zahl der Katholiken im Erzbistum Bamberg sinkt unter 650.000
Erzbischof Schick: „Kirche muss die Bedeutung ihrer Botschaft und ihres Wirkens für die Menschen deutlicher machen“
Die Zahl der Katholiken im Erzbistum Bamberg ist im Jahr 2020 um 1,87 Prozent auf 645.088 gesunken. Im Vergleich zu 2019 ging die Zahl der Kirchenaustritte um 19,58 Prozent zurück auf 6570. Zugleich sank die Zahl der Taufen um 29,74 Prozent auf 3060.
Noch größer war der Rückgang bei Trauungen (-68,86 Prozent auf 370) und Firmungen (-61,58 Prozent auf 1412). Bei den Erstkommunionen wurde ein Minus um 12,06 Prozent auf 3901 verzeichnet. Die Zahl der Eintritte ging von 56 auf 35 zurück, während die Wiederaufnahmen unverändert bei 112 lagen. Der Rückgang der katholischen Kirchenmitglieder geht einher mit einer um 0,74 Prozent sinkenden Zahl der Gesamtbevölkerung im Erzbistum. Der Anteil der Gottesdienstbesucher sank während der Corona-Maßnahmen von 10 auf 6,7 Prozent. Zugleich wurden zahlreiche Gottesdienste in Livestreams ausgestrahlt, deren Zuschauerzahl statistisch nicht erfasst ist.
Grund für den Rückgang aller Zahlen dürften vor allem die Corona-Pandemie sein und die damit verbundene Einschränkung bei Gottesdiensten und allen anderen kirchlichen Aktivitäten.
Der deutliche Rückgang der Austrittszahlen ist nach dem Höchstwert 2019 vor allem vom Lockdown verursacht, in dem zeitweise keine Austritte vor den Standes- und Einwohnermeldeämtern möglich waren. Schick wies darauf hin, dass die Zahlen von 2020 nicht sehr aussagekräftig seien. Im laufenden Jahr 2021 sei leider wieder ein Anstieg der Austritte zu erwarten. „Jeder Kirchenaustritt schmerzt und ist bedauerlich“, so der Erzbischof. In der veröffentlichten Meinung habe „die Kirche“ ein schlechtes Image. Bei vielen Bürgerinnen und Bürgern in den Pfarreien, Kindergärten, Schulen und sozial-karitativen Einrichtungen gebe es dagegen viel Anerkennung. „Wir müssen differenzieren!“, so der Erzbischof. Zum schlechten Image trügen Missbrauchs- und Finanzskandale, schleppende Aufklärung, unverständliche oder missverständliche Äußerungen kirchlicher Personen und Institutionen bei. Bekehrung zu den Tugenden und Werten der Botschaft Christi müssten wieder zu einem Dauerbrenner in allen kirchlichen Bereichen werden.
„Die Zahlen sind aber nicht alles und dürfen uns nicht lähmen“, so Schick. Es gebe heute bei vielen Gläubigen statt von der Wiege bis zur Bahre „Partialidentifikation mit“ und „Partialdistanzierung von“ der Kirche, die von den Statistiken nicht erfasst würden. „Auch den vor den Zivilbehörden Ausgetretenen sollen die Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie alle aktiven Kirchenglieder zeigen, dass sie mit ihnen verbunden bleiben“, so der Erzbischof. Alle in der Kirche müssten authentisch leben und zeigen, dass der Glaube wertvoll sei für das Leben, die Hoffnung eine Inspirationsquelle für die Mitarbeit an der guten Zukunft darstelle und die christliche Liebe Humanität weltweit ausbreite. „Wir steuern auf eine neue Sicht der Kirche und der differenzierten Kirchenzugehörigkeit zu. Davor müssen wir keine Angst haben, sondern mit ihr produktiv umgehen“, so Schick.
Die Statistiken aller deutschen Diözesen und der Deutschen Bischofskonferenz wurden am Mittwoch zeitgleich veröffentlicht. Die bundesweiten Zahlen sind auf www.dbk.de nachzulesen.
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