Zwei Denkmalschutzmedaillen gehen nach Oberfranken

15 Denkmalschutzmedaillen gehen in diesem Jahr an Persönlichkeiten und Institutionen in ganz Bayern, die sich in herausragender Weise für die Denkmalpflege engagiert haben. Das gaben Kunstminister Bernd Sibler und Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, in München bekannt.

Mit der Denkmalschutzmedaille werden seit 1978 besondere Verdienste in der Bau-, Kunst- und Bodendenkmalpflege in Bayern gewürdigt. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht die Auszeichnung einmal im Jahr gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden im Laufe des Jahres die Denkmalschutzmedaille im Rahmen eines Vor-Ort-Besuchs am jeweils ausgezeichneten Projekt erhalten.

Die Trägerinnen und Träger der Denkmalschutzmedaille 2021 aus dem Bezirk Oberfranken sind:

  • Reinhold Geldner für den Fränkische-Schweiz-Verein Hiltpoltstein e.V. für die Instandsetzung des sogenannten Spörlhauses in Hiltpoltstein, Forchheim, Oberfranken
  • Iris Selch für die Instandsetzung einer Fabrikantenvilla in Helmbrechts, Hof, Oberfranken

Iris Selch für die Instandsetzung einer Fabrikantenvilla in Helmbrechts, Hof, Oberfranken

Ehemalige Fabrikantenvilla, Helmbrechts, Foto: Iris Selch

Ehemalige Fabrikantenvilla, Helmbrechts, Foto: Iris Selch

Die gebürtige Helmbrechtserin Iris Selch hatte die leerstehende ehemalige Fabrikantenvilla erworben, um sich in ihrer Heimat einen Rückzugsort zu schaffen. Zunächst musste sie das 1904 entstandene Gebäude aber erst einmal sanieren. Seine Substanz war unter anderem durch echten Hausschwamm so stark geschädigt, dass es einzustürzen drohte. Darüber hinaus sollte sich das Denkmal den Bedürfnissen der Gegenwart und auch den individuellen Vorstellungen seiner neuen Eigentümerin anpassen.

Tatsächlich zeigte sich erst im Zusammenhang mit den statischen Instandsetzungsarbeiten die opulente Ausstattung der Villa. In vielen Räumen traten unter neuzeitlichen Anstrichen und Tapeten reiche ornamentale und szenische Malereien zu Tage, die vermutlich die Reiseeindrücke des einst hier ansässigen international agierenden Textilfabrikanten abbilden – ein hoher Lohn für das herausragende Engagement Iris Selchs für dieses Denkmal. In ungeahnter Weise steigerte diese Fülle an neu entdeckten originalen Ausstattungsteilen den ideellen Wert der von außen zunächst eher unscheinbaren Villa und motivierte sie zu umfänglichen Restaurierungsmaßnahmen. Sämtliche Befunde, darunter auch der florale Deckenstuck wurden gesichert und ergänzt. Und so ist heute das ursprüngliche, ungemein reiche und individuelle Interieur wieder erlebbar, auch für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, die die Besitzerin am Tag des offenen Denkmals in die Villa einlud und ihnen darüber hinaus einen virtuellen dreidimensionalen Rundgang durch ihr Haus ermöglichte.

Die Villa ist zu einem der qualitätsvollsten Baudenkmäler Helmbrechts geworden. Mit ihr wurde ein herausragendes Denkmal oberfränkischer Industriegeschichte nicht nur erhalten, sondern auch annähernd bauzeitlich wiederhergestellt.

Projektbeteiligte

Krauß Architekten, Lichtentanne; Hußenöder Ingenieure in Würzburg; Denkmalpflegerische Beratung: Dr. Kathrin Gentner, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Gerald Köppel, Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Hof

Reinhold Geldner für den Fränkische-Schweiz-Verein Hiltpoltstein e.V. für die Instandsetzung des sogenannten Spörlhauses in Hiltpoltstein

Sogenanntes Spörlhaus, Hiltpoltstein, Foto: Reinhold Geldner

Sogenanntes Spörlhaus, Hiltpoltstein, Foto: Reinhold Geldner

Das eher versteckt liegende Haus am Fuß des Burgfelsens hat eine lange Geschichte. Ungefähr 300 Jahre gehörte es dem Pflegamt und diente als Brauhaus. Im Lauf der Jahrhunderte fiel Hiltpoltstein während kriegerischer Auseinandersetzungen mehrmals Brandschatzern zum Opfer. Mindestens einmal wurde es bis auf die Kirche und die Burg nahezu komplett zerstört.

Die Aufzeichnungen des Pflegamtes zeugen von vielen, umfangreichen Reparaturen und Umbauten des sogenannten Spörlhauses – zuletzt 1872 in ein Wohnhaus mit Stall. Die dendrochronologische Untersuchung seines Dachstuhls kam zu dem Ergebnis, dass die verwendeten Bäume im Winter 1744 gefällt worden sein müssen.

Bevor der Fränkische Schweiz Verein Hiltpoltstein e.V. das Gebäude im Jahr 2011 erwarb, befand es sich in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Von 2013 bis 2015 baute es der Verein zu seinem Vereinsheim mit Ausstellungsräumen um. Dank der Aktivitäten des Vereins wurden das „Spörlhaus“ und in der Folgezeit auch die dazugehörige Scheune denkmalgerecht und vorbildlich instandgesetzt. Mit dem liebevoll und authentisch eingerichteten Vereinsraum und dem kleinen Museum im Obergeschoss ist hier mit vorwiegend ehrenamtlichem Engagement eine Bereicherung für das Ortsbild und das öffentliche Leben in Hiltpoltstein entstanden. Immer wieder hat sich der Verein in den vergangenen Jahren auch zum Tag des offenen Denkmals mit dem Anwesen präsentiert, das sich als Besuchermagnet erwies.

Mit seinem außergewöhnlichen Engagement für die vortrefflich gelungene Instandsetzung dieses Baudenkmals und ebenso mit seinen weiterführenden Aktivitäten rund um das Gebäude hat sich der Verein in herausragender Weise um die Denkmalpflege verdient gemacht.

Projektbeteiligte

Denkmalpflegerische Beratung: Dr. Robert Pick, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege