Landkreis Forchheim: „Notbremse vor dem Aussterben“ – Wiesenknopf-Ameisenbläuling wird gefördert
Regierung von Oberfranken regt Biodiversitäts-Projekt mit dem Landschaftspflegeverband Forchheim an. Restpopulationen sollen erhalten und gestärkt werden. Kooperativer Naturschutz steht im Zentrum.
Sie sind sehr selten geworden und gehören zu den am höchsten geschützten Tierarten Deutschlands – die Ameisenbläulinge. Sowohl der Helle als auch der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling kommen noch in der Umgebung von Forchheim und Neunkirchen vor. Nun sollen die geschrumpften Bestände zusammen mit den Landwirten und Landwirtinnen sowie den Kommunen erhalten und gefördert werden.
Ameisenbläulinge zu unterstützen ist jedoch nicht einfach. Die Tiere leben in komplizierten Dreiecksbeziehungen, denn für die Fortpflanzung brauchen die Tiere zwei Partner mit speziellen Ansprüchen: Zum einen legen die Weibchen ihre Eier ausschließlich in die jungen Blütenköpfe des Wiesenknopfes, an denen die Larven anfangs fressen. Zum anderen werden ganz bestimmte Ameisenarten benötigt, von deren Brut sich die Raupen später in ihrer Entwicklung ernähren. Dieses „Beziehungsdrama“ kann daher ausschließlich auf Feuchtwiesen und wechselfeuchten Wiesen geschehen, auf denen sowohl der Wiesenknopf als auch die Wirtsameise vorkommen.
Dieser Lebensraum steht nun bei neuen Konzepten und frischen Ideen im Fokus. Zu den Maßnahmen sollen mitunter die Vernetzung geeigneter Lebensräume sowie die Förderung eines kleinstrukturierten Biotopmosaiks zählen. Das Ganze kann natürlich nur zusammen mit den Flächenbewirtschaftern und -bewirtschafterinnen funktionieren. Ihnen winken finanzielle Prämien, wenn der Zeitpunkt der Mahd dem Entwicklungszyklus der seltenen Falter angepasst wird. Alle Maßnahmen sind freiwillig und sollen sowohl der Natur, als auch den Betrieben dienen. Kommunikation und Zusammenarbeit stellen in diesem vom Bayerischen Umweltministerium geförderten Projekt die wichtigste Grundlage dar.
Darüber hinaus wird auch ein besonderes Augenmerk auf die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit gelegt. Für Schulen und Verbände gibt es dann attraktive Angebote zum Mitmachen. Exkursionen und Vorträge stehen dabei ebenso auf dem Plan wie „Citizen Science Projekte“ und Ausstellungen.
Als Startschuss für das Projekt werden die Vorkommen der beiden Tierarten 2021 kartiert, um ein klares Bild vom Istzustand zu erhalten. Schmetterlingsspezialisten werden zu diesem Zweck bald mit Reißbrett und Fotoapparat bewaffnet die Wiesen begutachten. Neben den Faltern werden dabei auch die Bestände des Wiesenknopfes sowie der Wirtsameisen erfasst. Gerne werden auch Hinweise der Bevölkerung zum Vorkommen der beiden Falterarten sowie des Großen Wiesenknopfes entgegengenommen.
Für das Projektmanagement hat der LPV Forchheim den Populationsökologen und Schmetterlingsspezialisten Dr. Mirko Wölfling eingesetzt. Seine wissenschaftliche Unterstützung wird nicht nur bei der Auswertung der Kartierungen und Flächenerfassung zum Einsatz kommen, sondern z.B. auch bei der Erstellung von betriebsgerechten Pflegekonzepten. Neben der fachlichen Seite wird er zudem auch Schnittstelle zwischen Landwirtschaft, Bürgern und Bürgerinnen, Kommunen und dem LPV sein.
Im Projekt mit dabei ist auch die Untere Naturschutzbehörde, allen voran Laura Söllner, seit letztem Jahr Biodiversitätsbeauftragte am Landratsamt Forchheim. Als Landwirtin kennt sie die Anliegen der Flächennutzer und -nutzerinnen und konnte schon viele zum Einstieg ins Ameisen-Bläulings-Programm über Vertragsnaturschutz (VNP) überzeugen.
Wichtige Partner im Projekt sind weiterhin die Naturschutzverbände, insbesondere der Bund Naturschutz, der u.a. sein Fachwissen über Vorkommensschwerpunkte dieser beiden Falter-Arten mit ins Projekt einbringt.
Mit dem neuen Biodiversitäts-Projekt „Wiesenknopf-Ameisenbläuling im Landkreis Forchheim“ präsentiert sich der LPV erneut als wichtiger Träger zukunftsweisender Artenschutzbemühungen.
Das Projekt ist vorerst bis Ende 2022 terminiert. Eingeplant sind etwa 90.000 Euro für diesen Zeitraum. Alle Maßnahmen werden mit staatlichen Mitteln über die Regierung von Oberfranken gefördert.
Dr. Mirko Wölfling und Andreas Niedling
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