Erfolgsmodell für die Bamberger Malteser: Bundesfreiwilligendienst wird am 1. Juli zehn Jahre alt
Bedarf im Erzbistum Bamberg bleibt hoch
Seit zehn Jahren können Frauen und Männer zwischen 16 und 99 Jahren als Bundesfreiwillige in sozialen Diensten Menschen helfen und Lebenserfahrung sammeln. Bei den Maltesern in der Diözese Bamberg sind derzeit mehr als zehn Freiwilligendienstleistende aktiv. Weil der Bedarf nach wie vor hoch ist, suchen die Malteser dringend Freiwillige für die Bereiche Erste-Hilfe-Ausbildung, Fahrdienst, Menüservice und Hausnotruf zwischen Nürnberg und Bamberg. Jährlich engagieren sich bundesweit rund 100.000 Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD).
Gianluca (21) ist bei den Maltesern im Fahrdienst beschäftigt. Er ist bereits im zweiten Jahr als „Bufdi“, wie Absolventen des BFD im Volksmund häufig genannt werden, dabei, weil ihm die Aufgabe und die Atmosphäre bei den Maltesern so gut gefällt. Gianluca fährt in Nürnberg vor allem Behinderte täglich von zu Hause in die Werkstätten und Einrichtungen – und am Nachmittag wieder zurück. „Die Arbeit mit behinderten Menschen hat mir sehr viel gezeigt, auch persönlich. Ich kann jetzt viel besser als früher mit Kindern umgehen. Und bin Menschen gegenüber generell offener geworden“, erzählt Gianluca, warum der BFD auch seine Lebensperspektive zum Positiven verändert hat.
Khalil (19) und Anton (20) sind am Standort Bamberg als Freiwilligendienstleistende im Einsatz. Beide loben das tolle Arbeitsklima und ihre abwechslungsreichen und vielfältigen Aufgaben. Anton arbeitet für den Malteser Menüservice und fährt meist älteren Menschen in Bamberg das Mittagessen aus. In der übrigen Zeit ist er mit der Organisation und Administration beschäftigt. „Ich wollte das Brückenjahr nach der Schule nutzen, um etwas Sinnvolles zu tun. Und das hat sich hier zu 100 Prozent erfüllt“, sagt Anton. Ihm gefällt es so gut, dass er auch während des Studiums bei den Maltesern weitermachen will. Khalil, der in der Ersten-Hilfe-Ausbildung tätig ist, definiert für sich einen klaren Auftrag: „Ich will die Mitmenschlichkeit, die man im FSJ erfährt, an die Gesellschaft zurückgeben!“
Nach Einschätzung der Malteser ist der Bundesfreiwilligendienst insgesamt ein Erfolgsmodell. Manche Befürchtungen bei Einführung des Angebotes zum 1. Juli 2011 sind nicht eingetreten. Daniela Eidloth, Leiterin der sozialen Angebote im Haupt- und Ehrenamt bei den Maltesern im Erzbistum Bamberg sieht einen wichtigen Fortschritt. „Früher standen uns Zivildienstleitende nur noch neun Monate zur Verfügung, heute dauert die Tätigkeit eines Freiwilligen in der Regel ein Jahr oder mehr. Diese Differenz schafft auch andere und qualifiziertere Einsatzmöglichkeiten.“ Gerade für junge Menschen interessant ist oftmals eine Qualifikation im Rettungsdienst, die sie als Vorstufe zu einem späteren medizinischen oder pflegerischen Beruf nutzen können.
Eidloth wirbt aber auch für die vielen anderen attraktiven Aufgaben jenseits des Rettungsdienstes, für die die Malteser im Erzbistum dringend Unterstützung durch Freiwillige suchen. Und zeigt sich optimistisch, dass dies auch gelingt: Freiwilliges soziales Engagement sei heute vor allem bei vielen jungen Menschen fest im Bewusstsein verankert. „Wir haben gute Erfahrungen gemacht und hoffen sehr, dass wir auch jetzt wieder Interessenten mit attraktiven Tätigkeiten für ein Engagement begeistern können“, sagt Eidloth.
Ein weiterer Vorteil des BFD: „Der Bundesfreiwilligendienst hat das damals schon bestehende Freiwillige Soziale Jahr ergänzt. So können seitdem eben auch über 27-Jährige mitmachen“, wie die Malteser-Referentin erklärt. Deutschlandweit haben in den vergangenen zehn Jahren 3.500 FSJler und 7.000 BFDler die sozialen Angebote der Malteser freiwillig unterstützt.
„Gerade die Älteren bringen viel Lebens- und Berufserfahrung mit und sind bei den Maltesern gerne gesehen“, sagt Eidloth. Immerhin 16 Prozent aller BFD-Freiwilligen der Malteser in Deutschland sind älter als 27 Jahre. Für sie sollte es mit einem BFD unter anderem leichter werden, sich beruflich neu zu orientieren, aus der Familienzeit zurückzukehren oder sich nach Abschluss des Arbeitslebens sinnvoll zu engagieren.
Vorruheständler, die selbst aktiv werden und sich eine Freiwilligenstelle suchen, sind ein Weg. Ein anderer ist das Beispiel des „Engagierten Ruhestands“, das die Nachfolgeunternehmen der Deutschen Bundespost, heute DHL, Postbank und Telekom, praktizieren: Sie bieten ihren älteren Mitarbeitenden einen abschlagsfreien vorgezogenen Ruhestand an, wenn sie mindestens einen einjährigen Bundesfreiwilligendienst leisten oder sich mindestens 1.000 Stunden ehrenamtlich engagieren. Für die Malteser ein sinnvolles Angebot. „Wir wünschen uns, dass auch andere Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen solchen wertvollen Übergang in den Ruhestand ermöglichen“, sagt Eidloth und hofft, dass in den nächsten Wochen viele Bewerbungen von Jung und Alt auf ihrem Schreibtisch liegen.
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