Saisonfazit: HC Erlangen spielt beste Saison seiner Vereinsgeschichte
Der HC Erlangen hat sich am gestrigen Sonntag mit einem 30:31-Auswärtssieg gegen die HSG Nordhorn-Lingen aus der Bundesliga Saison 2020/2021 verabschiedet. Die längste Bundesligasaison aller Zeiten startete aufgrund der Corona-Pandemie nach sechs Monaten Pause erst Anfang Oktober und verlangte sowohl sportlich als auch organisatorisch jede Menge Einsatz von Spielern und Verantwortlichen. Trotz der Tatsache, dass der HC Erlangen aufgrund dem enormen Verletzungspech fast durchgängig auf über ein halbes Dutzend seiner Stammspieler verzichten musste, schafften es die Franken in der Mammutsaison über sich hinauszuwachsen: In Folge des Liga-Abbruchs der Vorsaison gingen 20 Mannschaften an den Start. 38 Mal traten die Schützlinge von Michael Haaß in der „stärksten Liga der Welt“ an und sammelten dabei 34 Pluspunkte. Gemessen anhand der Quotientenregel beendeten die Erlanger Bundesligahandballer die Saison 20/21 sogar mit dem besten Ergebnis ihrer Vereinsgeschichte. Mit 34:42 Punkten und einer Tordifferenz von -13 belegt der HC Erlangen in der Abschlusstabelle den 13. Platz.
Vor allem die Auftritte in der heimischen ARENA NÜRNBERGER Versicherung bleiben in der Saison 20/21 in Erinnerung. 20 Punkte sammelte der HCE in seinem Handballwohnzimmer. Höhepunkte waren dabei unter anderem der 31:21-Heimsieg gegen das Melsunger Star-Ensemble, welcher gleichzeitig der höchste Bundesliga-Sieg der Vereinsgeschichte war. Ein weiteres Ausrufezeichen setzte das Team von Trainer Michael Haaß im ersten Heimspiel des Jahres 2021, als der HCE den damaligen Tabellenzweiten Füchse Berlin mit 30:27 besiegen konnte. Unvergessen bleibt sicherlich auch der Derby-Sieg gegen den HSC 2000 Coburg oder der starke Erlanger Auftritt gegen das Top-Team SC Magdeburg, nachdem sich Anfang April nahezu die komplette Erlanger Mannschaft mit dem Corona-Virus infiziert hatte und zuvor vier Wochen lang kein Pflichtspiel absolvieren konnte.
GÄNSEHAUT-FEELING NACH ZUSCHAUER RÜCKKEHR IM JUNI
Momente, die sowohl Mannschaft als auch Fans niemals vergessen werden, waren jedoch nicht immer an den sportlichen Erfolg gekoppelt. Auch wenn der HCE seine letzten beiden Heimspiele gegen Lemgo und Flensburg nicht gewinnen konnte, herrschte in der ARENA NÜRNBERGER Versicherung eine echte Gänsehaut-Atmosphäre. Auf der Platte kämpfte der HC Erlangen Ende Juni ohne neun Stammspieler um jeden Ball und wurde dabei frenetisch von seinen Fans angefeuert. Jeweils 1700 Fans waren zugelassen – Jeweils 1700 Fans strömten bei den letzten beiden Heimauftritten und bei tropischen Temperaturen in die ARENA NÜRNBERGER Versicherung, um nach 8 Monaten endlich wieder live Handball zu erleben. Auch in der Ferne erkämpfte sich der HC Erlangen, der vor allem in den letzten Monaten buchstäblich auf dem Zahnfleisch kroch, so viele Punkte wie noch nie zuvor. 14 Zähler sicherten sich die Franken in fremden Hallen und überzeugten dabei mit Siegen oder Punktgewinnen gegen die Rhein-Neckar Löwen, Göppingen, Balingen, Stuttgart, Ludwigshafen, Essen und Wetzlar.
TORMASCHINEN, STEAL-KÖNIGE UND BETONMISCHER
In der Saison 20/21 gelang es dem HCE außerdem seinen Torrekord zu knacken. 1038 Tore warfen die Franken in der abgelaufenen Spielzeit – Im Schnitt 27 Tore pro Spiel, was gleichzeitig zum 10. Platz der Gesamt-Statistik aller Mannschaften führt. Bester Feldtorschütze im Team der Franken war Neuzugang Simon Jeppsson, der in 33 Spielen insgesamt 177 Tore (159 Feldtore) erzielte. Dicht gefolgt vom Deutschen Nationalspieler Sebastian Firnhaber, der alle 38 Spiele für den HC Erlangen absolvierte und sich dabei 133 mal in die Torschützenliste eintrug. Auf Platz drei der Erlanger Torschützen rangiert Christopher Bissel, der ebenfalls kein Saisonspiel verpasste und sich 92 Mal treffsicher zeigte. Bester Vorbereiteter der Saison war ebenfalls Simon Jeppsson der immer ein Auge für seine Mitspieler am Kreis oder auf den Außenbahnen hatte und seine Teamkollegen insgesamt 125 Mal stark in Szene setzte. Doch nicht nur in der Offensive konnte der HC Erlangen einen Schritt nach vorne machen. Die Neuzugänge Klemen Ferlin, Martin Ziemer und Janis Boieck glänzten zwischen den Pfosten und konnten mit insgesamt 432 gehaltenen Bällen (Ziemer=230, Ferlin=189, Boieck=13) die meisten Paraden einer Erlanger Saison stellen. Die starken Torhüterleistung katapultieren den HC Erlangen zudem auf Platz 2 der Gesamt-Statistik aller Teams, denn nur die Keeper der Rhein-Neckar Löwen konnten mehr Paraden verbuchen. Dabei konnten sich die beiden Torhüter auch auf ihre Vordermänner verlassen. Kreisläufer Sebastian Firnhaber, der in der vergangenen Woche für den erweiterten Olympia-Kader nominiert wurde, bewies mit 27 Blocks seine Abwehrstärke. Die fränkische Abwehr, die HCE-Coach Michael Haaß in seiner ersten Bundesligasaison als Trainer aufgrund der vielen Ausfälle immer wieder neu zusammenstellen musste, rührte förmlich Beton an. Egal in welcher Formation der HCE auf der Platte stand: Jeder Spieler des HC Erlangen zerriss sich in der Defensive für den Teamerfolg. Unumstrittener Steal-König bleibt das Erlanger Eigengewächs Christopher Bissel. 26 Mal (Platz 4 von 490 Spielern in der HBL) schnappte sich der clevere Linksaußen das Spielgerät und verhalf seiner Mannschaft damit gleichzeitig zum nächsten Saison-Bestwert: 138 Tempogegenstöße gelangen den Erlangern in einer Saison noch niemals zuvor. Am längsten auf der Platte stand die Nummer 21 des HC Erlangen, Christopher Bissel. Insgesamt 1741 Minuten spielte der Linksaußen in dieser Saison und legte dabei mit 147 km die größte Distanz für sein Team zurück.
25 SPIELER EINGESETZT
Ein Rekord, auf den der HC Erlangen gerne verzichtet hätte, hat sicherlich mit der Anzahl der Verletzten zutun. Immer wieder mussten die Erlanger Handballer personelle Rückschläge verkraften. In den letzten Wochen und Monaten agierte der HCE phasenweise ohne neun etablierte Stammkräfte. Neben dem zweifachen norwegischen Vizeweltmeister Petter Overby und den langfristigen Ausfällen von den Nationalspielern Antonio Metzner, Sime Ivic, Klemen Ferlin und Kapitän Nikolai Link mussten die Franken in den letzten Wochen der Saison außerdem auf Europameister Steffen Fäth, Spielmacher Nico Büdel, Benedikt Kellner und Max Jaeger verzichten. Trainer Michael Haaß schenkte daraufhin den jungen Nachwuchsspielern wie Tarek Marschall, Stefan Bauer, Yannik Bialowas und Janis Boieck in den vergangenen Wochen sein Vertrauen, was sich im Nachhinein auszahlte und zudem die gute Nachwuchsarbeit des HC Erlangen unterstreicht. Darüber hinaus verpflichteten die Franken kurzfristig Benjamin Meschke, Stefan Lex und Matthias Ritschel, die sich ebenfalls in den Dienst der Mannschaft stellten und für Entlastung sorgten. Insgesamt 25 Spieler kamen in der Saison 20/21 für den HC Erlangen zum Einsatz. Mit großer Leidenschaft und viel Mut sorgte der „kunterbunte Haufen“ des HC Erlangen in den vergangenen Wochen so für die ein oder andere Überraschung in der HBL und spielte sich dank einer unglaublichen kämpferischen Einstellung in die Herzen seiner Fans.
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